• Fritz Baumgartner füllt seinen Honig in Gläser ab. Der Ertrag und der Aufwand war selten so gross wie in diesem Jahr. · Bild: Leroy Ryser

13.09.2017
Huttwil

So viel Honig geerntet wie selten zuvor

Das Jahr 2017 wird für Fritz Baumgartner als eines der besten Jahre in die Geschichte eingehen. Der Imker hat insbesondere beim Waldhonig einen unvergleichlichen Ertrag erzielt. Schweizweit sind die Erträge zwar unterschiedlich, aktuell deutet dennoch vieles auf einen rekordhohen Erfolg hin.

Fritz Baumgartner ist seit mittlerweile über 60 Jahren als Imker tätig. Ein so gutes Jahr wie das laufende, hat er aber höchstens zwei Mal erlebt. «Der Ertrag vor zwei Jahren war ganz gut, und das Jahr 1976 war ein Wunderjahr», erinnert sich der Huttwiler. So gut wie 2017 sammeln die Bienen nur selten Honig. Das hat jedoch nicht mit der Bienenpopulation zu tun, sondern vielmehr mit dem Wetter.
Das bestätigen auch Agroscope, die Schweizer Landwirtschaftsforschung, sowie Bruno Reihl vom VDRB, dem Verein für Bienenfreunde. «Die gute Ernte ist sehr regional bedingt. Hagel oder Stürme beeinflussen die Ernte stark.» Das gilt insbesondere für den Waldhonig, der in diesem Jahr auf einem schweizweiten rekordhoch gesammelt wurde. Dafür verantwortlich sind Honigläuse, die auf Tannen leben und einen Honigtau herstellen, der von den Bienen gesammelt wird. Entsteht aber starker Regen, wird diese Ernte abgespült, bevor sie eingesammelt wird. Dort, wo das Wetter stabil blieb, sind die Erträge entsprechend gross, informiert Bruno Reihl. Zu den erntestarken Regionen gehört der Kanton Bern, insbesondere das Emmental, wo auch wegen günstigen Lebensumständen – wenig Wespen im letzten Jahr und ein milder Winter – viele Honigläuse überleben konnten.

Im Zwei-Wochen-Turnus ernten
Es war aber nicht nur der Waldhonig, der in diesem Jahr überaus gut lief. Selbst der Blütenhonig, welcher von den Bienen früher und somit von den Pflanzenblüten gesammelt wird, war immerhin gut. «Wir hatten reichlich Arbeit», sagt Fritz Baumgartner deshalb. Alle 10 bis 14 Tage konnte er die Waben an seinen Standorten einsammeln und Honig ernten, bei 30 bis 35 Völkern pro Standort ein grosser Aufwand. Die Honiggläser füllt der 77-Jährige zwar mit einer Maschine ab, die er aber selbst bedienen muss. Beispielsweise aber die Etiketten und Suisse- Garantie-Gütesiegel werden auf die mehreren tausend Gläser von Hand aufgeklebt. Die einzelnen Standorte hätten zwar unterschiedlich viel Ertrag eingebracht, obwohl die Ernte an schweizweit vereinzelten Standorten schlecht war, war jene von Fritz Baumgartner höchstens «weniger gut». «Wir gehören zu den Wanderimkern. Das heisst, wir zügeln die Bienen dorthin, wo wir entsprechenden Ertrag vermuten», so Fritz Baumgartner weiter. In diesem Jahr arbeiteten seine Bienen unter anderem in Huttwil, Bäriswil, Koppigen und Trub.
Positiv ist aber nicht nur der Ertrag an sich, sondern auch die anhaltende Gesundheit der Bienen nach dem strengen Jahr. Im Jahr 1976 waren diese überarbeitet und färbten sich teilweise schwarz. «Wir nannten das die Waldkrankheit.» Zurzeit seien die Bienen aber weiterhin gut in Form und kümmerten sich daher um ihre Nachkommenschaft. Die Varroabehandlung und das Auffüttern der Wintervorräte mit Zuckerwasser klappe daher ganz gut, im Gegensatz zum Jahr 1976.

Mehr als doppelt so viel Arbeit
Ob der Ertrag auch im nächsten Jahr so gut sein wird, darf bezweifelt werden, die Hoffnung aber bleibt. Dass die Jahre sehr unterschiedlich sind, zeigen auch die beiden vergangenen Saisons. Im Jahr 2016 mussten die Bienen durchgefüttert werden, Honig konnte fast keiner produziert werden, während 2017 deutlich mehr Ertrag und weniger Probleme bereitete. «Ich habe lieber viel zu tun, als dass ich Angst um meine Völker haben muss, weil sie hungern müssen», sagt Fritz Baumgartner, der im Vergleich zu anderen Jahren etwa zwei- bis dreimal so viel Arbeit hatte wie sonst. Auch deshalb hat sich der Imker mit einem über 60-jährigen Erfahrungsschatz zum Ende der Saison vor seinen Tieren verneigt und ihnen für den Ertrag entsprechend Danke gesagt. Noch ist nicht der komplette Honig abgefüllt, es darf aber davon ausgegangen werden, dass der neu angehäufte Vorrat für die nächsten zwei bis drei Jahre reichen wird.

Von Leroy Ryser