Spycher-Handwerk ist optimistisch

Nach dem Corona-Lockdown kehrt auch bei der Spycher-Handwerk AG langsam wieder Normalität ein. Kurzarbeit musste nur für den Verkauf und den Marktfahrer angemeldet werden. Ungeachtet der geringeren Einnahmen rechnet das innovative Familienunternehmen mit einem guten Jahresabschluss.

Huttwil · Während die Türen zum Laden der Spycher-Handwerk AG ab dem 16. März geschlossen blieben und sämtliche Kurse abgesagt werden mussten, wurde in der Produktion, Tierbetreuung und im Büro normal weitergearbeitet. «Für unsere Angestellten im Verkauf und für den Marktfahrer mussten wir leider Kurzarbeit anmelden», bedauert Amos Grädel, der innerhalb des Familienbetriebes für die Administration und das Marketing zuständig ist.
Gäste, welche in den Jurten übernachten wollten, mussten sich ebenfalls gedulden. «Wir konnten ab dem 1. Mai wieder drei der sieben Jurten für unsere Gäste freigeben», freut sich Amos Grädel. Diese waren denn auch, vorzugsweise an den Wochenenden, gut gebucht. Seit dem 6. Juni sind nunwieder alle Jurten verfügbar. Dabei können die erforderlichen Abstände, um eine mögliche Ansteckung der Gäste zu verhindern, problemlos eingehalten werden, wie Amos Grädel versichert.
Auch Führungen, welche zu dieser Jahreszeit durchschnittlich zwei Mal pro Tag durchgeführt werden können, mussten alle abgesagt werden. Seit dem 6. Juni sind sie nun wieder möglich. Doch noch ist der Kalender bis Ende Juli leer, alle gebuchten Gruppen haben annulliert oder auf ein späteres Datum verschoben. Viele wollen das Risiko einer Ansteckung nicht eingehen, denn bei den Führungen sind die erforderlichen Abstände kaum einhaltbar. «Meist waren es ältere Personen, die bei uns eine Führung gebucht hatten», erklärt Amos Grädel. Er war zum Zeitpunkt des Lockdowns mit seiner Familie in Amerika im Urlaub. «Unser Rückflug war auf den 1. April gebucht, doch es gab an diesem Datum schon keine Flüge mehr zurück in die Schweiz.» Nach der unfreiwilligen Ferienverlängerung hat es die junge Familie dank einer Flugumbuchung schliesslich doch noch geschafft, am 1. Mai wieder zurück in die Schweiz zu fliegen. «Wir haben fast den gesamten Lockdown verpasst», erzählt Amos Grädel.

Laden wieder geöffnet
Seit dem 11. Mai hat nun auch der Laden mit den geltenden Hygieneregeln wieder geöffnet und die Angestellten konnten ihre gewohnte Arbeit wieder aufnehmen. «In den ersten beiden Wochen hatten wir aussergewöhnlich viel Kundschaft, seither hat sich wieder Normalität eingestellt», erzählt der zweifache Vater.
Die Anzahl der Bestellungen im Online-Shop haben sich unterdessen ebenfalls wieder normalisiert. «Während dem Lockdown war der Aufwand für telefonische Beratungen aussergewöhnlich hoch und wir durften rund eineinhalb Mal mehr Bestellungen als sonst verarbeiten. Im April wurden über 1000 Pakete verschickt, es war fast wie in der Weihnachtszeit», sagt Amos Grädel.
Er ist für die Treue seiner Kundschaft sehr dankbar. Doch das erhöhte Bestellaufkommen konnte den Verlust durch den Lockdown nicht aufholen. Dank der verschiedenen Geschäftszweige hält er sich jedoch in Grenzen. «Wir erwarten dank einem sehr guten Start in das diesjährige Geschäftsjahr, das jeweils im Juni endet, trotzdem einen guten Jahresabschluss», ist Amos Grädel zuversichtlich und freut sich, dass nun fast alles wieder normal läuft.
Einzig der Marktfahrer konnte sein gewohntes Arbeitspensum noch nicht ganz aufnehmen. Obwohl die Märkte wieder stattfinden dürfen, haben einige aufgrund der vielen Auflagen noch immer nicht geöffnet.

Handwerkermarkt findet erst im September statt
Der Historische Handwerkermarkt auf dem Areal des Spycher-Handwerks findet dieses Jahr nicht wie gewohnt im Juli, sondern erst im September statt, da Anlässe mit über 1000 Personen noch bis Ende August verboten sind. Der beliebte Markt wird um einen Tag verlängert und findet neu am Wochenende vom Freitag, 4. bis Sonntag, 6. September, statt. Er fällt somit mit dem «Kunst-Werk-Wolle-Plus» Anlass zusammen, der bereits für diesen Zeitpunkt geplant war. Das Datum der Schafschur vom 24. Oktober bleibt bestehen.

Von Marion Heiniger