Standort-Marketing mit einem Hockey-Team?
Investiert die Gemeinde Huttwil bald Geld in ein Eishockeyteam? Die Chancen, dass öffentliche Gelder im Rahmen eines Namensponsorings ins Hockeyunternehmen von Heinz Krähenbühl fliessen, stehen gar nicht so schlecht.
Eishockey · Heinz Krähenbühl ist zwar noch bis Saisonende «nur» Geschäftsführer («CEO») des EHC Brandis. Die erste Mannschaft spielt in der «MySports League». Der höchsten Amateurliga des Landes. Weil aber Heinz Krähenbühl seinerzeit beim Einstieg Schulden in sechsstelliger Höhe des finanziell nicht mehr lebensfähigen Vereins übernommen hat, kann er im Alleingang entscheiden. Zum Beispiel hat er angeordnet, dass Brandis nächste Saison nicht mehr in Hasle spielt. Sondern in Huttwil. Diese Woche ist er per Saisonende als Geschäftsführer des EHC Brandis zurückgetreten. Mit gutem Grund: er kümmert sich ab sofort «nur» noch um die erste Mannschaft. Und die wird er juristisch vom EHC Brandis lösen, einen neuen Verein oder eine AG gründen, die Spieler der ersten Mannschaft auf diesen neuen Verein oder die neue AG übertragen und der Name Brandis wird verschwinden. Heinz Krähenbühl bestätigt: «Ja, so ist es. Wir werden unter einem neuen Namen spielen.» Die Formalitäten für die Namensänderung müssen bis Ende April erledigt sein. Diesen neuen Namen hat er noch nicht gefunden. Und da kommt nun die Gemeinde Huttwil ins Spiel.
Ein Treffen mit dem Gemeinderat
Nächste Woche hat Heinz Krähenbühl einen Termin bei Huttwils Gemeindepräsident Walter Rohrbach. «Mein Ziel ist es, dass wir im Sinne von Standortmarketing den Namen Huttwil im neuen Klubnamen führen. Aber wir tun das nicht gratis.» Will heissen: Die Gemeinde bezahlt, damit Brandis künftig Huttwil im Namen integriert. Was durchaus Sinn macht: Die Mannschaft in der dritthöchsten Liga des Landes ist die einzige Institution in Huttwil mit regelmässiger nationaler Ausstrahlung und sogenantes Namensponsoring gehört heute durchaus zum Sportgeschäft.
Die politische Schlüsselfigur bei diesem Geschäft wird allerdings nicht Walter Rohrbach, sondern Marcel Sommer sein. Der Bankmanager ist erstens Präsident der «Arbeitsgruppe Standortmarketing», zweitens Vorsitzender der Finanzkommission und drittens Gemeinde-Vizepräsident. Er sagt auf Anfrage zu diesem Thema: «Diese Idee ist gar nicht so schlecht.» Man habe die Möglichkeit, aus einem Fonds für Standortmarketing Geld zu entnehmen. Wer aus diesem Topf alimentiert wird, schlägt die Kommission vor, die er präsidiert. Der Gemeinderat entscheidet schliesslich.
Bis zu 20 000 Franken
Wie viel könnte Huttwil bezahlen? Marcel Sommer sagt: «Wir sprechen in diesem Zusammenhang von ein paar tausend Franken. Nicht mehr.» Die absolut oberste Grenze in Geschäften dieser Art liegt in Huttwil theoretisch bei 20 000 Franken. Praktisch ist sie in diesem Fall tiefer. Heinz Krähenbühl geht es bei dieser ganzen Angelegenheit zwar um Geld. Aber nicht nur. Ein Einstieg der Gemeinde als «Namens-Sponsor» hätte auch als politisches Bekenntnis zum Eishockey eine starke Signalwirkung im Grossraum Huttwil.
Und was ist, wenn sich in Brandis Widerstand gegen die «Umtaufe» regen sollte? Das wäre vereinsrechtlich wahrscheinlich möglich und könnte für viel Ärger sorgen. Doch ist damit nicht zu rechnen. Heinz Krähenbühl, sagt, er habe intern über seine Absichten informiert. Da er für das finanzielle Überleben des Vereins mit weiteren Teams in der 2. und 3. Liga und diversen Juniorenmannschaft bürgt, gilt hier wohl: wer zahlt befiehlt, wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Heinz Krähenbühl sagt, er hoffe, dass es keine Unstimmigkeiten gebe. Denn es liege ihm sehr am Herzen, dass Brandis gerade wegen der Junioren-Mannschaften weiterhin bestehen könne.
Er will die erste Mannschaft von Brandis, die nun halt nicht mehr Brandis heissen wird, in der dritthöchsten Liga als unabhängigen Ausbildungsclub mit nationaler Ausstrahlung positionieren. «Wir korrigieren bereits auf nächste Saison die Zielsetzung nach unten. Es geht nicht mehr darum, die Meisterschaft zu gewinnen. Es geht darum, die Spieler weiterzuentwickeln und mit einer massiv verjüngten Mannschaft in die Playoffs zu kommen. Es bringt einen jungen Spieler nicht weiter, wenn er nur ab und zu bei uns spielt und daneben auch noch irgendwo bei den Elite-Junioren oder hin und wieder mit der ersten Mannschaft. Eine persönliche und sportliche Entwicklung gibt es nur, wenn einer in ein Team integriert ist und volle Verantwortung trägt. Das Ziel ist es, dass einer die ganze Saison bei uns spielt, besser wird und dann den Einstieg ins Profihockey schafft.» Es sei eine intensive Zusammenarbeit mit Langnau und Langenthal geplant. «Aber auf der Basis unserer Selbständigkeit.» Er ist daran, im Oberaargau Investoren für dieses Ausbildungsteam zu gewinnen. Markus Bösiger werde nicht dazugehören.
Mit Michael Trüssel?
Welche Art Spieler könnten das sein, die in Huttwil den Sprung ins Profihockey schaffen? Heinz Krähenbühl sagt, Joel Scheidegger sei dafür ein gutes Beispiel. «Er ist in der vergangenen Saison mit dem Ziel zu uns gekommen, sich fürs Profihockey zu empfehlen. Jetzt hat er auch dank der konstant guten Leistungen bei uns einen Vertrag bei Langenthal bekommen.» Der 23jährige Verteidiger hatte zwei Jahre lang vergeblich versucht, bei den Ticino Rockets und bei Langenthal im Profihockey Fuss zu fassen. Nun hat er nach einer sehr guten Saison mit Brandis doch noch einen Profivertrag bei Langenthal bekommen.
Heinz Krähenbühl nennt noch einen Spieler, der den Einstieg ins Profihockey mit einem Umweg über Huttwil schaffen könnte: Michael Trüssel war einst Captain der SCB-Elitejunioren und produzierte einen Punkt pro Spiel. Langenthal hat ihn gewogen und für die zweithöchste Liga als zu leicht befunden und nach 54 Partien (1 Tor/3 Assists) ausgemustert. Auch Visp und Winterthur wollen dem flinken, aber verhältnismässig kleinen Stürmer (176 cm/81 kg) keine Chance in der Swiss League (frühere NLB) geben. Dem 22jährigen Huttwiler bleiben zwei Optionen: nur noch Hobby-hockey oder es noch einmal versuchen. Er ist besser als es seine bisherige NLB-Statistik vermuten liesse. Heinz Krähenbühl sagt: «Bei uns kann er noch einmal einen Anlauf nehmen. Wir werden uns noch mit ihm unterhalten.» Es wäre eine schöne Geschichte: ein Team, das den Namen Huttwil trägt (und dafür «äs Birebitzeli» Geld bekommt) ermöglicht einem Huttwiler doch noch eine Karriere im Profihockey.
Von Klaus Zaugg