• Die Kampfszene des Tages (oder sogar des Jahres?) am diesjährigen «Oberaargauischen»: Im Schlussgang hebt Fabian Staudenmann den amtierenden Schwingerkönig Joel Wicki hoch und wuchtet ihn dann gültig ins Sägemehl. · Bilder: Barbara Loosli

  • Valentin Steffen vom Schwingklub Sumiswald reihte sich unter die Kranzgewinner.

  • Lukas Jäggi vom Schwingklub Langenthal reihte sich unter die Kranzgewinner.

  • Im vierten Gang duellierte sich Kranzgewinner Valentin Steffen (Schwingklub Sumiswald) mit Schwingerkönig Kilian Wenger (Horboden).

  • Thomas Kropf aus Langenthal beendete seine Karriere in Kirchberg mit einem Kranzgewinn.

31.05.2023
Sport

Staudenmann sorgt gegen Wicki für Ekstase

Die Arena in Kirchberg bebte, als der Mittelländer Fabian Staudenmann (Guggisberg) im Schlussgang den Schwingerkönig Joel Wicki (Sörenberg) aufhob und mit voller Wucht ins Sägemehl bettete. Ein grandioser und in dieser Wucht kaum gesehener Festsieg. Mit Florian Weyermann (Schüpbach) und Lukas Jäggi (Gutenburg) konnten sich am «Oberaargauischen» zwei Langenthaler Athleten krönen lassen. Von den Sumiswaldern kam als einziger Schwinger Valentin Steffen (Grünen) in den Genuss eines weiteren Kranzes.

Schwingen · Am Pfingstsamstag blickte die gesamte Schwingwelt ans «Oberaargauische». Der organisierende Schwingklub Kirchberg feiert heuer sein 100-Jahr-Jubiläum. 19 hochkarätige Sägemehlsport-Athleten standen im mit 164 Mann besetzten Teilnehmerfeld. Darunter je eine Vierer-Delegation vom Schwingklub Entlebuch und Binningen.
Grandios, atemberaubend und kraftvoll: Im finalen Gang des Tages trafen am Oberaargauischen Schwingfest in Kirchberg die beiden aktuell besten Schwinger des Landes aufeinander. In der mit 7750 Zuschauerinnen und Zuschauern gefüllten Schwingarena wurde es still, als sich die beiden Schlussgangteilnehmer Fabian Staudenmann und Joel Wicki die Hand reichten. Aber es blieb nicht lange still, denn im finalen Kampf ging es richtig zur Sache. Die Giganten boten Schwingsport der Extraklasse. Beide hatten ihre Chancen, doch Staudenmann dominierte. Nach knapp zehn Minuten gelang es dem Berner den amtierenden Luzerner König vom Boden hochzuheben und dann mit voller Wucht ins Sägemehl zu donnern. Die Arena bebte. Ekstase pur.  Fabian Staudenmann im Siegesrausch. Der phänomenale Siegeszug des Mittelländers (drei Kranzfestsiege) hält an.

Schon im Anschwingen duelliert
Die beiden Schlussgang-Teilnehmer trafen sich bereits im Anschwingen und teilten sich nach sechs Minuten die Punkte. Die Spitzenathleten kämpften in den Saisons 2021 und 2022 dreimal gegeneinander. Die Duelle endeten immer gestellt. Im Schlussgang am «Oberaargauischen» brauchte es einen Sieger, ansonsten hätte Lokalmatador und Publikumsliebling Remo Käser (Alchenstorf) den Festsieg erben können. Fabian Staudenmann führte die Rangliste nach fünf Gängen mit 48,75 Punkten, ein Viertelpunkt vor dem Trio Joel Wicki, Kilian Wenger (Horboden) und Adrian Walther (Habstetten) an. Das Einteilungsgericht entschied sich schliesslich für die Schlussgangpaarung zwischen Fabian Staudenmann und Joel Wicki.

Ex-Lotzwiler und Langenthaler mit Eichenlaub
Der ehemalige Lotzwiler Florian Weyermann (jetzt Schüpbach) und Athlet beim Schwingklub Langenthal glänzte vollumfänglich und kämpfte an der Ranglistenspitze mit (Rang 5c). Belohnt wurde der 30-Jährige mit Karrieren-Kranz Nummer 21. Der gelernte Landwirt und Zimmermann fand vier erfolgreiche Siegesrezepte. Der fünfte Gang mit dem «Eidgenossen» Bernhard Kämpf (Sigriswil) endete gestellt. Der Berner Oberländer biss sich an Florian Weyermann die Zähne aus. Der «Eidgenosse» griff zwar immer wieder mit Kurz an, kam gegen die starke Verteidigung des Langenthaler Athleten aber nicht durch. Florian Weyermann musste sich einzig im zweiten Gang vom «Eidgenossen» Curdin Orlik (Thun) das Sägemehl vom Rücken abwischen lassen.

Letztes Schwingfest endet für Langenthaler erfolgreich
In Kirchberg zu seinem letzten Schwingfest angetreten ist der Langenthaler Thomas Kropf (Rang 6c). Schöner hätte es für den Oberaargauer nicht enden können. Denn er wurde bei seinem Rücktritt mit einem Kranz belohnt. Der 31-jährige Athlet vom organisierenden Schwingklub Kirchberg brachte Simon Maurer (Oberbalm), Remo Hiltbrunner (Schmidigen-Mühleweg), Adrian Gäggeler (Häutligen) und Ivan Thöni (Innertkirchen) problemlos zum Fallen. Im Anschwingen teilte er sich mit dem Gästeschwinger Jonas Odermatt (Liesberg) die Punkte. Thomas Kropf musste einzig vor dem Mittagessen, im Duell mit dem «Eidgenossen» Severin Schwander (Riggisberg), als Verlierer vom Platz schreiten. Der gelernte Spenglermeister kam an seinem letzten Schwingfest in den Genuss des 18. Kranzes. Vor dem Schlussgang wurden die beiden Klubkollegen Thomas Kropf und Spitzenhornusser Stefan Studer (Utzenstorf) schliesslich gebührend verabschiedet. Vor tosenden Zuschauerrängen hängten die Kirchberger Athleten ihre Zwilchhosen endgültig an den Nagel. Für beide ging eine jahrzehntelange Schwingkarriere zu Ende.

Sumiswalder und Langenthaler mit weiterem Kranz
Valentin Steffen (Grünen) vom Schwingklub Sumiswald wusste zu gefallen (Rang 6d). Der Sumiswalder Turnerschwinger setzte sich gegen ­Etienne Burger (Les Prés-d`Orvin), Quentin Maurer (Dotzigen), Ivan Rohrbach (Aarwangen) und Florian Röthlisberger (Lotzwil) durch. Seine Niederlagen kassierte der 27-Jährige gegen Lukas Renfer (Riggisberg) und Schwingerkönig Kilian Wenger (Horboden). «Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden und freue mich über meinen neunten Kranzgewinn», erzählte Valentin Steffen nach dem Schwingfest. «Ich konnte die Gegner, die stärkemässig identisch waren wie ich, allesamt besiegen. Gegen Lukas Renfer und Kilian Wenger konnte ich nicht mithalten und verlor beide Kämpfe sehr früh. So konnte ich aber immerhin Kräfte sparen.» Seine Heimreise ebenfalls mit Eichenlaub antreten, konnte Lukas Jäggi (Gutenburg). Der Langenthaler Aktivschwinger kam auf vier Siege und ein Remis (Rang 7a). Er katapultierte Ueli Berger (Burgi­stein), Jan Freitag (Lüscherz), Jonas Michel (Bigenthal) und Nicolas Zimmermann (Riggisberg) mit dem Rücken voran ins Sägemehl. Im letzten Gang reichte er Melchior Huber (Hasliberg Reuti) die Hand. Der unspektakuläre Gang, der eine Menge Bodenarbeit beinhaltete, endete nach sechs Minuten gestellt. Trotzdem reichte es für den gelernten Elektroinstallateur zum heiss begehrten Kranz. Der Oberaargauer Lukas Jäggi präsentierte eine starke und solide Leistung und musste den Platz einzig im zweiten Gang, gegen den «Eidgenossen» Dominik Gasser (Süderen), als Verlierer verlassen. «Ich erlebte einen hervorragenden Tag und konnte mich gegen jeden gleichwertigen Gegner durchsetzen», bilanzierte Lukas Jäggi nach der Rangverkündigung. «Im sechsten Gang hätte es noch mehr Mut und Risiko gebraucht.»

Überzeugender Gustav Steffen wurde nicht mir Eichenlaub belohnt
Weniger Glück hatte der Emmentaler Turnerschwinger Gustav Steffen (Sumiswald). Mit drei Siegen und zwei Remis verpasste der 27-Jährige das Eichenlaub nur um den im Schwingen verflixten Viertelpunkt (Rang 9b). Kurz vor dem Mittagessen stand Gustav Steffen dem Topathleten und bislang unaufhaltbaren Mittelländer Fabian Staudenmann gegenüber. Der spätere Festsieger biss sich am Emmentaler regelrecht die Zähne aus, ehe er Gustav Steffen mit Übersprung und Beinschere am Boden dann doch noch auf den Rücken brachte. Im letzten Gang musste der flinke Gustav Steffen gegen Curdin Orlik (Thun) schwingen. Der Turnerschwinger präsentierte sich stark und wehrte die Blitz-Angriffe des «Eidgenossen» gekonnt ab. Auch Gustav Steffen besass Chancen, doch das hochkarätige Duell endete gestellt. Durch seine aktive Schwingweise erhielt der Sumiswalder Athlet die höhere der beiden möglichen Noten für das Unentschieden. Doch für den Kranz reichte es dennoch um Haaresbreite nicht. Flurin Eymann (Schwarzenbach bei Huttwil) war mit drei Siegen der erfolgreichste «Blumenstädter» (Rang 12g).    
Von den insgesamt 25 abgegeben Kränzen wanderte der Löwen-Anteil von acht Exemplaren ins Berner Oberland. Die Mittelländer und Oberaargauer kam auf je fünf Kränze. Die Emmentaler konnten ihre Heimreise mit vier, die Seeländer, Luzerner und Baselbieter mit je einem Kranz antreten. Der 20-jährige Severin Staub (Melch­nau) stand verletzungsbedingt nicht in den Zwilchhosen. Der Oberaargauer verletzte sich am «Mittelländischen» und fällt die gesamte Saison aus. Auch das Aushängeschild des Schwingklubs Sumiswald, Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen), sowie sein Sumiswalder Vereinskollege Patrick Schenk (Koppigen) verfolgten das packende Schwinggeschehen lediglich von den Zuschauerrängen aus, da sie in Kirchberg pausierten.

Auszug aus der Rangliste: 1. Fabian Staudenmann, Guggisberg, 58,75; 2. Remo Käser, Alchenstorf, 58,00; 3a. Kilian Wenger, Horboden, 57,50; 3b. Adrian Walther, Habstetten, 57,50; 3c. Michael Moser, Biglen, 57,50; 4a. Joel Wicki, Sörenberg, 57,25; 5c. Florian Weyermann, Schüpbach/SK Langenthal, 57,00; 6c. Thomas Kropf, Langenthal, 56,75; 6d. Valentin Steffen, Grünen/SK Sumiswald, 56,75; 7a. Lukas Jäggi, Gutenburg/SK Langenthal, 56,50; 9b. Gustav Steffen, Sumiswald/SK Sumiswald, 56,00; 11i. Philipp Gehrig, Heimisbach/SK Sumiswald, 55,50; 11n. Ivan Rohrbach, Aarwangen/SK Langenthal, 55,50; 11o. Florian Röthlisberger, Lotzwil/SK Langenthal, 55,50; 11r. Konrad Steffen, Koppigen/SK Sumiswald, 55,50; 12g. Flurin Eymann, Schwarzenbach/SK Huttwil, 55,25; 13a. Christian Widmer, Obersteckholz/SK Langenthal, 55,00; 13d. Fabian Aebersold, Walterswil/SK Sumiswald, 55,00; 14b. Roman Sommer, Langnau/SK Sumiswald, 54,75; 14e. Martin Sommer, Häusernmoos/SK Sumiswald, 54,75; 15b. Patrick Steffen, Grünenmatt/SK Sumiswald, 54,50; 15f. Loris Steffen, Grünenmatt/SK Sumiswald, 54,50; 15h. Yannick Nager, Obersteckholz/SK Langenthal, 54,50; 16f. Dominik Ruch, Eriswil/SK Huttwil, 54,25; 16g. Simon Röthlisberger, Hasle-Rüegsau/SK Sumiswald, 54,25; 16h. Simon Röthlisberger, Melchnau/SK Langenthal, 54,25; 16i. Remo Hiltbrunner, Schmidigen-Mühleweg/SK Sumiswald, 54,25; 16l. Patrick Walther, Huttwil/SK Huttwil, 54,25; 17e. André Rossier, Eriswil/SK Langenthal, 54,00; 17f. Nico Rindlisbacher, Langenthal/SK Langenthal, 54,00; 17g. Sandro Röthlisberger, Hasle-Rüegsau/SK Sumiswald, 54,00; 18h. Michael Zingg, Eriswil/SK Huttwil, 53,75; 19d. Dario de Fusco, Ursenbach/SK Herzogenbuchsee, 53,25; 20b. Tim Wüthrich, Grossdietwil/SK Langenthal, 53,00; 20c. Marco Jakob, Schmidigen-Mühleweg/SK Langenthal, 53,00; 20h. Jonas Hodel, Huttwil/SK Huttwil 53,00; 21d. Lukas Jakob, Obersteckholz/SK Langenthal, 52,75; 21e. Dominik Hodel, Huttwil/SK Huttwil, 52,75; 22a. Florian Zürcher, Gondiswil/SK Huttwil, 52,50.

Von Yanick Kurth