Staudenmann zu stark für «Disu»
Überlegen gewinnt der Mittelländer Fabian Staudenmann (Guggisberg) sein «Heimfest». Für ihn ist es der zweite Festsieg innert einer Woche. Das Aushängeschild des Schwingklubs Sumiswald, Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen), bestritt das finale Duell des Tages als Zusatzgang und unterlag dort dem unaufhaltbaren Fabian Staudenmann, gegen den er schon im dritten Gang – umstritten – unterlag.
Schwingen · 170 Schwinger boten vor über 5000 Zuschauerinnen und Zuschauern packenden Schwingsport. Die Berner Athleten wurden von Gästeschwingern der Schwingklubs Kerzers und Val-de-Travers herausgefordert.
Schlussgang-Gegner gesucht
Vier Gegner lagen nach fünf Gängen 1,50 Punkte hinter ihm. Die Rede ist vom Überflieger Fabian Staudenmann (Guggisberg). Schon vor dem Schlussgang stand der 23-Jährige als Festsieger fest. Deshalb musste ausgeschwungen werden. Weil dort aber Curdin Orlik (Thun) und Severin Schwander (Riggisberg) stellten, sowie der Turnerschwinger Gustav Steffen vom Schwingklub Sumiswald (gegen Adrian Walther aus Habstetten) und Ruedi Roschi aus Oey (gegen Matthias Aeschbacher vom Schwingklub Sumiswald) verloren, gab es mit Matthias Aeschbacher plötzlich einen lachenden Dritten, der den Schlussgang als Zusatzgang bestreiten konnte. Allerdings war schon vorab klar, dass «Disu» selbst mit einem Sieg das Schwingfest nicht mehr gewinnen konnte. Aber das spielte eigentlich auch keine Rolle, denn der 23-jährige Guggisberger Staudenmann liess auch im Schlussgang keine Zweifel aufkommen und bezwang «Disu» nach einer Minute mit Kurz und Nachdrücken am Boden. Der Mittelländer gewann das Fest überlegen mit sechs gewonnenen Gängen, einem eindrücklichen Notenblatt und beeindruckendem Angriffswillen. Er verpasste das Punktemaximum nur um 0,25 Punkte und führte die Schlussrangliste klar an. Für Fabian Staudenmann ist es der zweite Sieg innert einer Woche. Er gewann bereits das «Emmentalische» in Bowil.
Aeschbacher stark – aber zu schwach für Staudenmann
Der Emmentaler Matthias «Disu» Aeschbacher startete in Frauenkappelen fulminant ins Schwinggeschehen. Der 31-Jährige bodigte im Anschwingen nach kurzer Gangdauer den Einheimischen Severin Schwander (Riggisberg) ohne grössere Probleme. Im zweiten Gang brachte der gelernte Maurer mit innerem Haken und Nachfahren am Boden den Berner Oberländer Lorenz Waber (Sigriswil) auf den Rücken. Vor dem Mittagessen dann kam es zum Spitzenduell zwischen Matthias Aeschbacher und Fabian Staudenmann (Guggisberg). Eine umstrittene Delikatesse, die nur gerade einmal sechs Sekunden dauerte. Fabian Staudenmann zog erneut einen hohen Kurz und bodigte den Emmentaler im ersten Zug. Aeschbacher lag da, wo er nur selten mal liegt: Mit dem Rücken voran im Sägemehl. Bloss stellte sich da die Frage, ob es auch wirklich so war? Das Urteil des Platzkampfrichters war äusserst umstritten, denn tatsächlich schienen Aeschbachers Schulterblätter nicht gleichzeitig den Boden zu berühren. Die Kampfrichter-Entscheide im Schwingen werden aber immer akzeptiert – dies ein ungeschriebenes Gesetz. Nach der Mittagspause brachte das Aushängeschild des Schwingklubs Sumiswald Marcel Wenger (Horboden), den Bruder von Schwingerkönig Kilian Wenger, bereits im ersten Zug zum Fallen und liess sich somit eine 10,00 auf das Notenblatt schreiben. Diesmal führte ein wuchtiger Kurzzug nach dem ersten Grifffassen zum Sieg. In einem intensiven wie auch spannenden Duell gewann der zweifache «Eidgenosse» schliesslich im fünften Gang gegen Lukas Renfer (Riggisberg). Im sechsten Gang bettete er den Routinier Ruedi Roschi (Oey) ins Sägemehl und verwehrte dem Berner Oberländer eine mögliche Schlussgangteilnahme. «Disu» war insgesamt überzeugend und angriffig wie immer. Doch der Emmentaler Publikumsliebling biss sich am mächtigen Fabian Staudenmann die Zähne aus, an dem es an diesem Tag kein Vorbeikommen gab. Am Schluss rangierte Matthias Aeschbacher nach zwei Niederlagen gegen Staudenmann auf dem 2. Rang und kam in den Genuss seines 80. Kranzes.
Starke Sumiswalder holen drei Kränze
Sein Klubkollege Gustav Steffen (Sumiswald) präsentierte sich in Frauenkappelen ebenfalls von seiner besten Seite (Rang 5c). Im Anschwingen stellte der Sumiswalder Turnerschwinger mit Florian Aellen (Adelboden). Danach reihte der 27-jährige Emmentaler vier Siege aneinander. Er brachte Andreas Kämpf (Sigriswil), Severin Staub (Melchnau), Noel Neuenschwander (Oberönz) und Kevin Steudler (Hasliberg Reuti) mit dem Rücken voran ins Sägemehl. Durch seine starke Leistung stand Gustav Steffen im letzten Gang mit Adrian Walther (Habstetten) einem starken «Eidgenossen» gegenüber. Der Sumiswalder konnte sich gegen den Mittelländer lange wehren, musste sich am Schluss aber dann doch das Sägemehl vom Rücken putzen lassen. Seine Heimreise konnte der Turnerschwinger mit seinem 24. Kranz antreten.
Sein Klubkollege Philipp Gehrig (Heimisbach) kam in den Genuss seines 19. Kranzes. Der Emmentaler fand mit Ivan Thöni (Innertkirchen), Yannick Nager (Obersteckholz), Bruno Grossen (Adelboden) und Andreas Kämpf (Sigriswil) vier Siegesrezepte (Rang 6c). Er musste einzig im zweiten Gang gegen den «Eidgenossen» Lario Kramer (Galmiz) und im fünften Gang gegen Ruedi Roschi (Oey) als Verlierer vom Platz. Mit der nötigen Portion Glück gelang dem Youngster Fabian Aebersold (Walterswil) noch haarscharf der Kranzgewinn (Rang 8g). Dank der Höchstnote von 10,00 Punkten im letzten Gang gegen Simon Salzmann (Bolligen) konnte sich der 19-jährige Sumiswalder Athlet zum vierten Mal krönen lassen. Konrad Steffen (Koppigen/SK Sumiswald), Martin Sommer (Häusernmoos im Emmental), Thomas Kropf (Langenthal) und Kilian Gehrig (Affoltern im Emmental) verpassten allesamt den heiss begehrten Kopfschmuck nur um das im Schwingen bekannte und verflixte «Vierteli». Bester Athlet vom Schwingklub Huttwil war der Eriswiler Neukranzer Dominik Ruch mit drei Siegen und einem Remis (Rang 12c).
Severin Staub hatte Glück im Unglück
Für einen Schreckmoment sorgte der Melchnauer Severin Staub. Der 20-Jährige, der am frühen Morgen je einen Sieg, einen Gestellten und eine Niederlage verbuchte, musste im vierten Gang nach einem Sturz auf den Nacken rund 20 Minuten auf dem Schwingplatz von Sanitätern versorgt werden, ehe er mit einer Halskrause ausgestattet abtransportiert und mit der Ambulanz ins Krankenhaus überführt werden musste. Er spürte mehrere Stunden ein Kribbeln in den Armen, da die Bandscheiben auf die Nerven drückten. Hinzu kommt eine Gehirnerschütterung. Glücklicherweise geht es dem Oberaargauer bereits wieder besser. Der Aktivschwinger vom Schwingklub Langenthal konnte das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen. Wann Severin Staub wieder ins Sägemehl steigen wird, ist unklar.
Auszug aus der Rangliste: 1. Fabian Staudenmann, Guggisberg, 59,75; 2. Matthias Aeschbacher, Rüegsauschachen/SK Sumiswald, 57,75; 3a. Adrian Walther, Habstetten, 57,25; 3b. Lukas Renfer, Riggisberg, 57,25; 3c. Philipp Aellen, Lauenen, 57,25; 5c. Gustav Steffen, Sumiswald/SK Sumiswald, 56,75; 6c. Philipp Gehrig, Heimisbach/SK Sumiswald, 56,50; 8g. Fabian Aebersold, Walterswil/SK Sumiswald, 56,00; 9c. Konrad Steffen, Koppigen/SK Sumiswald, 55,75; 9d. Martin Sommer, Häusernmoos/SK Sumiswald, 55,75; 9f. Thomas Kropf, Langenthal, 55,75; 9m. Kilian Gehrig, Affoltern/SK Sumiswald, 55,75; 10i. Fabio Hiltbrunner, Schmidigen-Mühleweg/SK Sumiswald, 55,50; 11e. Ivan Rohrbach, Aarwangen/SK Langenthal, 55,25; 12c. Dominik Ruch, Eriswil/SK Huttwil, 55,00; 13e. Simon Röthlisberger, Melchnau/SK Langenthal, 54,75; 13h. Yannick Nager, Obersteckholz/SK Langenthal, 54,75; 14d. Sandro Röthlisberger, Hasle-Rüegsau/SK Sumiswald, 54,50; 15f. Dario de Fusco, Ursenbach, 54,25; 15h. Patrick Steffen, Grünenmatt/SK Sumiswald, 54,25; 16h. Markus Steffen, Schwarzenbach/SK Huttwil, 54,00; 16k. Adrian Kräuchi, Biembach/SK Sumiswald, 54,00; 17h. Jonas Hodel, Huttwil/SK Huttwil, 53,75.
Von Yanick Kurth