• Bei der Reithalle in Grünen soll dereinst der neue Werk- und Entsorgungshof stehen. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

06.02.2019
Emmental

Stimmvolk bestimmt über Stettlerhaus und Neubau Werk- und Entsorgungshof

Am kommenden Wochenende geht das Sumiswalder Stimmvolk an die Urne. Die Stimmberechtigten werden über einen Bruttokredit von 2,4 Millionen Franken für den Neubau eines Werk- und Entsorgungshofes an der Trachselwaldstrasse in Grünen und den damit verbundenen Verkauf des Stettlerhauses im Dorfzentrum entscheiden. Ebenso über die Umzonung der Parzelle in Grünen, auf welcher der neue Werk- und Entsorgungshof dereinst stehen soll.

Sumiswald · Sumiswald dürfte am kommenden Wochenende ein langjähriges und inzwischen dringliches Geschäft zu Ende bringen. Längst ist der bisherige Werkhof im Stettlerhaus raummässig aus den Fugen geraten. Ein Ausbau im denkmalgeschützten Gebäude ist aus diversen Gründen nicht möglich.
Bevor aber ein Neubau geplant werden konnte, musste der Verkauf des Stettlerhauses aufgegleist werden.

Von der Käsehandlung zum Werkhof
Das Stettlerhaus an der Marktgasse 18, eine ehemalige Käsehandlung, wurde 1962 von der Einwohnergemeinde Sumiswald von der Erbengemeinschaft Hugo Stettler gekauft und 1966 unter anderem mit dem Einbau des Werkhofs sanft umgebaut. Seit Jahren entspricht der Werkhof nicht mehr den heutigen Ansprüchen, weder in Beziehung auf die Funktionalität noch auf den Platz und die Sicherheit. Vier zusätzliche externe Lager- und Arbeitsräume sind über die ganze Gemeinde verteilt, und die Bausubstanz weist Mängel auf. Zudem sind sowohl die gesetzlichen Bestimmungen als die Bedürfnisse der Bevölkerung an die Abfallentsorgung, und damit verbunden ein breites, zentrales Sammelangebot, gestiegen.

Jahrelange Anlaufszeit
Schon anfangs der 1990er-Jahre setzte sich die Gemeindebehörde mehrmals mit möglichen Varianten der Weiterverwendung des Stettlerhauses auseinander. Im Finanzplan 2013 bis 2017 hielt das Projekt «Neubau Werkhof» erstmals Einzug. Diverse Möglichkeiten und Standorte wurden geprüft (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Im Vordergrund stand die Beibehaltung der gemeindeeigenen Werkhofequipe.
2015 wurde die Liegenschaft «bei der Brücke» an der Trachselwaldstrasse in Grünen als Standort für den neuen Werk- und Entsorgungshof bestimmt. Nach Ausschreibung des Architekturauftrags wurde das Planungsbüro Bürki, Grünen, für die Planung des Neubaus ausgewählt.
Noch lief die Planung indessen nicht fadengerade: 2016 wurde zusätzlich überprüft, ob der neue Werkhof in den Landwirtschaftsbetrieb Schloss integriert werden könnte. Dies parallel zur Erstellung eines Vorprojekts mit Kostenschätzung und einem Kostenvergleich am Standort Grünen. Mit Blick auf das gemeindeeigene, gut erschlossene Grundstück in Grünen, auf die Berücksichtigung des Ortsbilds und auf diverse vorteilhafte Synergien auch in Sachen Park- und Abstellplätze erhielt diese Variante schliesslich den Vorzug. Die direkten Anstösser und die Pfadi LUBRA wurden rechtzeitig informiert. Dem Reitverein stehen weiterhin Parkplätze mit oder ohne Pferdeanhänger gratis zur Verfügung.
Der geplante zweigeschossige L-förmige Baukörper bildet auf der einen Seite den Abschluss zur Reithalle. Die Werkräume grenzen an eine weitere Materialeinstellhalle und an ein Lager an. Westseitig an den Werkhof wird der Entsorgungshof mit Sammlungen für alles gängige Sammelgut angebaut. Dieser wird zu bestimmten Zeiten geöffnet sein. Er befindet sich innerhalb des abgeschlossenen Werkhofareals.
Die Abteilung Bau und Betrieb hat umfassende Vorabklärungen getroffen. Die kantonalen Ämter haben zum geplanten Projekt positive Stellungnahmen abgegeben. Ebenso zum Umzonungsgesuch in die Zone für öffentliche Nutzung (ZöN), welche für die Realisierung des neuen Werk- und Entsorgungshofs notwendig ist. Über die Umzonung wird das Stimmvolk am kommenden Wochenende ebenfalls entscheiden.
Die Finanzierung des auf 2,4 Millionen Franken veranschlagten Projekts erfolgt mit vorhandenen und mit noch zu beschaffenden Mitteln im Rahmen des Liquiditätsplans der Gemeinde. Laut Botschaft des Gemeinderats ist eine komplette Eigenfinanzierung über die Finanzjahre 2019 und 2020 hinweg möglich. Das Finanzhaushaltsgewicht der Gemeinde ist durch den Neubau nicht gefährdet.

Vom Stettlerhaus-Verkauf abhängig
Die Realisierung des Neubauprojekts setzt indessen den Verkauf des Stettlerhauses voraus, der dem Stimmvolk ebenfalls unterbreitet wird.
Mit Ulrich und Katharina Kühni, Sumiswald, haben sich einheimische Kaufinteressenten gefunden. Ein Kaufvertrag mit Parzellierung und Kaufsrechtsvertrag, unter Vorbehalt des Resultats der bevorstehenden Urnenabstimmung, ist abgeschlossen. Der Verkaufspreis wurde auf 710 000 Franken festgesetzt. Die Einwohnergemeinde Sumiswald behält bis Ende Oktober 2020 ein Nutzniessungsrecht. Mit der Käuferschaft wurde zudem vorsorglich ein Mietvertrag ab 1. November 2020 abgeschlossen, um die Situation zu überbrücken, sollte sich der Umzug in den neuen Werkhof unerwartet verzögern. Den Kaufinteressenten wurde im Gegenzug auf der Eichmatte das Kaufrecht für eine Grundstücksfläche von 2500 Quadratmetern eingeräumt. Dieser Verkaufspreis wurde auf 523 000 Franken festgelegt. Die genaue Lage und Fläche kann allerdings erst nach Vorliegen der Überbauungsordnung definiert werden. Damit wird das Stimmvolk sowohl über den Verkauf des Stettlerhauses als über die Einräumung des Kaufrechtsvertrags bestimmen.
Bei Annahme der Vorlagen durch die Stimmberechtigten müssen die bestehenden Mietverträge im Stettlerhaus auf den 31. Oktober 2020 gekündigt werden. Das Haus soll der Käuferschaft vollständig geräumt und «besenrein» übergeben werden. Die Gemeindebehörde will die Mieter bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten unterstützen. Läuft alles nach Plan, ist der Baubeginn für den neuen Werk- und Entsorgungshof im Spätsommer 2019 vorgesehen. Die Verantwortlichen gehen von einer Bauzeit von rund einem Jahr aus.

Von Liselotte Jost-Zürcher