• Würde auch gerne Eishockey spielen: Der Langenthaler Stephan Zaugg. · Bild: Marcel Bieri

25.01.2019
Oberaargau

Stolz auf die Firma, den Oberaargau und den SCL

Der Name ist auf den Baustellen der Schweiz bekannt: Zaugg AG Rohrbach. Hinter dem Namen steht ein Familienunternehmen, das vom Langenthaler Stephan Zaugg (48) geführt wird. Der vierfache Familienvater sagt im Monatsinterview mit dem «Unter-Emmentaler», dass der Oberaargau stolz sein darf auf seine Arbeitskräfte und betont, dass er sich für seine Firma keinen besseren Standort vorstellen könnte. Nebenbei engagiert sich Stephan Zaugg auch beim SC Langenthal als Kernaktionär und Verwaltungsratspräsident der SCL Nachwuchs AG. Und auch dort kommen einige Herausforderungen auf ihn und seine Mitstreiter zu.

Rohrbach / Langenthal · Leroy Ryser im Gespräch mit Stephan Zaugg, Firmeninhaber Zaugg AG Rohrbach

Stephan Zaugg, Sie haben vier Kinder, leiten eine 130 Mitarbeiter grosse Firma, präsidieren die SCL Nachwuchs AG, stehen dem Langenthaler Rotary Club vor und sitzen im Zentralvorstand ASTAG. Es scheint, als würde Ihnen nie langweilig werden ...
Zuerst muss hier gesagt sein, dass ich das Glück habe, die perfekte Frau zu haben. Das ist das A und O. Beim SC Langenthal gibt es eine gut funktionierende Geschäftsstelle und einen guten Trainerstab, die dafür sorgen, dass sich für mich der Aufwand in Grenzen hält. Und im Betrieb haben wir eine gute Geschäftsleitung und hervorragende Arbeiter. Das alles entlastet enorm.

Dann wird Ihnen doch noch ab und zu langweilig?
(Lacht) Manchmal vielleicht ein bisschen. Aber das ist ein gutes Zeichen. Wenn einem langweilig ist, ist man erholt.

Als Firmenchef dürfte die Anspannung phasenweise aber gross sein, oder?
Ja, gerade im letzten Jahr. Das war eine sehr intensive Zeit mit vielen und teilweise grossen Projekten. Daneben versucht man auch, die Firma ständig weiter zu entwickeln, und das braucht Ressourcen – insbesondere am Kopf der Unternehmung. Wochenendarbeit war im letzten Jahr deshalb ein Dauerthema. Ich setze meine Energie jedoch primär für mein Unternehmen ein, während andere dies in der Politik tun. Das wäre aber nichts für mich.

Wieso eigentlich nicht?
Ich würde mich viel zu stark ärgern. Und ich würde verzweifeln ob den langen Wegen. Wenn wir als Firma eine Idee umsetzen wollen, dann tun wir das. Fertig. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, der diese Ruhe für ein solches Amt nicht aufbringen könnte.

Ich denke, als Firmenchef braucht es diese Geduld manchmal aber auch.
Natürlich braucht es eine gewisse Fehlertoleranz. Mitarbeiter sollen Fehler machen dürfen, um sich kreativ einbringen zu können.

Worauf achten Sie als Führungsperson? Was ist Ihnen wichtig?
Man muss sich aufeinander verlassen können. Wenn Aufträge erteilt werden, dann sollen diese im Sinne der Chefs erfüllt werden. Ausserdem ermutige ich meine Mitarbeitenden immer, Verantwortung zu übernehmen. Leider wollen das heutzutage immer weniger. Im Oberaargau stelle ich aber fest, dass es weiterhin viele hervorragende, loyale und bodenständige Leute gibt. Ich könnte mir keinen besseren Platz für unser Unternehmen vorstellen.

Dann ist dies in anderen Gebieten der Schweiz nicht gleich?
Wir bemerken das, weil wir überregional in städtischen Zentren arbeiten. Wenn man hier auf einer Baustelle arbeitet, wird nicht dauernd geflucht. Man hilft einander, arbeitet gemeinsam und spricht Schweizerdeutsch. Deutlich wird der Unterschied auch bei unserer Fluktuation. Diese ist sehr gering, was mich ausserordentlich freut. Wir haben im Oberaargau, Emmental und dem Luzerner Hinterland ein Becken zuverlässiger Menschen. Darauf können wir stolz sein.

Auf Sie und Ihre Mitarbeiter kommen derweil in den nächsten Jahren neue Herausforderungen zu. Aktuell sprechen wir über eine Zersiedelungsinitiative, der hohe Leerwohnungsbestand ist auch ein Dauerthema – der Bauboom droht zu versiegen. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Nun, zuerst einmal muss man unbedingt diese Zersiedelungsinitiative ablehnen. Insbesondere als Einwohner des Kantons Bern. Wenn nämlich dieses Moratorium angenommen wird, werden Unternehmen in Zukunft unseren Kanton noch mehr
meiden. Unser Kanton hat bereits heute die tiefsten Baulandreserven pro Einwohner, weshalb Nachbar-
kantone wachsen würden, während Bern stehen bleibt. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob wir im Kanton noch das Arbeiten verbieten wollen. Dabei muss ja irgendjemand Wertschöpfung generieren. Ein aufgeblasener Beamtenapperat und Subventionsbezüger finanzieren sich nicht von alleine.

Dann würde es für Ihr Unternehmen brenzlig?
Unser Fokus liegt nicht nur auf dem Oberaargau. Wollten wir nur in unserem Dorf bauen, könnten wir mit unseren 130 Mitarbeitenden nicht überleben. Ausserdem haben wir gute Leute und bringen einiges an Leistung auf den Schlitten.

Und ausserdem sind Sie eine Firma mit unterschiedlichen Stärken. Ich spreche explizit Ihre Riesenkräne an.
Der Umsatz, den wir in diesem Zweig erwirtschaften, entspricht etwa einem Fünftel. Unser Gemischtwarenladen – ich spreche jeweils vom Kiosk – hat seine Vorteile. Beispielsweise arbeiten wir als einziger Holzbauunternehmer auch mit Stahl und sind deshalb interessant für Bauten mit grossen Tragwerken, weil dort meist beide Materialien verbaut werden. Natürlich birgt das auch Herausforderungen, weil die Bedürfnisse eines jeden Zweiges unterschiedlich sind.

Von aussen betrachtet scheinen Ihre Krane dem Unternehmen ein spezielles Bild zu verleihen. Ausserdem sind sie es, die den Namen Ihrer Firma in die Schweiz heraustragen.
Natürlich sind sie speziell. Aber sie sind auch eine Herausforderung, schliesslich müssen sie auch bewegt werden. Und gerade in diesem Geschäft passiert vieles kurzfristig. 50 Prozent unserer Aufträge entstehen aus Notsituationen. Vieles ist nicht planbar, und das bereitet nicht nur Freude.

Der Slogan Ihrer Firma lautet «Baut + Bewegt». Was bauen und bewegen Sie derzeit?
Genau. Wir wollen bauen, und unsere Bauten sollen begeistern oder eben Leute bewegen. Aktuell haben wir ein paar sehr interessante Projekte. Derzeit realisieren wir einen neuen Werkhof für die BKW in Luterbach, in Zürich bauen wir ein Buszentrum und letztes Jahr haben wir zwei Eishallen in Zürich und St. Imier gebaut.

Solche Bauten bereiten bestimmt auch Ihnen Freude, oder?
Natürlich. Es macht stolz. Aber wir schätzen auch kleinere Aufträge. Insbesondere Umbauten in unserer Region oder Kundenarbeiten mit unserer Schreinerei. Ausbilden kann man am besten, wenn Bauten umgebaut werden. Bei Grossbauten liegt die Herausforderung weniger auf dem Handwerk als auf der Logistik. Diesen Bereich haben wir lange vernachlässigt, bis wir vor kurzem die Anzahl Lernender verdoppelt haben. Dabei wollen wir sicherstellen, dass unser Handwerk erhalten bleibt.

Machen wir nun einen abrupten Wechsel: Ihr zweites prominentes Amt dreht sich um den Sport. Sie sind Kernaktionär des SC Langenthal und präsidieren seit dem Jahr 2011 den Verein SC Langenthal, seit 2015 die daraus gegründete SCL Nachwuchs AG. Wie kam es dazu?
Durch meine Kinder. Meine Jungs haben mit fünf und sechs Jahren mit dem Eishockeyspielen begonnen, und auch ich habe Gefallen daran gefunden. Heute muss ich zugeben, dass ich sie beneide. Ich selbst habe früher etwas Leichtathletik gemacht und Volleyball gespielt. Wäre ich aber noch einmal jung, würde ich auf jeden Fall Eishockey spielen.

Wieso?
Ganz ehrlich? Ich beneide sie um die Fähigkeit, rückwärts zu fahren. Das ermöglicht einen ganz anderen Freiheitsgrad. Ich kann immer nur vorwärts gehen.

Den Sport betreiben ist das eine, sich zu engagieren etwas anderes. Wieso haben Sie diese Arbeit angenommen?
Ich habe es bei meinen Kindern gesehen, wie sie an dieser Aufgabe gewachsen sind. Im Eishockey wird der Charakter gebildet. Man lernt durchzubeissen. Disziplin zu haben. Und man hat Spass und findet Freunde fürs Leben. Das finde ich unterstützenswert, zumal alles Eigenschaften sind, die ich als Unternehmer schätze.

Heute ist es aber nicht einfach, Kinder für den Sport zu begeistern. Die Möglichkeiten, um die eigene Freizeit zu gestalten, sind unbegrenzt. Wie gelangt der SCL an seinen Nachwuchs?
Die beiden Hockeyschulen in Langenthal und Huttwil sind sehr wertvoll. Ausserdem braucht man Vorbilder, weshalb wir entschieden haben, dass die Spieler der ersten Mannschaft diese Trainings begleiten müssen. Das löst Freude und Begeisterung aus – bei Klein und Gross.

Und was tun Sie, wenn die Kinder älter werden, um sie bei der Stange zu halten?
Da mussten wir ein bisschen umdenken. Es ist nicht das Wichtigste, dass die am besten ausgebildeten Trainer hauptsächlich die höchsten Stufen trainieren. In der Mitte müssen wir sicherstellen, dass die Spieler dem Sport nicht entsagen, und verhindern, dass sie von anderen Vereinen abgeworben werden. In diesen Stufen werden gezielt unsere Profitrainer eingesetzt.

Der eingeschlagene Weg scheint zu stimmen. Mit Robin Nyffeler, Luca Wyss, Luca Christen, Dario Kummer und Silvan Hess stehen so viele Eigengewächse wie selten zuvor im Kader der ersten Mannschaft.
Wir haben vor etwa acht Jahren gesagt, dass wir das so haben wollen, und jetzt sind wir hier. Das ist toll. Auch Luca Wyss’ Auftritt an der U20-WM im Fernsehen und in den Zeitungen war motivierend und hat Freude bereitet.

Es ist aber nicht die einzige Herausforderung. Das zuletzt vieldiskutierte Stadionprojekt tangiert auch den SCL-Nachwuchs.
Richtig. Ohne ein zweites Eisfeld können wir unsere Bemühungen abbrechen. Ohne dieses zweite Eisfeld ist es enorm schwierig, Miliztrainer zu finden, die zu den vorhandenen Zeiten die Teams trainieren können. Ausserdem wollen wir in einer Trainingsstunde nicht zu viele Kinder gleichzeitig auf dem Eis haben, um weiterhin Qualität garantieren zu können. Es ist klar, dass wir dieses zweite Eisfeld brauchen.

Daraus folgt, dass auch Sie gefordert sind. Was tragen Sie dazu bei, dass der Kredit für die Testplanungsphase im nächsten November vom Volk angenommen wird?
Natürlich werde ich in meinem Umfeld dafür werben und sicherstellen, dass die Ausgangslage gut bekannt ist. Ausserdem bin ich überzeugt, dass die Eltern unserer Junioren bereits jetzt positiv über den Verein und unsere Nachwuchsarbeit sprechen.

Natürlich werden auch Gegenstimmen bei diesem Projekt laut. Was entgegnen Sie Kritikern?
Wir als Firma arbeiten schweizweit. Ich werde überall auf den SCL angesprochen. Er wird sehr positiv wahrgenommen. Die beiden Meistertitel waren die beste Publicity für unsere Stadt überhaupt. Wir dürfen stolz sein auf diesen Sportclub. Und ausserdem dürfen wir nicht vergessen, wie viel Geld wir für das Stadttheater aufgewendet haben. Dabei gehen jährlich deutlich mehr Menschen in den Schoren – beispielsweise für den öffentlichen Eislauf – und profitieren von dieser Infrastruktur.

Sie haben es zuvor bereits angedeutet: Auch Ihre Firma könnte dieses Bauvorhaben ausführen. Es wäre nicht die erste Eishalle, die Sie bauen.
Da wird es dann zuerst eine öffentliche Ausschreibung geben und die besten Unternehmen werden gewinnen. Fast wie im Sport.

Sowieso dürfte Ihnen auch künftig die Arbeit nicht ausgehen. Und falls doch – was tun Sie, wenn Sie sich einmal nicht mit ihren zahlreichen Mandaten beschäftigen?
Dann gehen ich und meine Frau irgendwohin. Oder in ein Restaurant. Für solche Sachen geht bei mir – aus zeitlichen Gründen – Qualität der Quantität vor. Beschweren will ich mich darüber aber nicht. Ich liebe, was ich tue. Meine Firma ist mein Hobby und die Familie mein Leben.

Sie sind 48-jährig und haben in Ihrem Leben viel erreicht. Welche Ziele steckt man sich in Ihrer Situation?
Es gibt schon noch das eine oder andere Projekt, welches ich gerne verwirklichen würde. Beispielsweise ein Hochhaus aus Holz. Daneben ist es für mich auch immer ein Thema, die Effizienz in der Firma zu steigern und die Nachfolge sicher zu stellen. Und hätte ich etwas mehr Zeit, würde ich gerne noch zwei neue Sprachen lernen.

Welche?
Arabisch wahrscheinlich, weil ich einst in Doha gearbeitet habe, und Chinesisch. Ich versuche meinen
Kindern immer zu sagen, dass Sprachen das Wichtigste überhaupt sind. Aber irgendwie dringe ich in diesem Fall nicht so richtig zu ihnen durch (lacht).