• Die ehemalige Lydia-Eymann-Stipendiatin und Autorin Barbara Traber (links) las aus dem Erstlingswerk «Stunde für Stunde» von Franziska Zürcher (rechts). · Bild: Irmgard Bayard

14.02.2017
Langenthal

«Stunde für Stunde» oder das Leben mit Krebs Fridu

In ihrem Erstlingswerk erzählt Franziska Zürcher in Tagebuchform von ihrer Krebserkrankung. In der Regionalbibliothek Langenthal las die ehemalige Lydia Eymann-Stipendiatin Barbara Traber aus dem Buch vor.

Noch ist zu wenig Zeit vergangen, als dass Franziska Zürcher selber aus ihrem Buch verlesen könnte. Darum hat die ehemalige Lydia Eymann-Stipendiatin Barbara Traber diesen Part übernommen. Im  anschliessenden Dialog mit dem zahlreich erschienenen Publikum gelingt es der heute 34-Jährigen jedoch glänzend, die teils persönlichen Fragen ehrlich zu beantworten.  

Ein roter Fleck auf der Haut
Die Lesung in der Regionalbibliothek in Langenthal beginnt Barbara Traber mit dem Tagebucheintrag vom 10. Mai 2014. Damals entdeckte Franziska Zürcher einen roten Fleck auf der Haut. Der vermeintliche Stich eines Tieres entpuppte sich als Schmerzherd sondergleichen – körperlich wie seelisch. Das Buch «Stunde für Stunde – die Hasenpest, der Krebs und ich» erzählt – frei von Selbstmitleid – den Leidensweg der jungen Frau vom ersten Arztbesuch, von Fehldiagnosen im Spital, über die Therapie im Inselspital bis hin zur Genesung.

Begegnung mit dem schwarzen Schatten
Franziska Zürcher schreibt von der Begegnung mit dem schwarzen Schatten, der die Hand nach ihr ausstreckte, aber auch von der grossen Unterstützung, die sie durch einige Ärzte und Pflegende sowie von der Familie erhielt. Mal bleibt dem Leser oder Zuhörer fast die Luft weg, ein andermal entlockt das Geschriebene ein Lächeln. Etwa wenn sie beschreibt, wie sie dem «primär mediastinale diffus grosszellige B-Zelllymphom» dem Namen Fridu gibt. Denn mit Fridu kann sie sprechen, ihn kann sie aber auch verabschieden.  Sie wisse, dass die Krebsdiagnose nicht nur bei den Patienten, sondern auch bei deren Umfeld grosse Hilflosigkeit auslöse. «Mir war es jedoch wichtig, dass ich so normal wie möglich behandelt wurde», antwortet sie auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum. Ehrlich und authentisch soll man als Angehöriger oder Bekannte sein, riet sie. «Und die Betroffenen nicht mit guten Ratschlägen zutexten», so ein weiterer Rat. Seit zwei Jahren gilt die grossgewachsene, hübsche Frau als «gesund, aber nicht geheilt», wie sie sagt. Denn erst nach zehn Jahren ohne Befunde spricht man von geheilt. Auch seien ihre Kräfte noch nicht ganz zurück, gibt die Emmentalerin, die in Langenthal arbeitet, unumwunden zu. Denn Herz und Lunge seien durch das Lymphom und die Chemotherapie beeinträchtigt. «Aber es geht mir gut», sagt sie und strahlt dabei viel Lebenskraft aus.  

Von Irmgard Bayard