Sumiswalder-Uhren – Ausstellung im Kreuz
Ronald Scherer sammelt Uhren. Nicht irgendwelche Uhren, sondern Uhren mit Schwerpunkt Sumiswald. Rund 50 Uhren hängen bereits an den Wänden, und es werden noch mehr. Sein grösster Wunsch: Ein Sumiswalder-Uhren-Museum.
Sumiswald · «Ich sammle seit Jahren Uhren mit Schwerpunkt Sumiswald. Diese Leidenschaft habe ich von meinem Vater geerbt», erzählt Ronald Scherer. Da er nicht mehr genügend Platz für all seine Uhren hat, war er schon seit längerem auf der Suche nach einer geeigneten Lokalität. «Ich möchte die Uhren nicht nur aufhängen, sondern auch anderen interessierten Personen zugänglich machen», sagt er.
Leidenschaft
Ronald Scherer kommt weder aus Sumiswald noch verfügt er über mehr Informationen, als aus den wenigen verfügbaren Publikationen entnommen werden können. Dennoch sind die Sumiswalder Uhren seine grosse Leidenschaft. Warum? «Das kann ich nicht erklären. Irgendwann habe ich meine erste Uhr gekauft und bin dann zum Sammler geworden. Die bis zu 200 Jahre alten Uhren gefallen und faszinieren mich einfach», sagt er lachend.
Traumlokalität gefunden
Seit vielen Jahren kennt er das Kreuz Sumiswald. Jede Reise, die ihn von seinem Wohnort Breitenbach ins Bernbiet führte, führte auch immer ins Kreuz. Eines Tages kam dann die Idee, die Uhren genau da auszustellen. «Was liegt näher, als diese Uhren dort auszustellen, wo sie ursprünglich einmal gefertigt wurden, nämlich in Sumiswald, konkreter in einem der schönsten Häuser im Emmental, dem Gasthof Kreuz. Ein richtiger Glücksfall für mich», erzählt er erfreut. In Absprache mit der Familie Nyffeler hat er nun diverse Uhren im Restaurant und anderen Räumlichkeiten des grossen Hauses ausgestellt. «Meines Wissens gibt es solch eine spezialisierte, öffentlich zugängliche Sumiswald-Uhren-Ausstellung in der ganzen Schweiz nicht», bedauert er. «Ich habe vor, einen grossen Teil meiner Sammlung, an die 100 Uhren, ins Kreuz zu zügeln. Diese können dann während der normalen Öffnungszeiten des Gasthofs frei besichtigt werden», erzählt er weiter.
Jede Uhr hat eine Geschichte
Woher hat er denn all die Uhren? «Oh, die habe ich von Flohmärkten, Auktionsplattformen und durch Beziehungen zu Händlern», erzählt er. «Ich kaufe auch defekte Uhren und übe mich selbst darin, diese zu flicken», berichtet er. Für aufwendigere Restaurationen hat er sehr gute und zuverlässige Uhrmacher gefunden. Einer davon ist Ueli Zürcher aus Wasen. «Ueli Zürcher fertigte selbst solche Sumiswalder Uhren an – er hat somit das nötige Wissen und Können, die Uhren wieder instand zu stellen», schwärmt Ronald Scherer. «So eine Uhr kann schnell einmal 2000 bis 5000, selten auch mehr als 10 000 Franken kosten. Die Nachfrage bestimmt den Preis», erklärt er weiter. «Manchmal finde ich auch ein Schnäppchen, von Menschen, die die Uhr loswerden wollen.» Er hat mehrere spezielle Uhren – eine davon stammt aus der Familie der Schauspielerin Liselotte Pulver. «Es ist schön, die Geschichte hinter den Uhren zu kennen – denn jede hat eine zu erzählen», schwärmt der Sammler.
«Das sind meine Babies»
Ronald Scherer freut sich auf hoffentlich regen Austausch mit Personen, die ihm vielleicht noch mehr Informationen über diese Uhren oder die jeweiligen Uhrmacher vermitteln können. Zudem sei er weiterhin auf der Suche nach zusätzlichen Objekten (Uhren, Einrichtungsgegenstände oder Dokumente) aus Sumiswald, die diese Ausstellung bereichern könnten. Verkaufen will er seine Uhren nicht – im Gegenteil: «Das sind meine Babies», lacht er. «Mir liegt aber sehr viel daran, dieser einmaligen Industriegeschichte einen würdigen Platz zu geben. Und vielleicht wird ja daraus einmal ein richtiges Museum für diese Uhrmachertradition, welche die Geschichte von Sumiswald seit mehr als 200 Jahren prägt», erzählt er. Dies sei die Motivation seiner Bemühungen.
In Hanspeter Hertig aus Oberhofen hat er letztes Jahr einen Uhrmacher kennengelernt, der selbst ein Uhrenmuseum mit aufgebaut hat. Von ihm konnte er ein paar Uhren übernehmen. Der Uhrmacher löst seine Werkstatt altershalber nach und nach auf. «Ich darf einen Teil seiner Werkstatt übernehmen, ich freue mich sehr darauf», ist Ronald Scherer begeistert. So könne er seine Uhren in Zukunft besser reparieren, als jetzt mit seinem kleinen Equipment.
Ronald Scherer sammelt aber nicht nur Uhren. Auch Plattensammeln ist eine grosse Leidenschaft. Lautsprecherboxen bauen und die Fliegerei gehörten ebenfalls zu seinen Hobbies. Beruflich entwickelt er eine Software für die Wartung von Flugzeugen. Der 55-Jährige ist verheiratet und stolzer Vater von 12-jährigen Zwillingen.
Besichtigung: Sonntag, 27. Februar, ist Ronald Scherer persönlich von 9.30 bis 16.00 Uhr anwesend. In Absprache mit dem Personal können die Uhren jederzeit auf eigene Faust während den Öffnungszeiten besichtigt werden. Öffnungszeiten Kreuz: Mo. 9 bis 23 Uhr, Di. 9 bis 23 Uhr, Mi. geschlossen, Bankette nach Absprache, Do. geschlossen, Bankette nach Absprache, Fr. 9 bis 23 Uhr, Sa. 9 bis 23 Uhr, So. 9 bis 22 Uhr, Küche bis 20 Uhr geöffnet. www.uhren-im-kreuz.ch
Von Marianne Ruch