Sympathischer Abstecher in den Oberaargau
Im Anschluss an die Hauptversammlung der SVP Lotzwil trat Nationalrätin Natalie Rickli als prominenter Gast auf und hielt ein Referat über das bewegte Leben in Bern. Die laufende Nationalratssession sowie aktuelle politische Verhandlungen schilderte und kommentierte die in Winterthur wohnhafte Bürgerin von Madiswil aus ihrer Sicht.
Lotzwil · Volles Programm mit einem Abstecher ins Bad Gutenburg: Natalie Rickli hat am vergangenen Mittwochabend im Anschluss an die Hauptversammlung der SVP Lotzwil ein Referat gehalten und dabei aus ihrem Alltag als Nationalrätin berichtet. Die 40-jährige SVP-Nationalrätin war den Tag hindurch an der Session in Bern beschäftigt und ging auch abends zurück in die Hauptstadt, da bereits am frühen Morgen des Folgetages wichtige Besprechungen auf dem Programm standen. Dass sich die bekannte Winterthurer SVP-Frau dennoch rasch Zeit nahm, um Wähler und Parteikollegen zu treffen, erfreute die kleine Gruppe von über 20 Personen aus der Region besonders. Für Natalie Rickli war es derweil nicht der erste Auftritt im Bad Gutenburg. Vor sieben Jahren referierte sie vor der SVP Region Oberaargau im selben Lokal.
Noch mehr Verschuldung
In ihrem etwa 30-minütigen Referat ging Natalie Rickli auf aktuelle Themen ein und kommentierte diese aus eigener Sicht. Gerade die aktuell stattfindende Debatte um den «AHV-Zustupf» genoss zu Beginn einen Grossteil des Referates. «Die AHV ist bereits verschuldet. Diese Verschuldung würde mit der Reform weiterwachsen. Ich bin der Meinung, dass wir lieber kein Gesetz, als dieses annehmen sollten», erklärte Natalie Rickli. Die Reform betitelte sie als unfair, da lediglich Neu-Rentner in den Genuss der zusätzlichen finanziellen Mittel kämen, zudem würden sie auf dem Buckel der jungen Mitbürger ausgetragen. «Käme es zu einer Volksabstimmung, so würde diese Vorlage wohl angenommen», begründete Rickli am Mittwochabend die Hoffnung, dass die Vorlage an den differenzierten Meinungen der beiden Räte scheitern soll. Würde die Vorlage letztlich angenommen, so würde sich eine spätere Generation mit dem heuer geschaffenen Problem auseinandersetzen, zeigte sich die Referentin überzeugt.
Sattelfest zeigte sich Natalie Rickli vor allem beim Thema «Service Public». Selbst arbeitet die SVPlerin bei der Firma Goldbach Media, die Werbung insbesondere bei Fernsehsendern vermittelt und vermarktet. «Die SRG ist in Bundesbern so etwas wie eine heilige Kuh, die nicht angetastet werden darf», äusserte sich Natalie Rickli pointiert. Sie sei nicht prinzipiell gegen die SRG, dafür aber umso mehr für einen offeneren Markt. «Die Grundidee wäre, dass der Staat Starthilfe leistet und sich dann zurückzieht. Die SRG wird aber seit der Gründung immer grösser und verunmöglicht es privaten Sendern, sich zu entfalten.» Grundsätzlich sei sie deshalb dafür, den Service Public in kleinen Sprachregionen wie im rätoromanischen Gebiet zu fördern, in grossen Regionen wie der Deutschschweiz aber zu verkleinern. «Sendungen wie die Tagesschau, die Rundschau oder das 10vor10 finde ich sehr gut. Aber ich frage mich, wieso die Allgemeinheit Spiele- und Kochshows oder beispielsweise Sendungen wie Glanz und Gloria bezahlen muss.» Sie selbst sei derweil gegen die No-Billag-Initiative und habe eine Anfrage zur Mithilfe im Initiativkomitee abgelehnt. «Das geht mir zu weit. Eine Halbierung wäre besser, weil es den Wettbewerb fördern würde», erklärt Natalie Rickli, deren Heimatort Madiswil ist. Ein Gegenvorschlag zu dieser Initiative fände sie daher ideal.
Der Dorn «Personenfreizügigkeit»
In ihrem rund 30-minütigen Referat schnitt Natalie Rickli, die zu ihrem Heimatort Madiswil keinen Bezug hat, auch das Thema Asylpolitik und Personenfreizügigkeit an und gab nicht zuletzt auf Fragen zu diesem Thema zugespitzt und deutlich Auskunft. Sie würde lieber ganz auf die Bilateralen Verträge verzichten, sollten diese nur mit der aktuellen Personenfreizügigkeitsabmachung zu haben sein. «Da können wir auch gleich der EU beitreten», sagte Rickli. Ideal wäre aber dennoch, so die Nationalrätin weiter, einen Weg zu finden um nur die Personenfreizügigkeit zu künden. «Aber wenn wir keine Abstimmung machen, nur weil wir Angst haben diese Verträge könnten gekündigt werden, dann würde sich die Schweiz sowieso schrittweise der EU nähern.» Rickli wünschte sich für die Verhandlungen mit der EU eine starke Persönlichkeit wie etwa Theresa May, neue Premierministerin in Grossbritannien. «Sie war ursprünglich gegen den Brexit, tritt aber jetzt sehr selbstbewusst auf. Das wünsche ich mir auch für die Schweiz.»
Bevor Natalie Rickli ihren Rückweg nach Bern antrat, unterliess sie es nicht, ihren Mitstreitern zu danken. «Danke für ihren Einsatz, beispielsweise bei Standaktionen, dem Verteilen von Flyern oder dem Schreiben von Leserbriefen», sagte sie und bat die Zuhörerinnen und Zuhörer, auch weiterhin ihre Möglichkeiten auszureizen. Während dem Referat liess sie keine Zweifel aufkommen, dass sie selbst ihre Möglichkeiten zur Meinungsäus-serung auch künftig gebrauchen wird. Ihr Auftritt war einerseits sympathisch und vermittelte Volksnähe, zugleich zeigte sie sich aber auch direkt und von ihrer Meinung überzeugt. Es überrascht daher nicht, dass Natalie Rickli mittlerweile zu den bekanntesten SVP-Politikerinnen des Landes zählt.
Von Leroy Ryser