• Die Club 88-Sportpreis-Champions 2022 sind Hockey Huttwil (Mannschaften), Schwinger Matthias Aeschbacher (Einzelsport) und die Ski Alpin-Zwillingsschwestern Shaienne und Leandra Zehnder (Nachwuchs). · Bild: Leroy Ryser

  • Die Nominierten der Sportpreis-Kategorie «Nachwuchs». · Bilder: Leroy Ryser

  • Novum beim Club 88-Sportpreis: Shaienne und Leandra Zehnder siegen ex aequo.

  • Die Nominierten der Sportpreis-Kategorie «Mannschaften».

  • Bei den Mannschaften holte Hockey Huttwil (hinten) den Sieg vor dem 1. Liga-Männerteam des UHC Black Creek Schwarzenbach (schwarze Shirts) und dem Gigathlon-Duo Peter Gerber und Martin Zürcher (Mitte).

  • In der Nachwuchskategorie siegten die Walterswiler Ski-Zwillinge Shaienne und Leandra Zehnder gemeinsam vor dem Huttwiler YB-Fussballer Alessio Burkhardt.

  • In der Einzelsport-Kategorie holten sich Töffpilot Dominique Aegerter (vertreten durch seine Eltern Fere und Béatrice Aegerter), Sportpreis-Gewinner Matthias Aeschbacher aus Rüegsauschachen (Schwingen) und Schütze Marcel Sommer aus Huttwil (von links) die Preise.

07.02.2023
Sport

Sympathischer «Disu» erhält Standing Ovation

Beim Club 88-Sportpreis wurden die besten Leistungen des vergangenen Sportjahrs der Region Huttwil und Umgebung gebührend gefeiert. Der Abend beinhaltete interessante Gespräche, ein Novum und einen Sportpreis-Einzelsieger Matthias Aeschbacher, der einmal mehr mit seiner Art begeisterte.

Sportpreis · «Wow» – mit diesem Wort begrüsste Club 88-Präsident Stephan Sägesser die Besucher. «Wow» insbesondere wegen der beachtlichen Besucherzahl. Das erste Sporthallendrittel im Campus Perspektiven war restlos gefüllt, weil gleich mehrere Mannschaften nahezu vollzählig ihre Ehrungen abholten und dem Sportförderer entsprechend die Ehre erwiesen. Dazu gehörten in den Kategorie Mannschaften das Herren-Eins-Team von Black Creek Schwarzenbach, welches im Unihockey den Aufstieg in die 1. Liga geschafft hat, sowie Hockey Huttwil, welches sich in einem packenden Playoff-Final mit dem EHC Basel bis zur letzten Minute um den Titel in der MyHockey League duellierte. Diese Eishockeyspieler wurden denn auch in der Kategorie «Mannschaft» zu Siegern erkoren – insbesondere für deren CEO Heinz Krähenbühl ein toller Moment. «Zuerst will ich sagen, dass ich wirklich stolz bin, hier oben stehen zu dürfen, das freut mich.» Im weiteren Interview zeigte sich Krähenbühl dann auch stolz auf seine Mannschaft und die in der letzten Saison dargebotenen Leistungen. «Diese Saison ‹het gfägt›.» Insbesondere der Abschluss bereitete Trainer Daniel Bieri aber viel Kummer. Dass Huttwil in der Finalserie mit 2:0 Siegen führte und dann erst 47 Sekunden vor Schluss im fünften Spiel den entscheidenden Treffer kassierte, sei hart gewesen. «Ich konnte mehrere Nächte nicht schlafen und habe rund einen Monat gebraucht, um das zu verarbeiten.» Zu feiern habe es dadurch wenig gegeben, trotz der im Rückblick guten Saison, erinnert sich Bieri.

Schwestern siegen ex aequo
Noch bevor die Mannschaften prämiert wurden, verkündete Moderator Stefan Leuenberger in der Nachwuchskategorie ein Novum. Erstmals überhaupt wurden nämlich gleich zwei Juniorinnen zu Siegerinnen gekürt. Mit den Walterswiler Zwillingen Shaienne und Leandra Zehnder besitzt die Region zwei der grössten Skitalente der Schweiz. In den letzten Jahren war Shaienne aber oft noch etwas schneller als ihre gleichaltrige 17-jährige Zwillingsschwester. «Bis zum letzten Winter», erwähnte Stefan Leuenberger in seiner Laudatio, dort habe Leandra ihre Schwester an der Schweizer Meisterschaft im Super-G geschlagen, während Shaienne im Slalom Gold gewann. «Ich habe mit dem zweiten oder dritten Rang gerechnet», kommentierte Leandra Zehnder und zeigte damit ihre grosse Freude über den Sieg in der Nachwuchskategorie.
Wie an der Sportpreis-Ehrung des Club 88 bereits gewohnt, führte Stefan Leuenberger mit breitem Fachwissen als Moderator stilsicher durch den Abend. In Interviews gelang es dem selbst sportbegeisterten Juryvorsitzenden immer wieder, für die Anwesenden interessante Hintergründe aufzudecken. Dass YB-Fussballer und Nachwuchs-Dritter Alessio Burkhardt beispielsweise erst mit fünf Jahren Fussballspielen durfte, weil er bis dahin seine Schuhe noch nicht selbst binden konnte, sorgte für Lacher. Interessant war auch das Gespräch mit dem Einzel-Dritten Marcel Sommer, der sich vergangenes Jahr zum Schweizer Meister im Liegendschiessen mit dem Sturmgewehr 57 kürte. Sommer überlebte erst rund ein halbes Jahr vorher einen Hirnschlag und schoss ausserdem mit dem Gewehr eines verstorbenen Kameraden das SM-Gold. Dass die aufwühlende Geschichte nun auch noch zu Sportpreis-Bronze führte, freute ihn sichtlich: «Schiessen ist eine Randsportart. Viel zu gewinnen gibt es nicht. Deshalb ist dieser Preis hier der schönste Preis, den ich je gewinnen konnte.»
In der Kategorie «Einzelsportler/in» stand die dreiköpfige Sportpreis-Jury vor einer ganz schwierigen Entscheidung: Matthias Aeschbacher oder Dominique Aegerter? Ein zweifacher Weltmeister oder ein Beinahe-Schwingerkönig? Einer, der 2022 ganze 17 Töffrennen auf Weltniveau gewann, oder einer, der 10 Kränze und 7 Feste gewann?
«Uns rauchte der Kopf», sagte Moderator und Jury-Mitglied Leuenberger, ehe er den telefonisch zugeschalteten Dominique Aegerter nach einer vor Ort durchgeführten Laudatio darüber informieren musste, dass er «nur» Zweiter wurde. «Ich hatte zwei sehr gute Saisons und hätte mich natürlich über den Titel gefreut, mag es Matthias aber ebenso gönnen», sollte der in Portugal weilende Aegerter aber sportsmännisch entgegnen. Dass er viel gewinnen konnte, sei ihm im Verlauf des Jahres immer mal wieder klar geworden – und brachte ihm letztlich auch eine Promotion in die Super-Bike-Weltmeisterschaft, für welche er sich derzeit vorbereitet und in welcher er in die Top-Ten stürmen will.
Spätestens aber die Reaktion des Publikums, nach der Verkündung des Sieges von Matthias Aeschbacher, bestätigte die Jury in ihrer Entscheidung. Stefan Leuenberger gelang es während der Laudatio, die eindrücklichen Momente der vergangenen Schwingsaison und des Eidgenössischen Schwingfestes in Pratteln noch einmal aufleben zu lassen, sodass das aufgewühlte Publikum dem als «Grizzly-Bär» und «Duracell-Häschen» betitelten Aeschbacher eine ansehnliche Standing Ovation schenkte. Im Interview zeigte sich «Disu» dann einmal mehr von einer bodenständigen und angenehmen Art, die beim Publikum oftmals Lachen und Begeisterung auslöste. Auf die Frage, ob er Joel Wicki den Sieg gegönnt habe, meinte der Schwinger lachend: «Ja, aber ich hätte es mir selbst sogar noch mehr gegönnt.» Noch grösser waren die Lacher dann, als Aeschbacher seine Erinnerungen an den Einmarsch in die gigantische ESAF-Arena unverblümt teilte. «Ich wollte schon drei Mal raus und immer wieder wurde mir gesagt, dass ich mich beruhigen solle. Und dann kam ich in die Arena», so Matthias Aeschbacher. Diese war mit über 50 000 Menschen gefüllt, «und aui tüe wine Aff – u de hets mi scho grad hurti ghudlet.» Moderator Leuenberger deutete ausserdem darauf hin, dass die letzten ESAF-Sieger Christian Stucki und Joel Wicki vor ihrer Krönung zuerst einen ESAF-Schlussgang verloren, ehe sie zum König gekürt wurden, um dem Rüegsau-schacher Mitglied des Schwingklubs Sumiswald Mut zu machen. «Natürlich werde ich noch einmal angreifen, aber ich bin auch schon 31 Jahre alt und entscheidend ist dann letztlich auch die Gesundheit.» Dass ihm das Sportpreis-Publikum nur das Beste wünscht, wurde mit einem weiteren Applaus deutlich untermauert – und auch beim anschliessenden Apéro dem sympathischen Sportpreis-Sieger und besten Schwinger der Region mehrmals mitgeteilt.

Von Leroy Ryser