Talentförderung trägt erste Früchte
Seit zehn Jahren besteht das Talentförderprogramm Emmental-Oberaargau, das die Schulen Langenthal Kreuzfeld sowie die Volksschulen Burgdorf und Hofmatt Huttwil umfasst. Bei einem Rückblick zeigten sich die Beteiligten einerseits erfreut über die Entwicklung und andererseits stolz, dass die Talentförderung erste Früchte trägt, wie das Beispiel von Silvan Hess, NLB-Eishockeyspieler beim SC Langenthal, zeigt.
Emmental / Oberaargau · Mit dem Talentförderprogramm unterstützen die Schulen Kreuzfeld Langenthal sowie die Volksschulen Burgdorf und Hofmatt Huttwil seit zehn Jahren die Förderung von besonders begabten Jugendlichen aus den Bereichen Musik, Sport, Gestaltung und Tanz. Ziel des Programmes ist es, dass talentierte Kinder und Jugendliche ihre sportlichen, tänzerischen, gestalterischen oder musischen Ziele verfolgen können. Dafür dürfen sie durchschnittlich zehn Lektionen pro Woche vom Unterricht dispensiert werden, um zusätzliche Trainingseinheiten absolvieren zu können. Der fehlende Schulstoff wird anschliessend durch gezielten Förderunterricht in Kleingruppen ausgeglichen, der zeitlich individuell auf die Schüler angepasst wird. Aktuell umfasst das Talentförderprogramm 120 Schüler.
Gemäss Peter Rubeli, Leiter Schulzentrum Kreuzfeld 4 in Langenthal, sei das noch eine geringe Anzahl Kinder und Jugendliche, im Vergleich zur gesamten Schülerzahl in der Region Langenthal – Huttwil – Burgdorf von rund 10 000 Schülern. Dennoch habe sich das Programm im Verlaufe der zehn Jahre stark entwickelt, sowohl auf Seiten der Schulen, wie auch bei einzelnen Institutionen wie beispielsweise beim NLB-Eishockeyklub Langenthal, für den das Talentförderprogramm mittlerweile zu einem der wichtigsten Bestandteile im Nachwuchskonzept geworden ist, wie Ausbildungschef Olivier Horak betonte.
Eine einmalige Charakterschulung
Der Rohrbacher bezeichnete das Programm als Meilenstein in der Nachwuchsausbildung. «Was wir hier haben und anbieten können, gibt es in vielen Regionen nach wie vor nicht», erwähnte er und wies darauf hin, dass beim SCL auch Spieler aus Neuenkirch, Sursee (Kanton Luzern) und Kestenholz (Solothurn) in diesem Talentförderprogramm mitmachen und aus diesem Grund in Langenthal zur Schule gehen und bei Gastfamilien untergebracht sind.
Für Peter Rubeli bietet das Programm aber nicht bloss eine optimale Talentförderung, sondern auch eine Charakterschulung für junge Menschen, die in den Bereichen Selbständigkeit, Zeitmanagement und Arbeitsmethodik stark gefordert seien. Diesbezüglich lobte Horak die Schulen, die grosses Verständnis für den ausserschulischen Bereich der Talente zeigen und auf Bedürfnisse des Clubs bei Spielen und Trainings äusserst flexibel reagieren.
Profitiert davon hat auch Silvan Hess, Spieler des NLB-Eishockeyklubs SC Langenthal. Der aus Engelberg stammende Stürmer hat bereits im Alter eines Mini-Novizen zum SCL gewechselt und fuhr anfänglich zwei Jahre für jedes Training von Engelberg nach Langenthal. «In diesen beiden Jahren habe ich mich fast nur im Auto und auf der Eisbahn aufgehalten», erzählt der 20-jährige Eishockeyspieler lachend. Danach zog er nach Langenthal und absolvierte das Talentförderprogramm, bei dem er pro Woche zweimal über Mittag individuelle Zusatztrainings absolvierte.
Hess ist voll des Lobes über diese Möglichkeit, die ihm hier geboten wurde. «Der Förderunterricht in der Schule hat mir auf meinem weiteren beruflichen Weg sehr geholfen und die zusätzlichen, individuellen Trainings, die ich absolvieren konnte, haben mich sportlich sehr weit gebracht», betonte er, der im Frühjahr mit dem SCL NLB-Schweizermeister wurde.
Förderprogramm kostet SCL 40 000 Franken pro Jahr
Für Horak ist Silvan Hess ein Paradebeispiel für dieses Förderprogramm. Vor drei Jahren habe man für ihn eine Karriereplanung erstellt, die bis heute perfekt aufgegangen sei. Aber auch andere hätten das Programm absolviert und den Schritt zum Spitzensportler geschafft, betonte Horak und erwähnte beispielsweise Yannick Rathgeb (Fribourg-Gottéron), Julian Schmutz (EHC Biel) oder Dario Kummer (SC Langenthal). Für Horak ist deshalb klar: «Die Arbeit, die im Talentförderprogramm in den letzten zehn Jahren geleistet wurde, trägt nun Früchte. Darauf sind wir stolz», sagt er, der das Talentförderprogramm als hervorragendes Konstrukt der Nachwuchsförderung bezeichnet, das sich der SCL gerne etwas kosten lasse. Die zwei zusätzlichen Trainingseinheiten über Mittag, inklusive Verpflegung der Spieler, der Shuttle-Dienst für Schüler aus Huttwil, allfällige Karriereplanung und Lehrstellensuche sowie der Koordinationsaufwand mit Schule, Eltern und Lehrbetrieb erzeugen, laut Horak, jährliche Kosten in der Höhe von rund 40 000 Franken.
Man habe sehr viel erreicht in den zehn Jahren, das Talentförderprogramm habe sich stark entwickelt, stellen alle Beteiligten fest und Horak erwähnt, dass er 2007 mit drei Spielern startete und heute 24 Spieler im Programm habe. Peter Rubeli betonte in diesem Zusammenhang, dass er sich noch vermehrt wünsche, dass künftig noch weitere Partner in den Bereichen Sport, Musik, Tanz und Gestaltung von diesem Programm profitieren würden. «Wenn ich beispielsweise sehe, mit welcher Begeisterung die Region den NLB-Meistertitel des SC Langenthal gefeiert hat, dann bestärkt mich das in meiner Meinung, dass wir auf diesem Weg weiterfahren sollten», betonte der Schulleiter.
Dieser Meinung sind alle, denn sowohl Schulleiter Peter Rubeli wie auch Franziska Zaugg, Präsidentin des Fachrates Talent Oberaargau-Emmental und auch Olivier Horak verfolgen mit dem Talentförderprogramm weitere Visionen. «Das Programm bietet eine Riesenchance für Kinder auf dem Weg in die Zukunft, nicht nur sportlich, denn hier absolvieren sie auch eine äusserst wertvolle Lebensschule», erwähnte die Präsidentin.
Für die Schule biete dieses Programm eine wunderbare Möglichkeit, «mitzuhelfen, Träume von Schülern zu realisieren und das finde ich eine wunderbare und enorm wichtige Aufgabe für eine Schule», gibt Peter Rubeli zu verstehen Und beim SCL verfolgt man nach der Wiedereröffnung der Eishalle in Huttwil die Vision, auch im Campus Perspektiven eine Talentgruppe zu eröffnen. «Unser Ziel ist es, 20 Talente in Huttwil und 20 Talente in Langenthal zu betreuen», erläuterte Olivier Horak.
Von Walter Ryser