Tanzt sich Tama Vakeesan bis ins Finale von «Darf ich bitten»?
Maximalpunktezahl (60) bei der Jury, das gab es noch nie. Und auch die 81 Punkte beim Publikumsvoting waren ein Höchstwert: Die Langenthalerin Tama Vakeesan (31) überstrahlte am letzten Samstag bei der SRF-Tanzshow «Darf ich bitten» alles. «Das ist absolut überwältigend, das hätte ich nie erwartet.» Heute Abend tritt sie im Halbfinal an mit Bollywood und einem Wiener Walzer.
Tama Vakeesan sitzt im Zug zum nächsten Training und scheint auch Tage nach dem Tanzevent noch voller Adrenalin zu sein. «Ich bin absolut überwältigt. Ich habe mich gegenüber Stars wie Sven Epiney oder Patricia Boser als absoluter Underdog gesehen. Wenn ich weiterkommen sollte, dann vielleicht als Dritte», habe sie im Vorfeld gehofft. Dass sie es aber gleich so deutlich ins Halbfinale schaffen würde, das kam für sie völlig überraschend. «Ich habe mich ja nur schon gefragt, weshalb sie mich überhaupt für diese Sendung eingeladen haben.» Denn Tanzen war nicht unbedingt eine Leidenschaft von ihr.
Natürlich habe sie als Kind bei tamilischen Tänzen mitgewirkt und habe für kurze Zeit auch Hip-Hop-Stunden genommen. Aber das war es schon. Bevor sie der Sendung zusagte, musste sie sich deshalb alles schon noch eine Weile intensiv durch den Kopf gehen lassen: «Es werden so viele Menschen zuschauen, da kannst du dich vor der ganzen Nation blamieren.»
Disziplin bringt Spass
Doch von Blamieren keine Spur, das Jury- und Zuschauervotum sprechen eine deutlich andere Sprache. «Tanzen macht einfach total Spass», das hat sie jetzt so richtig erleben dürfen. «Es ist einfach erstaunlich, was man alles erlernen kann mit Disziplin, auch wenn man keine Tänzerin ist», wirkt die 31-Jährige fast verblüfft von der eigenen Leistung. Doch diese Disziplin musste sie erst erarbeiten. «Ich habe nie Sport gemacht. Ich hielt Disziplin immer für bieder, sicher nicht etwas für mich. Jetzt habe ich aber gelernt, wie weit einem Disziplin und Kontrolle über einem selber bringen kann.» Jeden Tag verbringt sie nun zwei bis fünf Stunden im Tanztraining bei Coach Marc Aeschlimann. Und das seit vier Monaten. Acht Kilo hat sie abgenommen. Ihren Job hat sie seit März temporär an den Nagel gehängt, um sich voll auf die Show konzentrieren zu können. Und jetzt, wo der Halbfinal bevorsteht, ist das Training noch intensiver geworden.
Stolz auf Eltern
Heute Abend wird sie einen Wiener Walzer und einen Bollywood-Tanz aufs Parket legen. Viel mitbestimmen kann sie da nicht: «Die Auswahl der Tänze trifft SRF», erklärt Tama Vakeesan. Doch ihre tamilischen Wurzeln werden nicht übergangen. Wie aber steht ihre Familie zu ihrem Auftritt? «Das war so herzig: Meine Mutter hatte so grosse Freude und hat nach der Show auch meinen Schulfreund und Tanzpartner Driton Idrizi umarmt.» Das sei aussergewöhnlich, denn in der tamilischen Welt sei man solche Shows nicht gewohnt. Ihre Familie sei aber sehr aufgeschlossen, wie Tama Vakeesan schon während der TV-Sendung letzten Samstag durchblicken liess: «Ich bin sehr stolz auf meine Eltern, weil sie Änderungen zulassen, sich angepasst haben und zu mir sagen: Sei mutig, wir unterstützen dich.» Dass sie von den Schweizer Fernsehzuschauern eine so hohe Wertung erhalten hat, ist für die Langenthalerin zudem «ein Zeichen, wie offen die Schweizer sind. Sie beurteilen vor allem deine Leistung, nicht deine Herkunft.» Dabei ist sie überzeugt: «So weit sind Schweizer und Tamilen im Wesen gar nicht voneinander entfernt.»
Kein Druck
«Super. Du tanzt den Charleston perfekt. Du warst schlicht mitreissend.» Die Superlative der Jury-Kommentare zu den Tänzen von Tama Vakeesan waren am vergangenen Samstag fast grenzenlos. Setzt sie dieses Lob in höchsten Tönen nicht auch etwas unter Druck? «Nein», kommt schnell die Antwort. «Für mich ist es immer noch ein Privileg, überhaupt dabei sein zu dürfen. Es ist ein tolles Geschenk, das ich erleben darf.» Und deshalb verspüre sie auch keinen Druck, die Lorbeeren bestätigen zu müssen. Wäre sie sehr enttäuscht, sollte sie heute Abend den Einzug ins Finale nicht schaffen? «Weniger enttäuscht als eher traurig, weil ich nicht mehr Teil dieser Sendung sein dürfte.»
Es sei einfach eine tolle Show, mit fantastischen Leuten, einer einmaligen Atmosphäre und Stimmung untereinander. «Und Balistos, von denen man hinter der Bühne so viele essen darf, wie man will», schmunzelt sie. Doch noch mehr als die Schokoriegel würde sie es vermissen, «wenn ich die tollen Final-Tänze, die ich schon jetzt einstudiert habe, dem Publikum nicht zeigen könnte.» Die Zuschauer entscheiden dies heute ab 20 Uhr auf SRF 1 mit.
Von Thomas Peter