Teamwork zwischen Mensch und Pferd
Im Napfgebiet leisteten Rekruten während zwei Wochen wertvolle und geschätzte Arbeit und bildeten eine Einheit mit ihren Partnern auf vier Hufen. 82 Personen, 34 Pferde und 5 Mulis standen an vier Standorten im Einsatz. So wurden in unwegsamem Gebiet Baumstämme aus dem Wald transportiert, Wanderweg-Teilstücke erstellt und ein Gelände nach einem Erdrutsch gesichert.
Napfregion · Der Einsatz im Napfgebiet dauert zehn Tage und die körperliche Anstrengung ist immens, es werden viele Höhenmeter absolviert. Eine RS ist zurzeit nicht gerade einfach, mit der Maskenpflicht und den häufigen Tests. Aber die Rekruten machen das alles sehr souverän, trotz Mehraufwand: «Sie sind draussen im Gelände, haben eine sinnvolle und anspruchsvolle Arbeit und sehen abends, was sie geleistet haben, was wiederum motivierend wirkt», erklärt Fach-Instruktor Train und Stabsadjutant Matthias Rust. Unter seiner Leitung nahmen zwei Train-Züge in ihrer Rekrutenschule während zweier Wochen im Napfgebiet verschiedene Arbeiten auf. 82 Personen, 34 Pferde und 5 Mulis, verteilt auf vier Standorte, sind die Eckdaten dieser Einsatzübung.
Arbeiten für Gemeinden und Tourismus
Auch unter erschwerten Bedingungen oder bei schlechten Wetterverhältnissen führen die Train-Soldaten mit ihren Pferden Materialtransporte durch, teils in unwegsamem Gelände. Die Anforderungen sind an beide gross, vor allem hinsichtlich Konzentration, denn es darf nie vergessen werden, dass mit Fluchttieren gearbeitet wird, welche auf ungewohnte Verhältnisse überraschend reagieren können. Ein Train-Soldat trägt die Verantwortung für das ihm anvertraute Pferd und umsorgt es. Er lernt einzuschätzen, ob ein Pferd eine Pause braucht und was von ihm verlangt werden kann. An einem Standort werden Holzpfähle und Kies ins Tal oder zu abgelegenen Ställen transportiert. Oder es wird Sturmholz zersägt und zur Strasse transportiert. In Richtung Bodenänzi bei Luthern wird ein rund 250 Meter langer Wanderweg angelegt, und für die Zielhänge beim Schiessplatz werden Schnitzel hinauftransportiert und aufgefüllt. Im Napfgebiet gab es einen kleinen Erdrutsch und hier konnten die Rekruten das Gelände mit Holz-Verstrebungen sichern und mit Schotter auffüllen. Die Pferde erweisen sich als geduldige Lasttiere, welche trittsicher unterwegs sind und ihre Leistungsbereitschaft unter Beweis stellen. «Ich nehme das Lutherntal als sehr armeefreundlich wahr und bekomme ausschliesslich positive Feedbacks für unser Wirken. Ich erhalte sogar vom Gemeindeprä-sidenten weitergeleitete E-Mails mit Danksagungen von Wanderern, die unsere Arbeit hier sehr schätzen», freut sich Matthias Rust.
Frühzeitige Planung bis ins Detail
Das Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere mit Standort Sand-Schönbühl stellt die Ausbildung und den Einsatz der Train-, der Veterinär- und der Hundeführer-Formationen sicher. «Ungefähr 60 Prozent der hier eingesetzten Freiberger und Mulis sind erst vierjährig, absolvieren also ihren ersten Dienst. Früher wurden durch die Armee fast nur Wallache eingekauft und in letzter Zeit auch wieder Stuten. Ich sehe dies jedoch nicht als einen Nachteil an, sondern vielmehr als einen Gewinn im Train-Alltag. Natürlich auch eine gewisse Herausforderung, vor allem für den Stall-Wachtdienst, welcher in der ersten Nacht noch vermehrt damit beschäftigt ist, die Stuten umzuplatzieren, bis es passt und Ruhe einkehrt», erklärt Matthias Rust.
Er hat schon vor Monaten mit der Planung des Einsatzes begonnen, eine logistische Meisterleistung mit vier Pferdestandorten und fünf Arbeitsplätzen. Ställe wurden vorab besichtigt, Wege erkundigt, Material-Gewichte abgeschätzt und Konzepte erstellt. Auch die Koordination von tonnenweise Heu und Stroh erfolgte frühzeitig: «Wir arbeiten auch bei Schlechtwetter. Umso wichtiger ist eine saubere Vorbereitung, denn wir wollen böse Überraschungen mit den Pferden vermeiden.»
Beziehung wird aufgebaut
«Vor ungefähr zehn Wochen übernahmen die Rekruten die Pferde und die Entwicklung ist für mich sehr spannend mitzuverfolgen. Aus der anfänglichen Unsicherheit und vielleicht etwas Hass-Liebe oder Verzweiflung entsteht eine schier unglaubliche Harmonie, Vertrautheit und Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd. Zahlreiche aussergewöhnliche Momente, die zusammenschweissen und viel gemeinsam verbrachte Zeit sorgen nicht selten dafür, dass Ende RS hie und da eine Träne fliesst, wenn die Pferde wieder abgegeben werden», weiss Rust.
Von Karin Rohrer