• Tigers-Captain Pascal Berger (l.) will bereits im ersten Saisonspiel Gegner Lausanne unter Druck setzen und Punkte erobern. · Bilder: key

29.09.2020
Sport

Tigers vor der aussergewöhnlichsten Saison

Die SCL Tigers stehen vor der wohl aussergewöhnlichsten Saison der Vereinsgeschichte: Keiner weiss, ob das Corona-Virus für ein vorzeitiges Saisonende sorgen wird. Die Langnauer gehören mit Blick auf die aktuelle Lage zu den «vernünftigsten» Unternehmen der National League.

Saisonvorschau SCL Tigers · Tigers-Captain Pascal Berger blickt im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» auf besondere Monate zurück: «Wir wussten nicht, was uns erwartet. Corona war neu, der Trainer ebenso. Dies alles konnten wir aber gut meistern. Wir haben hart gearbeitet und gewisse Dinge noch verbessert. Wir sind froh, dass es nun bald losgeht.»
Eine neue Normalität sei eingekehrt. «Jetzt ist es normal, dass man sich die Hände desinfiziert.» Und auch die besondere Situation mit den Zuschauern. «Aber je länger es geht, desto normaler wird es.» Tigers-Geschäftsführer Peter Müller über den Ausnahme-Sommer: «Wir wurden in eine Situation reingedrückt, in der wir fremdbestimmt wurden. Es wurde vorgegeben, was man machen darf. Es galt, das bestmögliche herauszuholen und nicht die Vorgaben zu bekämpfen. Es geht um die Gesundheit von uns allen. Wirtschaftlich aber gilt es so zu fahren, dass man dennoch überlebt, das war und ist speziell.»

Gratis-Ausländer?
Da es aufgrund der aussergewöhnlichen Lage keinen Absteiger gibt und ungewiss ist, ob die Saison komplett gespielt wird, budgetieren die SCL Tigers mit einer vorbildlichen Vorsicht. Vorerst stehen nur zwei Ausländer im Line-up. Peter Müller: «Ein Team sollte nicht über die Anzahl Ausländer definiert werden, wir haben zwei unter Vertrag.» Man vertraue dem Team, dennoch seien die Ausländer ein laufendes Thema. Solange die Saison aber wirtschaftlich nicht überblickt werden könne, «wäre es schlecht, jetzt einen Vertrag zu unterschreiben.»
Das Thema werde aber immer aktueller, «es bieten sich Spieler ohne Lohnforderung an, nur damit sie Spielpraxis erhalten. Bei interessanten Angeboten von Spielern, die das Budget nicht belasten, werde man sicher nicht Nein sagen. Ich lasse alles offen, aber das Wirtschaftliche hat Priorität», erklärt Peter Müller. In der National-League wurden die Playoffs bislang zweimal erreicht. Nun soll dies zum dritten Mal gelingen. «Mit Chris DiDomenico und Harri Pesonen haben wir zwei gute Spieler verloren», bilanziert Pascal Berger. «Aber wir wollen als Team auftreten, jeden Tag hart arbeiten und die Aufgaben richtig umsetzen. Wir werden nicht um Rang eins mithalten, aber unser Ziel muss es sein, die Pre-Playoffs zu erreichen.»
Gleich zum Start werde man sicher nicht der Favorit sein, «aber wir wollen in Lausanne gleich die Überraschung schaffen und Punkte holen. Ein guter Rat für die ganze Saison ist, nicht zu weit nach vorne zu schauen, sondern von Spiel zu Spiel positive Gedanken zu haben.» An jedem Spieltag sei etwas zu holen, so Berger. «Wir sind nicht so talentiert wie andere Teams, deshalb ist es umso wichtiger, dass wir als ganze Mannschaft auftreten.» Ausserdem war 2019 zu sehen, wie eng alles beieinander liegt, als die Tigers knapp keinen europäischen Platz erreichten. «Aber in dieser Saison geht alles über das Team.»

Mehr Tickets als Platz verkauft
Die Tigers haben im Vorfeld mehr Tickets verkauft, als nun durch die Corona-Situation Platz im Stadion finden. «Nun gilt es, die nötige Zuteilung zu machen», blickt Peter Müller nach vorn. Die Spiele sind in drei Gruppen geteilt, die betreffend Gegnern und Zeitraum gleichmässig sind. Die Abo-Besitzer können soweit es passt, zwei Gruppen wählen. «Zwei von drei Spielen können sicher besucht werden. Es ist nicht möglich, alle Spiele zu sehen, aber wir wollten nicht vorgeben, wer wann dabei sein kann, wie andere Clubs es tun.» Mit Covid-19 im Hintergrund sei die Saison fragil. «Aber wir wollen positiv von Spiel zu Spiel gehen und voller Energie und Überzeugung das Beste daraus machen.»

Von Daniel Gerber