• Töpfern ist die grosse Leidenschaft von Christine Burch. Ihr Können und ihre Liebe zum Metier gibt sie gerne in Kursen weiter. · Bild: Patrick Bachmann

04.02.2020
Oberaargau

Töpfern mit Leidenschaft

Die Keramikerin Christine Burch betreibt in Kleindietwil ihr Atelier, ist an Ausstellungen und Märkten präsent und bietet auch Kurse an. Mit dem zurzeit laufenden Umbau wird das Atelier deutlich grösser und die neuen Räumlichkeiten erlauben auch eine attraktive Präsentation der Produkte. Höchste Zeit also auch für den «UE», einen Blick hineinzuwerfen.

Kleindietwil · Einigen Verkehrsteilnehmern dürfte letztes Jahr das neue Schild an der Hauptstrasse im Zentrum Kleindietwils aufgefallen sein – es zeigt den Weg in Richtung Gässli zum «Keramikatelier Christine Burch». Seit knapp drei Jahren lebt die Keramikerin Christine Burch mit ihrem Mann Daniel und der gemeinsamen Tochter Lara im denkmalgeschützten Altbau, der innen seit der Renova­tion modern und trotzdem gemütlich wirkt. Noch nicht fertig umgebaut ist der wunderbare Raum im Dachgeschoss – hier wird demnächst das neue, rund 78 Quadratmeter gros-se Atelier fertig werden. «Das war schon länger mein Traum und ich freue mich sehr darauf», sagt Christine Burch gegenüber dem «UE».
Noch aber sieht es nach viel Arbeit aus und das provisorische Atelier besteht aus einem Holzverschlag mit wenigen Quadratmetern Fläche. Es wirkt zwar freundlich, ist aber für die tägliche Arbeit zu klein. Vor allem während den Kursen, die Christine Burch hier an-bietet, kann es da schon mal ziemlich eng werden. Die beiden Brennöfen mit einem Nutzinhalt von 100 und 300 Litern warten im Dachgeschoss auf ihren definitiven Platz. «Die Arbeitsabläufe werden nach der Fertigstellung effizienter sein und es wird deutlich mehr Platz zur Verfügung stehen für meine Töpferkurse.»

Offenes Atelier mit Schaufenster
Christine Burch hat ihr Keramikatelier schon mehrfach gezügelt. Der letzte Standort lag in Burgdorf, zuvor war sie neun Jahre in der pittoresken Altstadt von Rheinfelden tätig. An guter Lage präsentierte sie dort ihre Arbeiten im Schaufenster und Geschäft. Im hinteren Bereich des Raumes befand sich ihr offenes Atelier, wo man der Kunsthandwerkerin über die Schulter schauen konnte.
Hier in Kleindietwil ist die 43-Jährige nun vermehrt auf Märkte, Ausstellungen oder auf die Website angewiesen, um ihre Produkte bekannt zu machen. Der wichtigste und längste Markt ist der «Hääfelimäärt» während der Basler Herbstmesse. Seit 13 Jahren ist sie dort anzutreffen und in dieser Zeit konnte sie sich eine Stammkundschaft aufbauen. «Jedes Jahr freue ich mich wieder auf die vielen Begegnungen, auf einen kurzen Schwatz und die besondere Atmosphäre des Petersplatzes.»
Nach den 18 Tagen in der teilweise bereits kalten Herbstzeit kommen sie und ihre Familie aber jeweils an eine Belastungsgrenze, denn die Zeit reicht gerade, um spät abends zurückkehren, einige Stunden zu schlafen und am Morgen bereits wieder nach Basel aufzubrechen.
Sie ist auch auf dem Huttwiler Weihnachtsmarkt anzutreffen. Am 6. Dezember präsentierte sie einige ihrer Produkte zum ersten Mal am Madiswiler Weihnachtsmarkt.
Neben den Märkten zählen auch die Kurse zu einem wichtigen Standbein. Bis vor kurzem unterrichtete Christine Burch an der Migros Clubschule, inzwischen hat sie aber genügend private Kurse, was ihr vor allem auch den zusätzlichen Weg erspart.
In kleinen Gruppen von maximal fünf Personen vermittelt sie die Grundausbildung in Keramik, das Drehen auf der Scheibe oder Töpfertechniken. Gerne zeigt sie auch Kindern, was man mit dem Material modellieren kann. «Letzten Sommer beispielsweise waren beim Madiswiler Ferienpass beide Kurse voll belegt.» Dass sie mit ihrer Tätigkeit so erfolgreich ist, liegt neben dem Talent sicher auch an ihrer optimistischen und fröhlichen Ausstrahlung sowie an der offenen Art, auf Leute zuzugehen.

Beruf und Berufung gefunden
Für den Verkauf produziert Christine Burch vor allem stilvolle Gebrauchskeramik, die durch sachliche Schlichtheit besticht. Ihr Steinzeuggeschirr wie Becher, Tassen und Schalen, Eierbecher oder Krüge setzt sie auch auf individuellen Kundenwunsch um. Sie deutet auf einen Stapel mit Notizen: «Diese Bestellungen muss ich in den nächsten Monaten abarbeiten.»
Die Märkte, die Kurse und Bestellungen – dass sie das neben der Familie und dem Garten alles unter einen Hut kriegt, setzt fixe Strukturen und klar definierte Arbeitszeiten voraus. «Montag, Freitag und Samstag sind für meine Atelierarbeiten und Kurse reserviert.» Aber regelmässig brennt im Atelier auch abends noch Licht. Ohne Leidenschaft für dieses Handwerk ist diese Energie für solche Arbeitszeiten nicht aufzubringen.
«Ja, in der Keramik habe ich meine Berufung gefunden, es ist wunderbar!», bestätigt Burch. Trotz des hohen Pensums wird man mit Töpfern nicht reich. «Der Aufwand ist gross, und oft kann man da nicht jede Stunde voll verrechnen, sonst wird das Produkt zu teuer.» Doch die Wertschätzung für die Handarbeit sei trotzdem vorhanden und auch die allgemeine Bereitschaft, für gute Qualität einen entsprechend höheren Preis zu zahlen. Der Kunde hat bei ihren Produkten auch den Vorteil, dass auch nach Jahren Ersatzstücke erhältlich sind.

Keine Zeit für Ungeduld
Grundsätzlich ist der Steinzeugton sehr widerstandsfähig und spülmaschinenfest. Die Keramikprodukte werden beim ersten Brand bei 1000 Grad, beim zweiten Brand mit der Glasur bei 1250 Grad rund 10 bis 12 Stunden gebrannt. Auch für das Brennen ist also eine gute Planung nötig, um die Kapazitäten optimal zu nutzen. Schnell wird dabei klar: Bei Keramikarbeiten ist ein anderes Verständnis für Zeit gefragt. Ungeduld führt nicht weiter und verursacht höchstens Scherben.
Neben der eigentlichen Tätigkeit arbeitet Christine Burch zurzeit an einem grossen Steinadler. Viele Stunden modellierte sie an diesem eindrücklichen Objekt. In den kommenden Monaten wird er fertig sein und über dem Haupteingang die Besucherinnen und Besucher willkommen heissen.

Christine Burch und ihr Handwerk
Christine Burch wuchs in Würenlos auf und bevorzugte schon als Kind die gestalterischen Arbeiten. Eher musisch veranlagt mochte sie alle kreativen Tätigkeiten wie Malen oder Basteln. Nach der Schule absolvierte sie eine Kochlehre, besuchte gleich anschliessend den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Aarau und vier weitere Jahre die Fachklasse Keramik an der Schule für Gestaltung Bern mit entsprechendem Lehrabschluss und Diplom. Seit 2006 ist sie selbstständig. Christine Burch ist verheiratet und wohnt mit ihrer Familie seit 2017 im Eigenheim in Kleindietwil.

Infos: ch-keramik.ch

Von Patrick Bachmann