Trio im hochspannenden Aufstiegskampf
Die Hälfte der Meisterschaft im Regionalfussball ist gespielt. In der 4. Liga herrscht Hochspannung. Mit dem SV Sumiswald, dem SC Huttwil und dem YF United Huttwil besitzt gleich ein regionales Trio gute (Huttwil) bis sehr gute (Sumiswald und YF United) Ausgangslagen im Hinblick auf den Aufstieg in die 3. Liga.
SV Sumiswald/SC Huttwil/YF United Huttwil · Mit Sumiswald, Huttwil I und Huttwil II, Lotzwil-Madiswil, Aemme (ehemals Hasle-Rüegsau) und YF United Huttwil spielen gleich sechs regionale Teams die aktuelle 4.-Liga-Meisterschaft im Regionalverband Bern-Jura. Zur Saisonhälfte darf noch ein regionales Trio mit dem Aufstieg in die 3. Liga liebäugeln.
Sumiswald noch ungeschlagen
Ausgezeichnete Karten besitzt der Sportverein Sumiswald, der unter dem neuen Trainer Erwin Aeschlimann in der Vorrunde in elf Partien ungeschlagen blieb. «Wir haben einen enorm grossen Aufwand betrieben und wurden dafür belohnt», erklärt das Wyssacher Fussball-Urgestein. «Ich bin wirklich schon lange im regionalen Fussballgeschäft dabei. Einen solchen Zusammenhalt, einen solchen Einsatzwillen und die Bereitschaft, alles Neue umzusetzen, habe ich noch bei keinem anderen Team erlebt», schwärmt der 61-Jährige. «Der Umgang beim SVS ist freundschaftlich, aber stets respektvoll.» Sumiswald hat in den bisher elf Partien nie verloren. Das Derby gegen Huttwil konnte mit 4:1 gewonnen werden. Punkte wurden nur bei den Unentschieden gegen Herzogenbuchsee und Kirchberg abgegeben. «Wir schauen nicht auf den Gegner, sondern nur auf uns. Wir haben es in den eigenen Beinen, den Aufstieg in die 3. Liga – unser klares Ziel – zu schaffen. Bleiben wir von Verletzungen verschont, wird es schwierig, uns von diesem Weg abzuhalten», glaubt Aeschlimann.
Bester Ligaspieler im Team
Der Trainer lobt sein starkes Kader. «Ich bin in der komfortablen Lage, mit Martin Siegenthaler über den besten Spieler der 4. Liga zu verfügen. Gleichzeitig spielt in meinem Team mit Nino Aeschlimann das grösste Talent der Liga», findet der Teamchef. «Hinzu kommen mit Lorenz Lüthi oder Andreas Gasser Garanten für überdurchschnittliche Leistungen. Der 37-jährige Gasser beispielsweise legte im vorletzten Spiel gegen Lotzwil-Madiswil 9,2 Kilometer zurück.» Obwohl «Winu» einzelne Spieler hervorhebt, betont er die Wichtigkeit des Kollektivs: «Nur weil alle Teamspieler voll mitziehen und einander den Erfolg gönnen, sind wir so erfolgreich.» Vom Flow und der guten Zusammenarbeit untereinander profitiert auch die zweite Sumiswalder Fussballmannschaft, welche in der 5. Liga ebenfalls als Tabellenführer überwintert. Momentan lässt der eiserne Schleifer seine Schäfchen an der langen Leine. Sie können dem spassigen Plausch-«Bänklischutte» in der Halle frönen. «Ich verlange aber, dass alle individuelle Konditionstrainings absolvieren, damit wir am 10. Januar auf einem guten Fitnesslevel die dreimonatige Vorbereitung in Angriff nehmen können.» Diese wird sogar ein einwöchiges Trainingslager umfassen. «Ich bin topmotiviert und freue mich auf alles, was kommt», sagt Erwin Aeschlimann. Der direkte Aufstiegsplatz in der Gruppe 5 führt zweifelsohne über den SV Sumiswald.
Keine Nervosität beim SC Huttwil
Vier Punkte hinter Sumiswald und deren zwei Punkte hinter Herzogenbuchsee II liegt der Sportclub Huttwil auf dem 3. Rang. «Ich blicke der Rückrunde entspannt entgegen», meint Trainer Markus Meer. «An einem Schwingfest wird auch erst am Abend und nach dem Schlussgang und nicht zur Mittagspause abgerechnet», vergleicht er. «Wir wissen, woran wir arbeiten müssen.» Die Niederlagen gegen Herzogenbuchsee und Sumiswald müsse man akzeptieren. «Wichtige Spieler haben in diesen Partien verletzt oder ferienhalber gefehlt. Und gegen Sumiswald hätten wir nach zwei vergebenen Penaltys sowie mehreren ausgelassenen Torchancen die Partie in der ersten Halbzeit für uns entscheiden müssen», sagt Markus Meer. «Stattdessen produzierten wir in der zweiten Halbzeit viele Eigenfehler und kassierten deshalb eine unnötige Niederlage.»
Auch der 2. Rang kann reichen
Der seit dieser Saison im Einsatz stehende Huttwiler Trainer glaubt daran, das Handicap noch wettmachen zu können. «Wir werden es in der Rückrunde besser machen.» Gleichzeitig gibt der 53-Jährige zu bedenken, dass auch noch die beiden besten Gruppenzweiten der zehn 4.-Liga-Gruppen Ende Saison in die 3. Liga aufsteigen werden. Resignation sieht anders aus. Huttwil wird die Vorbereitung wie Sumiswald im Januar starten. «Es ist bereits alles aufgegleist. Wir werden auch zahlreiche Vorbereitungsspiele sowie ein Trainingslager von Mittwoch bis Sonntag absolvieren.» Ausserdem wird Huttwil sechs Trainings in Langenthal auf Kunstrasen durchführen.
Wie schlimm wäre es, wenn der Aufstieg in die 3. Liga trotz all diesen Bemühungen gleichwohl verpasst wird? Dazu äusserste sich der Vereinspräsident Philip Marti bereits vor einiger Zeit wie folgt: «Es wäre kein Weltuntergang. Wir betreiben Amateursport, der Freude bereiten soll. Sportliche Höhen-, aber auch Tiefflüge gehören dazu. Sicher ist, dass ein Verein von der Grösse des Sportclubs Huttwil längerfristig gesehen wieder eine in der 3. Liga etablierte Mannschaft stellen will.» Noch ist es möglich, die Rückkehr in die 3. Liga bereits nach der Saison 2021/22 zu realisieren.
Den Wintermeistertitel verschenkt
Die dritte regionale Mannschaft, die sich zur Saisonhalbzeit noch gute Chancen auf den Aufstieg in die 3. Liga ausrechnen darf, ist der 2017 gegründete Fussballclub YF United Huttwil. Allerdings in einer anderen Gruppe als Sumiswald und Huttwil. «Es ist erfreulich, dass wir zur Halbzeit ganz vorne dabei sind», sagt Präsident Elias Aerni. Genau die aktuelle Tabellensituation in der Gruppe 6 hatte der Fussballkenner zu Saisonbeginn vorausgesagt. Damals meinte er, dass Aarberg und Münchenbuchsee die härtesten Rivalen im Kampf um den Aufstieg sein werden. Genau mit diesen beiden Teams ziert YF United Huttwil nun die Tabellenspitze. Den Wintermeistertitel haben die Blumenstädter allerdings verschenkt. Und zwar im dramatischen letzten Vorrundenspiel auswärts in Bümpliz. Erst in der Nachspielzeit ging YF United mit einem herrlichen Weitschusstor 2:1 in Führung. «Es war so emotional. Wir sind alle zum mitgereisten Anhang gerannt, um gemeinsam zu jubeln. Dies war im Nachhinein gesehen aber ein ärgerlicher Anfängerfehler», bedauert Aerni. Was war passiert? Nun, die Huttwiler jubelten in ihrer eigenen Hälfte, was dem Schiedsrichter erlaubte, die Bümplizer wieder anspielen zu lassen. Unmittelbar vom Mittelpunkt aus fasste sich ein Bümplizer direkt nach dem Pfiff ein Herz und erzielte aus gut 50 Metern Distanz über den noch nicht ganz ins Tor zurückgekehrten Huttwiler Goalie hinweg das 2:2-Unentschieden. «Wir erlebten ein totales Gefühlschaos. Nach dem Grossjubel über den vermeintlichen Wintermeistertitel folgte die grosse Ernüchterung über den Ausgleich aus Eigenverschulden. Der Treffer war allerdings ein absoluter Geniestreich», meint Aerni, der bei diesem denkwürdigen Spiel selbst auf dem Platz stand.
Nun will YF United den Gruppensieg
YF United Huttwil hat in der Vorrunde nur einmal verloren. Das 0:3 gegen Schönbühl ist für Aerni aber absolut erklärbar: «In dieser Partie fehlten uns vier Stammspieler wegen Ferienabsenz.» Im Spiel gegen Münchenbuchsee (2:2) wäre mehr möglich gewesen. «Wir haben dort Chancen en masse vergeben», erinnert sich Aerni. Das Huttwiler Team, welches in der glücklichen Lage ist, die Trainings stets mit 16 bis 20 Mann absolvieren zu können, ist nach der geglückten Vorrunde topmotiviert. Das Saisonziel, so lange wie möglich vorne mitzuspielen, wurde bisher umgesetzt. «Natürlich streben wir nun den Gruppensieg und den damit verbundenen Aufstieg an. Weil unsere Gruppe an der Spitze sehr umkämpft ist, dürfte der 2. Rang nicht zum Aufstieg reichen», glaub Aerni. Die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte, die für YF United Huttwil erst am 2. April beginnt, ist bereits geplant. «Wir werden gleich sieben Testpartien und ein fünftägiges Trainingslager absolvieren, um parat zu sein.»
Auch im Innerschweizer Regionalverband glänzt ein regionales Team. In der Gruppe 5 steht der FC Zell nach neun Partien an der Tabellenspitze und liegt damit ebenfalls auf 3. Liga-Kurs.
Von Stefan Leuenberger