Trockenes Wetter reduziert die Kosten
Aufgrund des trockenen Sommers 2022 konnten beim Hochwasserschutzverband unteres Langetental die Kosten für den Unterhalt reduziert werden. Dafür bereitet der Biber weiterhin Sorgen und beim Bahnhof Langenthal wird der Hochwasser-Entlastungskanal komplett neu erstellt, was Kosten von 5,5 Millionen Franken verursacht.
Die gute Nachricht folgte an der 89. Delegiertenversammlung des Hochwasserschutzverbandes unteres Langetental gleich zu Beginn: Der heisse und trockene Sommer 2022 wirkte sich positiv auf die Jahresrechnung des Verbandes aus, wie Kassier Jürg Zurlinden den Delegierten mitteilen konnte. Vor allem der Sach- und Betriebsaufwand fiel mit 159 873 Franken deutlich geringer aus als budgetiert (229 190 Franken). Auch gesamthaft verzeichnete die Rechnung 2022 mit einem Aufwand von 212 363 Franken deutlich geringere Kosten als beispielsweise im Jahr zuvor (312 601 Franken). Aber nicht nur in finanzieller Hinsicht hinterliess der Hitze-Sommer 2022 Spuren, wie Verbands-Sekretär Beat Schöni den Delegierten mitteilte. So war der Entlastungsstollen in Madiswil im letzten Jahr lediglich ein einziges Mal in Betrieb. Seit der Eröffnung im Jahr 1991 sei der Stollen gesamthaft bislang 87 Mal in Betrieb gewesen, fügte Schöni hinzu.
Künstlicher Biberbau soll weitere Schäden verhindern
So erfreulich sich das Jahresergebnis präsentierte, Jubelstürme löste dies an der Delegiertenversammlung keine aus, denn zwei andere Problemfelder beschäftigen aktuell den Verband und sorgen für zusätzliche Kosten. Da wäre einerseits der Biber, der gemäss Verbandspräsident Daniel Wälchli (Madiswil) in den Wässermatten von Lotz-wil und Roggwil weiterhin für erhebliche Schäden sorgt. «Bei einer Besichtigung mussten wir zum Teil schlimme Schäden registrieren», informierte er.
Vor allem die Frage der Haftbarkeit bereitet dem Verbandsrat Sorgen und würde sich stellen, sollte wegen eines Biberlochs ein Wanderweg entlang der Langete einbrechen und Jogger oder Velofahrer verunfallen. Als mögliche Lösung zieht der Verbandsrat den Bau eines künstlichen Biberbaus in Betracht. Erfahrungen mit dieser Variante hätten gezeigt, dass der Biber dadurch weniger Schäden im Land und entlang von Gewässern verursacht.
Das zweite Problem, mit dem sich der Hochwasserschutzverband zu befassen hatte, betraf den Entlastungskanal der Langete zwischen der Bahnhofstrasse und dem offenen Kanal beim Industrieareal Geiser in Langenthal. Dieser Kanal ist seit 1850 in Betrieb und führt anfallendes Hochwasser der Langete unter den SBB-Bahngleisen hindurch in Richtung Hard. Seit dem Bau des Entlastungsstollens in Madiswil wird dieser aber kaum mehr beansprucht. Dennoch stand ein Rückbau oder das Entfernen des Entlastungskanals bislang nie zur Diskussion.
Totalersatz günstiger als Sanierung
Mittlerweile präsentiert sich der Kanal infolge zahlreicher Hochwasser in früheren Jahren, aber auch durch die natürliche Alterung in einem schlechten Zustand. Im Zuge des geplanten Umbaus des Bahnhofs Langenthal liess der Hochwasserschutzverband eine Zustandsanalyse des Entlastungskanals durchführen. Es zeigte sich, dass die Schäden derart gross sind, dass eine Sanierung Kosten von 6,27 Millionen Franken verursachen würde. Als Alternative drängte sich deshalb ein Totalersatz auf, der im Zusammenhang mit dem Neubau der Personenunterführung zu einer velogängigen Passage realisiert werden könnte. Eine Kostenberechnung ergab, dass diese Variante mit 5,5 Millionen Franken deutlich günstiger wäre, weshalb der Verbandsrat den Delegierten diese Variante zur Ausführung vorschlug.
Langenthal trägt die Hauptlast
Diese stimmten nicht bloss dem Totalersatz des Entlastungskanals zu, sondern genehmigten auch den vorgeschlagenen Kostenverteiler für die vier dem Hochwasserschutzverband angeschlossenen Gemeinden. Dabei trägt die Stadt Langenthal die finanzielle Hauptlast dieses Projekts, denn als eigentliche «Verursacherin» dieses Neubaus (Umbau Bahnhof) übernimmt sie vorweg einen Beitrag von 1,5 Millionen Franken. Die restlichen vier Millionen Franken verteilen sich wie folgt: 3,038 Millionen Franken entfallen auf Langenthal, 378 712 Franken auf Lotzwil, 243 660 Franken auf Madiswil und 346 252 Franken auf Roggwil. Dabei handelt es sich um Brutto-Beiträge. Da sich auch der Kanton Bern finanziell an diesem Projekt beteiligen wird, könnten die effektiven Kosten für die betroffenen Gemeinden bis zu 60 Prozent tiefer ausfallen.
Von Walter Ryser