• Der Huttwiler Yves Cornillie während seinem EM-Rennen im holländischen Tilburg auf einer sehr morastigen Unterlage. · Bild: Daniel Mitchell

12.12.2018
Sport

Trotz Halsweh enorm motivierendes Erlebnis

Cross-EM in Tilburg (Holland) – Der 19-jährige Huttwiler Yves Cornillie qualifizierte sich erstmals für einen Einsatz in der Schweizer Nationalmannschaft. An der Cross-EM in Tilburg absolvierte er mit einem gesundheitlichen Handicap das Juniorenrennen.

Laufsport · Fabienne Schlumpf (Wetzikon) und Delia Sclabas (Kirchberg) holten an der Cross-EM in Tilburg in Holland mit jeweils Silber in der Elite (Schlumpf) und im U20-Rennen (Sclabas) die ersten Schweizer Medaillen seit fast zwei Jahrzehnten. Zwei weitere Male verpasst das Schweizer Team Podestplätze nur haarscharf. Damit waren die 25. Kontinentaltitelkämpfe im Crosslauf die erfolgreichsten, die eine Schweizer Delegation jemals erlebte.

Wegen Halsweh handicapiert
Mit 19 Athletinnen und Athleten war die Schweizer Mannschaft für eine Cross-EM so gross wie nie zuvor. Dazu beigetragen hat auch der Huttwiler Yves Cornillie, der erstmals überhaupt mit dem Schweizer Dress im Einsatz stand. «Es war ein unglaubliches Erlebnis – und eine riesige Motivation», meint der 19-jährige Huttwiler. «Diese Eindrücke geben mir soviel Dampf für meine weitere Laufbahn.» Dabei lief es für den bei der bekannten Läuferriege Gettnau trainierende und auch für diese an den Wettkämpfen startende Nachwuchsmann alles andere als optimal. «Ich war in den letzten Tagen vor dem Rennen schon etwas genervt. Und zwar, weil mich Halsweh stark plagte. Weil dieses nicht bessern wollte, war ich ziemlich gefrustet. Auch die Anreise im Flugzeug mit der trockenen Luft und der Klimaanlage war natürlich alles andere als lindernd», berichtet der sympathische und stets bescheidene Blumenstädter.

Morastige Strecke
Die Atemwege von Cornillie waren beim sonntäglichen Juniorenrennen über 6,3 km nicht frei. «Es lief mir aber auch sonst nicht wunschgemäss. Ich konnte mein Leistungspotenzial nicht abrufen», bedauert der Huttwiler. Die Aufgabe auf der flachen Strecke direkt am See war schwierig. «Es war sehr nass und morastig. Ich musste an meinen Schuhen extra die 15 mm langen Nägel montieren. Der Kurs war sehr kräfteraubend.» Er führte dauerhaft über unebenes Land, welches vom Regen zu Morast wurde. Ausserdem war der Rundkurs mit vielen scharfen Richtungsänderungen sowie zu überspringenden Baumstämmen bestückt.

Gold an Shootingstar Ingebrigsten
Das Kräftemessen der besten Junioren Europas im Crosslauf – alle mussten sich in ihren Ländern in Qualiläufen für die EM qualifizieren – ging an den norwegischen Shootingstar Jakob Ingebrigsten (Gold über 1500 m und 5000 m an der LA-EM in Berlin 2018), dem eine gigantische Zukunft vorausgesagt wird. «Mit ihm konnte ich mich leider nicht unterhalten. Dafür konnte ich ein paar Worte mit dem Silbermedaillengewinner aus Spanien wechseln», berichtet Cornillie.
«Es war schon eindrücklich, wie vorne die Post abging, obwohl vorerst taktiert wurde.» Für Yves Cornillie endete das Rennen schliesslich mit 2:22 Minuten Rückstand auf Ingebrigsten auf dem 92. Rang. Damit war er vom Schweizer Junioren-Sextett der langsamste, was wiederum aufzeigte, dass ihm das Rennen nicht wie eigentlich machbar gelang. Gewohnt ist der Huttwiler schneller als drei der Schweizer, die sich in Tilburg vor ihm klassierten.

Konzentration auf die 5000 m
Trotz dem gesundheitlichen Handicap profitierte Yves Cornillie von seinem ersten Auftritt im Schweizer Dress. Er genoss die Ambiance und das Laufen vor sehr grosser Zuschauerkulisse. «Auch die Stimmung im Team war genial. Ich wohnte während den EM-Tagen mit vier Schweizer Läufern in einem kleinen Häuschen. Das ganze Drum und Dran hat mir für mein weiteres Läuferdasein soviel Auftrieb gegeben», rühmt Cornillie. Er hofft fest darauf, dass er sich in Zukunft noch oft für internationale Einsätze mit der Schweiz qualifizieren kann. Vorerst gilt seine Konzentration wieder den Bahnläufen. «Ich konzentriere mich in Zukunft auf die 5000 m. Über diese Distanz möchte ich im nächsten Sommer an der Schweizermeisterschaft an den Start gehen.»  

Auszug aus der Rangliste: Elite Männer (10,3 km): 1. Filip Ingebrigtsen, Norwegen, 28:49; 76. Marco Kern, LC Schaffhausen, 31:54; 80. Ilias Hernandez, Stade Genève, 32:17; 82. Florian Lussy, LA Nidwalden,32:38. – Junioren U20 (6,3 km): 1. Jakob Ingebrigtsen, Norwegen, 18:00; 2. Ouassim Oumaiz, Spanien, 18:09; 3. Elzan Bibic, Serbien, 18:11; 57. Julien Stalhandske, Stade Genève, 19:30; 68. Bjarne Kölle, LC Zürich, 19:40; 72. Loris Pellaz, CA Sierre, 19:48; 80. Maurice Christen, STB, 19:56; 83. Nicola Hagger, LC Regensdorf, 20:04; 92. Yves Cornillie, LR Gettnau/Huttwil, 20:22. – Elite Frauen (8,3 km): 1. Yasemin Can, Türkei, 26:05; 2. Fabienne Schlumpf, TG Hütten, 26:06. – Juniorinnen U23 (6,3 km): 1. Anna Emilie Møller, Dänemark, 20:34; 2. Anna Gehring, Deutschland, 20:36; 3. Weronika Pyzik, Polen, 20:46; 4. Chiara Scherrer, TG Hütten, 20:48; 20. Flavia Stutz, LR Gettnau, 21:24; 57. Lara Alemanni, TG Hütten, 22:30. – Juniorinnen U20 (4,3 km): 1. Nadia Battocletti, Italien, 13:46; 2. Delia Sclabas, Kirchberg, 13:47; 3. Inci Kalkan, Türkei, 13:48; 12. Sibylle Häring, LC Fortuna Oberbaselbiet, 14:06; 26. Carolina Hernandez-Pita, Athlétisme Viseu Genève, 14:27; 34. Joceline Wind, Biel/Bienne Athletics, 14:32; 52. Laura Giudice, Gerbersport, 14:47; 63. Aita Ammann, TV Thalwil, 15:01.

Infos: www.tilburg2018.nl

Von Stefan Leuenberger