• Auf der Rankmatte begann er einst mit dem Fussball, spielen würde er aber gerne bald mit dem Champions League Ball. · Bild: Leroy Ryser

29.08.2018
Sport

Trotz Wachstumsproblemen auf dem Vormarsch

Gregori Anliker, Nachwuchs-Fussballspieler aus Langenthal – Gregori Anliker gehört derzeit zu den besten Talenten, welche der Langenthaler Fussball zu bieten hat. Der 16-Jährige spielt seit diesem Sommer für die U18-Junioren des FC Aarau und bereitet sich dort für eine mögliche Fussballkarriere vor. Das Potenzial dafür ist durchaus vorhanden, noch drohen aber Wachstumsbeschwerden den grossen Schritt zu verhindern.

Fussball · Gregori Anliker stammt aus einer talentierten Sportler-Familie. Seine Mutter Regula sprintete einst über 200 Meter bis an die Olympischen Spiele und sein Vater feierte nationale Erfolge im Kugelstossen und Diskuswerfen, heute ist er als VR-Präsident beim SC Langenthal und bei den Grasshoppers Zürich im Einsatz. Mittlerweile greift auch Junior Anliker selbst nach den Sternen: Auf diesen Sommer hin hat der erst 16-Jährige bereits zu den Aarauer U18-Junioren wechseln können. Ein wichtiger Schritt, der altersmässig sogar vorzeitig kam. Bewährt er sich in diesem Team, hat er zwei Saisons Zeit, sich in einer der entscheidenden Juniorenstufen zu präsentieren und sich sogar für die erste Mannschaft zu empfehlen. «Ich kann bis hierhin schon zufrieden sein. Aber wenn man es selbst erlebt, scheint es eigentlich immer zu wenig zu sein. Schliesslich will man auch noch mehr.» Das bedeutet beim 16-jährigen Langenthaler indessen so viel wie möglich. «Ein Traum wäre es, in einem Champions League Final das entscheidende Tor zu schiessen», sagt Gregori Anliker. Nur schon die Super League wäre aber ein wunderbares Ziel. «Hauptsache so gut wie möglich», sagt er. Wenn in der Super League, dann am besten in einer der besseren Mannschaften. «Ein Titel gewinnen, das wäre toll.»

Ideale Voraussetzungen
Vielleicht ist das nicht nur ein Traum. Auch wenn Gregori Anliker selbst relativiert, indem er sagt, dass viele Jungen in seinem Alter gleiche Pläne hegen und der Konkurrenzkampf deshalb gross ist, steht auf der Gegenseite das durchaus vorhandene Potenzial Anlikers. Er ist gross, kräftig und deshalb entsprechend stark im Zweikampf, beim Kopfballspiel und beweist zudem eine gute Übersicht – für einen Innenverteidiger hat er damit ideale Voraussetzungen. Dass er schon früh von einer national kompetenten U18-Auswahl selektioniert wurde unterstreicht dies. Damit der Weg zum Erfolg wird, arbeitet Anliker praktisch täglich an sich. Wöchentlich stehen sieben Trainings an, ein achtes wenn er am Wochenende nur wenig Einsatzzeit erhält.
Daneben hat er die Lehre zu seinem Traumberuf Hochbauzeichner begonnen, falls seine fussballerischen Pläne scheitern. Auch das ist durchaus möglich, in erster Linie aber nicht einmal unbedingt wegen seinem Talent, sondern vielmehr wegen seiner Verletzungsgeschichte. Seit jeher wird er von Wachstumsbeschwerden geplagt, bereits im Alter von 11 Jahren litt er unter Beschwerden an der Ferse, mittlerweile schmerzen oftmals die hinteren Muskeln der Oberschenkel, weil die Knochen schneller wachsen, als dass die Muskelfasern hätten mitziehen können. «Ich kann oftmals nicht mein ganzes Potenzial abrufen. Die Wachstumsprobleme stören mich sehr. Auch deshalb konnte ich hin und wieder nicht spielen und fand nicht immer auf Anhieb eine Anschlusslösung.» So wechselte er nach seiner Zeit in Langenthal bei der Auswahl «TOBE» zuerst nach Kriens, fiel erst durch, kehrte zurück zum FCL und schaffte es dann in einem zweiten Anlauf. In diesem Sommer nun wäre die U17 von Luzern das Ziel gewesen, verletzungsbedingt konnte er sich aber auch dort zu wenig zeigen, weshalb er bei einem dreiwöchigen Probetraining in Aarau teilnahm und letztlich doch seine Karriere fortsetzen konnte. «Eigentlich kenne ich es gar nicht anders. Und dennoch hoffe ich, dass die Schmerzen möglichst bald ein Ende nehmen.» Höchstens mit Dehnen könne er ein bisschen vorbeugen, gerade aktuell verspüre er die Schmerzen wieder etwas stärker als auch schon. Auch deshalb arbeitet er mit einem Personalcoach eng zusammen, um dieses Leiden besser in den Griff zu bekommen. Die Ärzte befürchten, dass die sogenannten Wachstumsfugen vorerst erhalten bleiben, womöglich bis der Langenthaler ausgewachsen ist.

Fokus liegt beim Fussball
Vorerst aber bleibt die Hoffnung, dass der 16-Jährige möglichst bald sein komplettes Potenzial ausschöpfen kann. Auch deshalb liegt sein Fokus praktisch vollständig auf dem Fussball. Neben seiner Lehre und seiner Passion bleibt auch nur wenig Zeit für sonstige Aktivitäten. Freunde treffen tut er eher selten, lieber erholt er sich hin und wieder vor dem Fernseher und zieht das Chatten mit dem Handy deshalb ab und zu einem Treffen vor. «Ich bin es nicht anders gewohnt, so fehlt es mir auch nicht. Meine Passion ist der Fussball, darauf konzentriere ich mich», erklärt er. An Wochenenden begleitet er derweil hin und wieder mit der kompletten Familie seinen Vater, sei es an die Spiele der Grasshoppers, oder auch an jene des SC Langenthal. «GC-Fan bin ich sicherlich wegen meinem Vater geworden», schmunzelt Anliker Junior. Dort spielen aber, will er lieber nicht. «Sonst heisst es, dass ich nur dort spiele, weil mein Vater Präsident ist. Und das will ich nicht.» Ausserdem ist ein Champions League Final oder auch nur ein Titel mit den Grasshoppers in weiter Ferne, oder? «Abwarten. Das kommt schon wieder», sagt Gregori Anliker mit einem Lachen.
Gleiches gilt indes auch für ihn selbst. Aktuell spielt er oftmals beim Partnerteam, dem FC Baden, um Spielpraxis zu erhalten, bald aber hofft er, auch in der Aarauer U18 einen Stammplatz erkämpfen zu können. «Das nächste Ziel wäre dann die erste Mannschaft von Aarau. Und dann Schritt für Schritt weiter nach oben, so weit wie es eben geht.» Auch wenn er selbst, im Gegensatz zu seinen Eltern, nie ernsthaft Einzelsport betrieben hat, so konzentriert er sich auch im Teamsport vor allem auf sich. Gute Trainings abliefern, starke Leistungen in den Spielen zeigen und damit ganz nach oben arbeiten. Das ist sein greifbar nahes Ziel. Den Wachstumsproblemen zum Trotz.

Von Leroy Ryser