• 313 Fuchsbälge wurden am Fellmarkt in Rohrbach verkauft.

  • Auch zwei ältere Jäger aus Eriswil verkauften ihre «Beute» am Fellmarkt. · Bild: zvg

  • Stolz trägt die Jägerin Silvia Ragonesi aus Wyssachen ihre Fuchsfelle an den Fellmarkt in Rohrbach. · Bilder: Marion Heiniger

09.03.2023
Oberaargau

Über 300 Fuchsfelle wechselten den Besitzer

Bereits zum 27. Mal fand in Rohrbach der traditionelle Fellmarkt statt. Immer am ersten Donnerstag im März. Der Anlass ist vielen bekannt und zieht Jägerinnen und Jäger von weither an. Trotz schlechter Bedingungen für die Fuchsjagd konnten dennoch neben 313 Fuchsfellen auch einige Felle von Mardern und Dachsen verkauft werden.

Rohrbach · Während die Modewelt zurzeit an den Jacken und auf den Mützen statisch aufgeladene Kragen und Bommel aus erdölbasiertem Kunstpelz anbringt, wird das Tragen von echtem Pelz kategorisch verpönt. Keine Frage, Pelze aus tierquälerischen Zuchten oder aus der Jagd mit Fallen dürften gar nicht erst auf den Markt kommen und werden zurecht boykottiert. Doch in der Schweiz werden jedes Jahr über 20 000 frei lebende Füchse erlegt, weil die Bestände sonst zum Problem würden. Seit der Ausrottung der Tollwut in den Siebzigerjahren steigt die Fuchspopulation stetig. Längst besiedeln die anpassungsfähigen Tiere auch die Innenstädte. Viele dieser Felle der erlegten Rotfüchse werden an den anfangs Jahr stattfindenden Fellmärkten in der ganzen Schweiz verkauft. Einer der Fellhändler, der die Felle aufkauft, ist Peter Hofstetter von der Johann Hofstetter AG in Flawil. Er war auch am ersten März-Donnerstag während des Rohrbacher Fellmarktes anwesend.
Obwohl die Ausbeute dieses Jahr nicht sonderlich gross war, ist Peter Hofstetter dennoch sehr zufrieden: «Ich habe hier mehr Fuchsfelle kaufen können als an den Fellmärkten in Thun und Sursee zusammen.» Dies nicht etwa, weil der Fellmarkt in Rohrbach (früher Rohrbachgraben) weit herum bekannt ist, die Jäger und Jägerinnen kommen vom Berner Oberland, dem Berner Ju­ra, vom Kanton Luzern oder dem Kanton Aargau, um hier ihre Felle von Rotfuchs, Marder und Dachs zu verkaufen, sondern, «weil unser Fellmarkt klein und deshalb familiärer ist als die grossen Märkte», ist Huber Kölliker überzeugt. Als leidenschaftlicher Jäger hilft er seit 27 Jahren mit, den beliebten Fellmarkt zu organisieren. Weitere Gründe seien, so Kölliker, dass Rohrbach in der Schweiz zentral gelegen sei und am Fellmarkt kein Eintritt verlangt werde. «Ausserdem ist der Zeitpunkt ideal. Während die grossen Fellmärkte bereits im Februar stattfinden, dann, wenn die Fuchsjagd eigentlich noch in vollem Gange ist, veranstaltet man in Rohrbach den Fellmarkt erst nach Ende der Fuchsjagd, welche bis zum letzten Tag im Februar dauert», erklärt Fritz Schluep, der extra aus dem Berner Jura angereist ist. Genauer gesagt findet der Fellmarkt in Rohrbach immer am ersten Donnerstag im März statt und hat bei vielen Jägerinnen und Jäger seit Jahren einen festen Eintrag im Kalender.

Wenig Geld für das Fuchsfell
Pro Fuchsfell zahlte Peter Hofstetter den Grünröcken in Rohrbach sechs Franken. Vorher nahm er die Bälge genau unter die Lupe. Hatten sie unter anderem genügend Unterwolle (Winterfell), waren keine Schusslöcher auszumachen und die Krallen noch an den Pfoten, bezahlte er auch mal sieben Franken. «Im Jahr 1978 beispielsweise galt das Fell des Fuchses noch rund 75 Franken, danach ist der Preis aber kontinuierlich gefallen. Es gab Jahre, da haben wir sogar nur noch drei Franken dafür bezahlt», erzählt der Fellhändler. Den Preis der Felle bestimmt die Nachfrage und damit in erster Linie der Exportmarkt. Auch die Hofstetter AG verkauft rund 80 Prozent der in der Schweiz aufgekauften Felle an ausländische Bekleidungshersteller. Nur gerade einmal 20 Prozent werden in Flawil zu beispielsweise Decken, Kissen, Mützen oder Kragen weiterverarbeitet. Würden die Jäger rein marktwirtschaftlich denken, müssten sie jeden toten Fuchs unberührt in die Kadaversammelstelle bringen. Das tun unterdessen auch einige Jäger. Denn für das wenige Geld müssen sie das Tier in mühseliger Arbeit abbalgen. Für das Abziehen und Abschaben der Haut braucht ein erfahrener Jäger oder eine erfahrene Jägerin eine halbe bis eine ganze Stunde. Doch viele machen sich die Mühe trotzdem, aus Traditionsbewusstsein, aus Respekt vor dem getöteten Tier. Auch für Andreas Wicki aus Escholzmatt (LU) ist es keine Frage des Geldes. «Ein ‹richtiger› Jäger verwertet so viel wie möglich vom erlegten Tier, das Häuten gehört dazu, auch wenn das Fell nicht mehr so viel Geld wie früher einbringt, es ist eher eine Frage der Ehre.»

Schlechte Voraussetzungen für die Fuchsjagd
Dass in diesem Jahr weniger Felle als üblich verkauft werden konnten, lag in erster Linie daran, dass die Voraussetzungen für die Fuchsjagd nicht optimal waren. «Für den Nachtansitz zum Beispiel braucht es ideale Bedingungen», weiss Andreas Wicki. Der Nachtansitz ist sechs Tage vor, während und vier Tage nach Vollmond erlaubt. In dieser Zeit sollte bestenfalls der Himmel wolkenlos und der Boden schneebedeckt sein, damit der Fuchs in der Dunkelheit ausgemacht werden kann. Doch der Winter war sehr schneekarg. Das habe den Aufwand, einen Fuchs schiessen zu können, um mehr als das Doppelte erhöht, erklärt Andreas Wicki weiter. Das heisst, er musste sich diesen Winter im Durchschnitt an fünf Nächten auf die Lauer legen, um einen Fuchs erlegen zu können, für das er in besseren Wintern nur etwa zwei Nächte brauchte. Trotz widriger Umstände konnten in Rohrbach am ersten Donnerstag im März dennoch 313 Rotfuchs-, 41 Dachs-, 32 Hausmarder- und acht Edelmarderfelle zum Verkauf angeboten werden, dessen Erlös den Jägern und Jägerinnen je nachdem nicht einmal für das Mittagessen und die Fahrtkosten reichte.

Von Marion Heiniger