• Rund 120 Schülerinnen und Schüler konnten sich an der Berufs- und Ausbildungsmesse in Huttwil bei 37 Firmen über 70 verschiedene Berufe informieren. · Bild: Marion Heiniger

  • Der Beruf des Orthopädie-Schuhmachers war bei den Jugendlichen noch wenig bekannt. · Bild: Marion Heiniger

  • Am Stand der Bäckerei Lienhard wurden fleissig «Chrömi» dekoriert. · Bild: Marion Heiniger

  • Der Beruf des Strassenbauers erfreut sich wieder grösserem Interesse. · Bild: Marion Heiniger

  • Die PB Swiss Tools aus Wasen war mit sieben verschiedenen Berufsrichtungen anwesend. · Bild: Marion Heiniger

  • Das Interesse an Gesundheitsberufen war ungebrochen gross. · Bild: Marion Heiniger

04.04.2022
Huttwil

Über 70 Berufe unter einem Dach

Während die Corona-Pandemie die Berufswahl der Jugendlichen in den letzten zwei Jahren wesentlich erschwerte, konnte dieses Jahr die Huttwiler Berufs- und Ausbildungsmesse (BAM) wieder im gewohnten Rahmen stattfinden. 37 Firmen mit über 70 verschiedenen Berufen warben um die Gunst der rund 120 Schülerinnen und Schüler. Ungebrochen beliebt waren Berufe im Gesundheitssektor, Detailhandel oder kaufmännischen Bereich, während es die eher unbekannten Berufe wie Lebensmittelpraktiker oder Orthopäde schwer hatten, die Jugendlichen zu begeistern.

Huttwil · Ein eher unbekannter Beruf ist der des Orthopädie-Schuhmachers. Das erste Mal an der BAM war René Meier, der vor Kurzem in Huttwil die Orthopädie-Schuhmacherei «Schlaarpe-Büezer» eröffnete. «Das Interesse der Eltern war grösser als jenes der Jugendlichen. Das Problem sind die Füsse, welche die jungen Leute noch mehr abschrecken als Spinnen», witzelt René Meier. Zwar bietet er keine Lehrstelle an, doch auf einer Liste hatte er Ausbildungsplätze in der Region aufgeführt. Dennoch war es ihm wichtig, an der BAM präsent zu sein.
Ebenso schwer hatte es der Beruf des Lebensmittelpraktikers EBA, der bei der Jowa-Bäckerei in Huttwil erlernt werden kann. Ungebrochen gross hingegen war das Interesse an Berufen im Gesundheitssektor. Vertreten an der BAM waren die Spitex und die Altersresidenz zur Wiese AG, Huttwil. «Wir kämpfen eher damit, die Jugendlichen nach der Ausbildung im Beruf zu halten, die Arbeitsbedingungen sind nach wie vor nicht ideal», sind sich die Gesundheitsfachfrauen einig.
Einen ebenso grossen Andrang konnte am Stand der Migros beobachtet werden. Gar eine Selektion für Schnupperplätze muss die PB Swiss Tools vornehmen, welche gleich sieben verschiedene Berufe an der Huttwiler BAM vorstellte. Für die berufsbildungsverantwortliche Tanja Mosimann ist es bei der Selektion wichtig, zu erkennen, ob die Jugendlichen ein wirkliches Interesse an dem jeweiligen Beruf zeigen.
Ein grösseres Interesse am Beruf Strassenbauer beobachtete Martin Jost von der KIBAG AG. «Fachkräfte muss man selbst heranziehen wie Setzlinge», ist der Bauführer überzeugt. Er setzt sich dafür ein, dass die Jugendlichen während, aber auch nach der Ausbildung gefördert werden. Ebenfalls das erste Mal an der BAM vertreten war der Beruf des Landwirtes. Eher ein Beruf für Männer? «Nein, keineswegs. Rund ein Drittel der Bauernbetriebe werden heute von Bäuerinnen geführt», weiss Landwirt Andreas Minder aus Tschäppel. Er ermöglicht jeweils zwei Lernenden in unterschiedlichen Lehrjahren eine Ausbildung.
Bereits zum zweiten Mal dabei ist Brigitte Walker vom Lamahof in Tschäppel. Sie bietet Ausbildungsplätze für das Bildungsjahr Hauswirtschaft an. «Eine Schnupperlehre ist bei mir immer mit Übernachtung, denn während dem Ausbildungsjahr wohnen die Jugendlichen die ganze Woche auf dem Hof und gehen erst am Wochenende wieder nach Hause», erklärt Brigitte Walker.

Vom Zeichner bis zur Konditorin
Und welche Pläne haben die Jugendlichen? Ylenya Neuenschwander würde gerne einen kreativen Beruf erlernen. Als Zwischenjahr nach der Schule möchte sie die Kunstschule in Bern besuchen, was danach sein wird, weiss sie noch nicht so genau. «Kinderbetreuerin oder aber auch etwas im Pflegebereich könnte ich mir vorstellen», erzählt die Achtklässlerin. Zu dritt an der BAM unterwegs waren Jeremy Jäggi, Jonas Herzig und Sascha Vogel. Sie haben zusammen die Berufe Automobilfachmann, Zeichner und Kaufmann näher angeschaut. «Bisher hat mir der Automobilfachmann am besten gefallen», erklärt Sascha Vogel. Jeremy Jäggi hingegen hatte der Beruf des Zeichners am ehesten zugesagt. Jonas Herzig hat seinen vorerst weiteren Weg schon geplant. «Ich werde ins Gymnasium gehen», erklärt er.
Ebenfalls zu dritt haben sich die drei Mädchen Nathalie Lindegger, Anna Allgaier und Lisa Heiniger auf die Berufssuche gemacht. «Ich könnte mir die Ausbildung in einer Drogerie oder im Detailhandel vorstellen, hier aber nichts mit Lebensmitteln, sondern eher in einer Papeterie oder im Bereich Sport», hat Anna Allgaier bereits konkrete Vorstellungen von ihrer Zukunft. Lisa Heiniger und Nathalie Lindegger tappen da noch eher im Dunkeln. «In den Frühlingsferien werde ich als Kauffrau und Drogistin schnuppern, ich könnte mir aber auch Konditorin oder etwas im Detailhandel vorstellen», erzählt Lisa Heiniger. Für Nathalie Lindegger käme ein Beruf im Journalismus, aber auch Bäckerin/ Konditorin infrage.

Bezeichnung «BAM» muss ändern
Zufrieden zeigt sich Lehrer Samuel Schmid, der für die Berufsausbildungsmesse verantwortlich ist. «Dieses Jahr sind erstmals 50 Jugendliche des Oberstufenzentrums Kleindietwil, etwa sechs von der HPS Huttwil sowie etwa acht unbegleitete minderjährige Asylsuchende (umA) aus Schwarzenbach mit dabei», freut sich der Lehrer.
Gesamtschulleiter Pierre Zesiger zirkuliert mit zufriedenem Gesicht durch die Menge und ist sichtlich erfreut, dass die BAM wieder im gewohnten Rahmen stattfinden kann. «Nächstes Jahr wird die Berufs- und Ausbildungsmesse jedoch nicht mehr unter dem Namen BAM stattfinden können. Wir haben einen eingeschriebenen Brief von der Bernexpo erhalten, mit der Aufforderung, den Namen zu ändern, da diese Abkürzung ein geschützter Begriff sei», verrät der Gesamtschulleiter. Geehrt, dass die grosse BAM auf die kleine ausser Konkurrenz stehende Huttwiler BAM aufmerksam wurde, wird Pierre Zesiger wohl klein beigeben und die Schule sich einen anderen Namen ausdenken müssen.

Von Marion Heiniger