• Der Einzug der Alpabzugs-Gruppen in Sumiswald dürfte dieses Jahr weniger gedrängt ausfallen. · Archivbild: Thomas Peter

  • Eine Festwirtschaft gibt es diesmal nur in Wasen. · Bild: Ueli Steiner

03.09.2020
Emmental

Über 900 Rinder ziehen geschmückt ins Tal

Der Alpabzug im Gemeindegebiet Sumiswald-Wasen ist unter den traditionellen Anlässen schon lange nicht mehr wegzudenken. Auch dieses Jahr werden wiederum über 900 bunt geschmückte Rinder von den Sömmerungsalpen ins Tal getrieben. Aufgrund des grassierenden Corona-Virus verzichtet man jedoch in Sumiswald auf die traditionelle grosse Festwirtschaft.

 

Sumiswald · Jedes Jahr säumen zahlreiche Besucher die Strassen von Wasen bis Sumiswald, um sich während des traditionellen Alpabzuges am Anblick des Viehs und der Älpler zu erfreuen. Auch in diesem Jahr werden wieder über 900 Rinder in 13 Gruppen ins Tal getrieben und ihren Besitzern gesund und wohlgenährt übergeben. Rund 100 Tage, von Ende Mai bis Mitte September, haben bis dahin die Tiere auf den jeweiligen Alpen verbracht. Die Vorbereitungen für diesen wichtigen Tag sind dabei nicht zu unterschätzen. «Wir fangen jeweils eine Woche vor dem Alpabzug mit den Vorbereitungen an», erzählt Jürg Reist von der Hinterarni-Alp. Dabei kann er auf eine ganze Reihe von freiwilligen Helferinnen und Helfer zählen.
Es müssen Zäune entlang der Alpabzugsroute gestellt werden, damit die Tiere auf dem Weg bleiben, der Blumenschmuck muss gebunden, das Geläute geputzt und die Tiere müssen gewaschen werden. Doch eigentlich fangen die Vorbereitungen für den Alpabzug schon viel früher an. Die jungen und teilweise noch etwas wilden Rinder müssen bereits vor dem grossen Tag langsam an die grösseren Glocken gewöhnt werden, damit sie während des Alpabzugs ab dem lauten Klang nicht erschrecken. «Wir beobachten dabei die Tiere während der Sömmerung und entscheiden, welches beim Alpabzug eine grössere oder  vielleicht auch eine kleinere Glocke tragen kann», erklärt Jürg Reist. Die Älpler nehmen diesen grossen Aufwand gerne auf sich, um den vielen Zuschauern auch etwas Schönes bieten zu können. «Doch das Wichtigste ist, dass alle Tiere gesund im Tal ankommen», hält Jürg Reist fest. Auf seiner Alp beim Hinterarni werden 115 Rinder gesömmert.

Über 900 Rinder von 13 Alpen
Jeweils am Freitag vor dem Bettag findet der traditionelle Alpabzug in Wasen und Sumiswald statt. Dieses Jahr ist es der 18. September. Von etwa halb neun (ab Hornbachpinte) bis etwa ein Uhr nachmittags ziehen die verschiedenen Alpabzugs-Gruppen von der Alp hinunter nach Wasen, wo bereits die ersten vier Gruppen von rund 350 Tieren an ihre Besitzer übergeben werden können. Sie kommen von der Farnlialp, Spychersgraben, Krähenbühl und Lushütte. Für die weiteren rund 600 Rinder heisst es weitermarschieren bis nach Sumiswald. Gegen 180 Rinder kommen dabei in drei Gruppen von der Vorderen und Hinteren Lüderen und von der Alp Schuhhauser. Weitere 420 Rinder ziehen in sechs Gruppen von den Alpen Rindergrat/Fischgraben, Untere Kühbisegg, Vorderried, Hinterarni, Kohlschwand und Kessisboden nach Sumiswald.

Festwirtschaft nur in Wasen
Der Ortsverein Wasen führt auch dieses Jahr während dem Anlass eine kleine Festwirtschaft, hält sich dabei aber an die Hygiene- und Verhaltensregeln. Der Verkehrsverein Su­mis­wald hat hingegen entschieden, weder die Sitzbänke entlang der Route aufzustellen noch eine Festwirtschaft zu führen. Trotz der Einschränkungen hoffen die Hirtefamilien sowie ihre Helferinnen und Helfer dennoch auf zahlreiche Besucher an der Alpabzugs-Route, appellieren aber gleichzeitig an die Eigenverantwortung der Zuschauer.

Von Marion Heiniger