Überraschungen bei der Kirchen-Erneuerung
Im Vorfeld der Versammlung der reformierten Kirche Langenthal liessen sich 40 Interessierte vor Ort über die Fortschritte der Erneuerung der Kirche Geissberg informieren. Im Herbst 2020 soll die Wiederinbetriebnahme sein.
Die reformierte Kirchgemeinde Langenthal hat 2018 einen Baukredit von 3,5 Millionen Franken für die Gesamt-erneuerung der Kirche Geissberg bewilligt. Für dieses Jahr sind Investitionen von 1 Million Franken vorgesehen, fürs Jahr 2020 die restlichen 2,5 Millionen Franken. Die Arbeiten laufen zurzeit auf Hochtouren. Von der Möglichkeit, die Baustelle zu besichtigen, wird offenbar rege Gebrauch gemacht. So liessen sich am gleichen Abend vorerst die Konfirmandenklasse von Pfarrerin Livia Karpati und gleich danach die Besucher der anschliessenden Kirchgemeindeversammlung über den aktuellen Stand der Arbeiten informieren.
Gräber ehemaliger Pfarrherren?
Die Arbeiten zur Erneuerung der Kirche würden planungsgemäss vorankommen, sagte der für dieses Projekt zuständige Kirchgemeinderat Richard Bobst. Es habe aber auch Überraschungen gegeben, die einen «Stopp» der Arbeiten zur Folge hatten. Das Bauteam sei beim Einbau von Heizungsleitungen in den Kirchenboden auf Lüftungskanäle und auf die Heizung aus dem 19. Jahrhundert gestos-sen. Ein Teil der mittelalterlichen Grundmauern der ehemaligen Kirche habe freigelegt werden können.
In der Folge wurde die Denkmalpflege eingeschaltet. Diese begleitete die weiteren Bauarbeiten und erstellte eine Dokumentation . Im Einverständnis mit dem archäologischen Dienst ist auf eine erweiterte Grabung verzichtet worden. Man geht davon aus, dass hier ehemalige Pfarrherren begraben worden sind.
Bänke für 100, Stühle für 250
Kirchgemeinderat Richard Bobst verriet den Besucherinnen und Besuchern auf der Baustelle, dass in der erneuerten Kirche Geissberg Bänke für 100 Personen sowie zusätzlich 250 Stühle geplant sind.
Die neuen Bänke werden nicht mehr – wie die bisherigen – mit einem Kleiderhaken ausgerüstet sein. Die alten Kirchenbänke habe man nicht nur aus finanziellen Gründen versteigert. Vielmehr habe man sie aus emotionalen Gründen nicht einfach wegwerfen, sondern interessierten Personen anbieten wollen. Bobst lobte den für die Versteigerung zuständigen Nationalrat Andreas Aebi: «Er hat das perfekt gemacht.» Rund 2500 Franken habe die Versteigerung eingebracht.
Orgel wird saniert und optimiert
Abschluss der Bauarbeiten soll Ende September 2020 sein, so Bobst, «jedoch exklusive der Orgelsanierung.» Die Annahme, die Orgel könne gleichzeitig mit der erweiterten Kirche Geissberg eingeweiht werden, sei «nicht realistisch» gewesen.
Die angelaufene Sanierung der Orgel kostet 155 000 Franken. Weil nun aber eine klangliche Optimierung vorgesehen sei, wird mit Zusatzkosten von 55000 Franken gerechnet. Um dies zu finanzieren, sei ein Sponsoring lanciert worden.
Richard Bobst sprach auch die «aufwändigen» Isolationsarbeiten an – und die Kosten für Beamer, Mikrofone und so weiter. Mit dem Bauprogramm sei man «auf Kurs», so Bobst.
Für den 5. Januar 2020 ist ein Gottesdienst in der Baustelle, für den 5. Juni – anlässlich der «Langen Nacht der Kirchen» Führungen in der Kirche sowie ein Jugendanlass im Zwinglihaus vorgesehen.
Ausgeglichenes Budget 2020
Nach der besinnlichen Einleitung von Pfarrerin Sabine Müller Jahn präsentierte Ratsvizepräsident Daniel Rüegger (Ressort Finanzen) der Kirchgemeindeversammlung das ausgeglichene Budget 2020.
Dieses sieht Einnahmen und Ausgaben von je 2,745 Millionen Franken vor. Haupteinnahmequelle sind die Steuererträge mit 2,365 Millionen Franken. Der «Finanzchef» hat – aufgrund der positiven konjunkturellen Entwicklung – gegenüber dem Budget 2019 einen Mehrertrag von 145 000 Franken budgetiert. Die Versammlung stimmte dem Budget 2020 ebenso einstimmig zu wie der unveränderten Steueranlage von 0,14835. Mit 35 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung folgten die Versammelten dem Vorschlag des Rates, für die Zeit von 2020 bis 2023 eine neue Revisionsstelle zu wählen – die ROD Treuhand AG, Urtenen-Schönbühl. Man habe drei Offerten geprüft und vor allem den Preis und die Erfahrung gewichtet.
Stille Wiederwahl der sieben Räte
Die Versammelten erfuhren Neuigkeiten zum Projekt «hindernisfreier Zugang zum Friedhofareal und zur Kirche Geissberg» (Investitionsbedarf 350 000 bis 400 000 Franken).
Neben dem Denkmalschutz ist auch die Stadt als Grundstückbesitzerin involviert. Am Wettbewerb zur liturgischen Kirchenmöblierung nehmen fünf Künstler teil – so auch Reto Bärtschi (Wangenried) und Christoph Cartier (Graben). Alle sieben Kirchgemeinderäte stellten sich für die kommenden vier Jahre zur Wiederwahl und wurden mit viele Aplauss in stiller Wahl bestätigt. Reto Steiner (Präsident), Daniel Rüegger (Vizepräsident, Ressort Finanzen), Karin Hauser (Ressort Personal), Hans Moser (Ressort Immobilien), Richard Bobst (Ressort «Kultus/Veranstaltungen und zurzeit Bauprojekt Erneuerung Kirche Geissberg), Corinne Zurbriggen (Ressort Sozialdiakonie) und Karin Gfeller (Ressort kirchliche Unterweisung/Jugend).
Von Hans Mathys