Umzug-Premiere für die «Schatte Wöuf»
Die Ochlenberger «Schatte Wöuf» liefen in diesem Jahr das erste Mal beim Langenthaler Fasnachtsumzug mit. Dank ihrem aufwändigen Kostüm waren sie zweifellos einer der Hingucker.
Die Langenthaler Fasnacht kam wettermässig wahrlich mit einem blauen Auge davon. Während am Samstag bei der Eröffnung am Nachmittag und dem Guuggenspektakel am Abend ständig Regen fiel, war der Sonntag trocken. Trotz interessanten Nummern, lustigen Seitenhieben und farbenfrohen Sujets zum Motto «Mir touche ab» war die Marktgasse auch schon besser gefüllt. Trotzdem wusste der Umzug zu gefallen. Mit insgesamt 37 Motiven wurden die Besucher gut unterhalten.
Ein anderer Blick auf den Umzug
Erstmals am Umzug mit dabei waren die «Schatte Wöuf». Die aus Ochlenberg stammende Gruppe ist die einzige reine Kostümgruppe innerhalb der LFG. Noch im letzten Jahr waren sie probehalber in der Gesellschaft mit dabei, seit letztem Sommer sind sie vollwertige Mitglieder. «Gegründet haben wir uns im Jahr 2014, wenig später haben wir darüber diskutiert, ob wir nicht am Umzug teilnehmen wollen», erinnert sich Adrian Fiechter.
Er selbst sei früher einmal bei der Berner Fasnacht mitgelaufen und sei begeistert gewesen – auf diesen etwas anderen Einblick auf den Langenthaler Umzug hat er sich deshalb schon lange gefreut. «Es hat uns tatsächlich gefallen. Insbesondere die Interaktionen mit den Besuchern waren speziell und schön.» Er und sein Bruder Marco und die Freundinnen Michele Obrist und Sabrina Künzli (alle Ochlenberg, Ortsteil Wäckerschwend) sowie Regina Minder (Langenthal), Ruedi Stettler (Thörigen) und Andreas Hirschi (Oberdorf SO) bilden diese siebenköpfige Gruppe, die vor allem mit aufwändigen Kostümen auffällt.
In den letzten anderthalb Monaten vor der Fasnacht dreht sich bei den 24- bis 30-jährigen Crewmitgliedern alles um das Bauen ihres Outfits, sodass andere Hobbys in den Hintergrund rücken. «Die Kosten sollten eigentlich 500 Franken pro Person und Jahr nicht übersteigen. Meist sind sie aber fast doppelt so hoch», verrät Andreas Hirschi. Auch deshalb verkaufen sie im Vorfeld und während der Fasnacht ihre Plaketten, um die Kosten zumindest ein bisschen aufzufangen.
Bauen, nicht basteln
Dass der Aufwand finanziell wie zeitlich gross ist, erstaunt beim Anblick des Kostüms wenig. «Wir haben geschweisst, geschnitten, gefärbt, gefräst – da ist von allem ein bisschen dabei», sagt Adrian Fiechter. Das Highlight des diesjährigen Kostüms sind zweifellos die am Körper verteilten LED-Leuchten, die mittels Programmierung unterschiedlich stark aufleuchten. Dafür hat es die Unterstützung eines befreundeten Elektronikers gebraucht, ansonsten wird alles selbst gebaut. «Ganz wichtig ist nur, dass wir nicht basteln», hebt Ruedi Stettler die Finger, «wir bauen.» Die Mitglieder in der Runde lachen, pflichten ihm bei und betonen erneut: «Ja, wir bauen. Wer von Basteln spricht, muss einen Franken in die Strafkasse zahlen.»
Diese Kasse sei immer wieder ein Thema, verrät Marco Fiechter, jeder möge dem anderen die Frankenstrafe nur zu gerne gönnen, lacht er schelmisch. «Wir stimmen ab, demokratisch, aber regiert wird eisern.» So entstehen immer mal wieder Diskussionen, die zum Lachen anregen und die zweifellos geistesverwandte Kameradschaft unter den Mitgliedern fördert.
Es überrascht deshalb wenig, wenn Ruedi Stettler sagt: «Wenn wir nicht dauernd «Seich» machen würden, wären wir wahrscheinlich zwei Monate früher fertig mit Bauen.» Das Ziel, einmal gemeinsam an die früher startende Luzerner Fasnacht zu gehen, wäre daher realisierbar. Gereicht hat es bisher aber noch nie.
Gerade rechtzeitig ist aber auch in diesem Jahr das Kostüm, welches sich «Time Catcher» nennt, entstanden. Die gefürchigen, trüben Gestalten kommen aus einer Nach-Welt-Zeit, in der das ewige Leben erfunden wurde, das dem Leib aber zu stark Tribut zollt. «Weil wir unsere gegeisselten Körper nicht zeigen wollen, tragen wir Masken», erklärt Marco Fiechter. «Vor allem düster und dunkel muss es sein», hängt seine Freundin Sabrina Künzli an. Das sei seit Anbeginn der Gruppe Tradition.
Zum Schluss stressig
Die Fasnacht ist für die «Schatte Wöuf» mit dem Umzug in Langenthal aber noch nicht beendet. Je nach Wetter werden sie auch den Huttwiler und den Murtener Umzug besuchen, vor allem aber freuen sie sich noch auf den heutigen Abend. «Erstmals beim Charivari dabei zu sein wird sicher speziell», sagt Regina Minder.
Und danach, irgendwann einmal, sind die Gruppenmitglieder auch froh, wenn die Fasnacht wieder ad acta gelegt werden kann. «Gegen Schluss wird es jeweils stressig. Da ist die Stimmung wegen lautem Fluchen, dem Zeitdruck und dem dauernd gemeinsamen Arbeiten auch mal schlechter», verrät Marco Fiechter. Am ersten Fasnachtsabend sei das meist aber wieder vergessen, wendet Michele Obrist ein – spätestens mit dem ersten Lob fürs Kostüm haben sich die Mühen gelohnt, sind alle einer Meinung. Bei diesem pompösen Auftritt hat das wohl kaum lange gedauert.
Von Leroy Ryser