Und plötzlich stehst du mittendrin
Bei Husten, Fieber und keinem Geschmackssinn sollten die Alarmglocken läuten. Oder ist es eine Grippe, die sich einfach bemerkbar macht? Ich jedenfalls war mitten im Geschehen und musste mich einem Corona-Test unterziehen.
Region · Symptome, die wir normalerweise als Grippe wahrnehmen, können in unserer jetzigen Lebenssituation ein Zeichen für Covid-19 sein. Längst versuche ich mich vom Thema zu distanzieren und Social Distancing einzuhalten. Doch was, wenn es plötzlich im Hals kratzt und die Muskeln sich beginnen zusammenzuziehen? Im Normalfall wäre das ganz klar ein Fall für eine Grippe, eine klassische Erkältung eben.
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Genau so war es mir letzte Woche ergangen, als ich nach dem Feierabend plötzlich diese beiden Symptome verspürte. Und sie kamen schlagartig, genau so, wie sie nicht kommen sollten. Ein seltsames Gefühl, wenn man zuhause plötzlich innerhalb der Familie eine gewisse Distanz verspürt, weil niemand sich «anstecken» will. Aber irgendwie auch verständlich, ob Grippe oder Corona – wer ist schon gerne krank? So lag ich die ersten zwei Tage flach im Bett. Die Symptome hielten an und wurden zunehmend schlimmer. Langsam aber sicher wollte ich wieder gesund werden und mich wieder zur Arbeit begeben. Doch wer will schon halbkrank zur Arbeit gehen, gerade jetzt, wo sich alle fürchten, sich anzustecken und in Quarantäne gehen zu müssen. So blieb ich zuhause.
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Als ich dann auch noch keinen Geschmackssinn mehr hatte, wurde auch ich unsicher und meine Welt schien auf einmal so klein, dass ich so schnell als möglich einen Test im Spital Emmental in Langnau machen wollte. Der Weg dorthin wäre eigentlich kurz, doch es hatten an diesem Wochenende wohl viele das Gleiche vor wie ich. Am Freitagabend nahm ich den Hörer wiederholt und wiederholt zur Hand. Erfolglos. Meine Anrufe blieben unbeantwortet oder es war ständig besetzt.
So versuchte ich an einem anderen Teststandort im Emmental mein Glück. Aber auch hier kam ich nicht durch. Die Leitung blieb besetzt, oder meine Anrufe wurden nicht entgegengenommen. Auch nicht fünf, zehn und zwanzig Minuten später. Immer mehr fühlte ich mich unter Druck gesetzt, denn innerhalb meiner Familie, meines Freundeskreises oder auf der Arbeit wollten sie Klarheit. Und ich natürlich auch. Nachdem der Freitag für einen Termin aussichtslos blieb, ging ich hundemüde ins Bett und kämpfte weiter gegen meine Symptome an.
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Am Samstag raffte ich mich nochmals zusammen und rief ab der ersten Minute an, genau genommen um 9.15 Uhr, als die Leitung in Langnau geöffnet war. Minute um Minute vergingen, wieder die Besetzt-Meldungen und ich verspürte dasselbe Gefühl wie am Vortag. Erhalte ich einen Termin? Was kann ich noch unternehmen, wo kann ich mich sonst noch melden, ohne eine grössere Distanz zurück legen zu müssen? Langsam wurde ich nervös, denn viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Nach 30 Anrufen und zwei angegangenen Teststandorten, hatte ich genug von diesen Telefonzentralen. Sie bereiteten mir Kopfschmerzen. Jetzt war ich schon so weit, dass ich weitere Standorte überprüfte und auf der Webseite vom Drive-in Testzentrum in Bern landete. Obwohl ich gar nicht wusste, wie ich – krank – dorthin gelangen sollte, fasste ich diese Option dennoch ins Auge. Ich wollte endlich wissen, woran ich bin. Normalerweise wäre die Distanz nach Bern machbar, aber wie soll ich alleine dort hinkommen? Obwohl ich ein geduldiger Mensch bin, war die Geduld auf einmal weg. Nach weiteren Überlegungen fasste ich den Entschluss, mit der Online-Anmeldung in Bern noch zu warten. Denn der Weg dorthin wäre in meiner jetzigen Situation einfach zu umständlich und kräfteraubend gewesen.
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Nur nicht die Hoffnung verlieren, sagte ich mir. Langnau oder Burgdorf heisst meine Lösung. Nach mehr als zehn weiteren Anrufen kam ich endlich bei der Leitung in Langnau durch. Ich war so sehr überrascht, dass ich mich nicht einmal über die Wartezeit beschweren mochte. Mir ist bewusst, dass es pro Tag nur eine gewisse Anzahl an Tests gibt und sich zurzeit sehr viele Menschen testen lassen. Aber warum musste das so lange dauern? Wie dem auch sei, von dem Moment an, als jemand den Hörer abnahm, ging es plötzlich schnell. Die Dame am Telefon fragte mich nach meinem Namen, ob es Symptome gebe und nach meinem Geburtstagsdatum. 12.15 Uhr war der Termin, den sie mir gab.
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Die Stimmung in Langnau war seltsam gespenstisch und allen Anwesenden war anzusehen, wie mulmig es ihnen war, hier zu sein. Nach einer ordentlichen Desinfektionsrunde und Kontroll- und Verhaltensangaben war schliesslich ich an der Reihe. So kam ich Schritt für Schritt diesem Nasenstab näher. Maske unter die Nase ziehen, Stab rein und fertig. Das Testergebnis kommt in zwei Tagen, hiess es. Und diese 48 Stunden hatten es in sich. Wieder hiess es warten, warten und nochmals warten, bis das Ergebnis kam. Eine SMS brachte dann die Gewissheit, mein Test war negativ. Gott sei Dank!
Gut zu wissen
Im Emmental und Oberaargau gibt es einige Testzentren, aber auch Ärzte, die den Test durchführen. Die Testkapazität ist von Standort zu Standort unterschiedlich. Hier sind einige Testlokalitäten der Umgebung aufgeführt. Weitere sind auf der Webseite www.gef.be.ch unter der Rubrik Corona aufgeführt.
Spital Emmental Langnau: Die Anmeldung über die Telefonnummer 034 421 16 69 ist zu folgenden Zeiten möglich: Montag bis Freitag, 6 bis 7 und 8 bis 12 Uhr. Samstag und Sonntag, 9.15 bis 12.15 Uhr
Spital Emmental Burgdorf: Die Anmeldung für einen Corona-Test in Burgdorf ist über 034 421 16 68 zu folgenden Zeiten möglich: Montag bis Freitag, 9 bis 16 Uhr. Samstag, Sonntag und Feiertage, 10.15 bis 12 Uhr
Spital Region Oberaargau: Die Patientenaufnahme erfolgt in Langenthal online per «Check-in» oder telefonisch unter der Nummer 062 916 33 19. Die Hotline ist wie folgt erreichbar: Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr, und Samstag, 8 bis 16.30 Uhr.
Corona Drive-in Testzentrum Bern: Auf dem Bernexpo-Gelände können sich Personen mit Symptomen testen lassen, nachdem sie einen Online-Fragebogen ausgefüllt haben. Der Zutritt zum Testzentrum ist nur mit dem Auto unter den folgenden Öffnungszeiten möglich: Montag bis Freitag, 17 bis 21 Uhr, und Samstag und Sonntag, 13 bis 17 Uhr. Bei allgemeine Fragen steht die kantonale Hotline (0800 634 634) zur Verfügung.
Von Chantal Bigler