• Ein glückliches, gepflegtes Büsi. Aber auch sein Wohl könnte gefährdet sein, wenn herumstreunende Katzen angreifen oder Krankheiten und Parasiten übertragen. · Bild: pixelio

  • Narkotisieren, rasieren, operieren und bei Bedarf auch impfen: zehn Tierärzte und Tierarztpraxishilfen waren an der Kastrations- und Impfaktion für Katzen in der Region Willisau beteiligt. · Bilder: zvg

22.01.2019
Luzerner Hinterland

Unkontrollierte Vermehrung und verbreitete Krankheiten von Katzen eindämmen

Der Verein Tierschutz Luzern hat gemeinsam mit der IG Landwirtschaft Willisau, dem Vernetzungsprojekt Willisau sowie dem VetTeam Tierärztliche Praxisgemeinschaft AG ein Projekt durchgeführt, um das Problem der Verwilderung und überbordenden Vermehrung von Katzen sowie dem Verbreiten von Krankheiten Einhalt zu gebieten. Im November wurden in der Region Willisau über 200 Katzen zu einem minimalen Preis kastriert. Die Aktion soll Ende dieses Jahres in Zell wiederholt werden.

Willisau · Verwilderte Katzen, übermässig wachsende Katzenpopulationen und deren Einfluss auf die Gesundheit der Bestände sind ein viel diskutiertes Thema. Bauernhofkatzen spielen dabei eine erhebliche Rolle, da sich diese verstecken und deshalb oftmals ungehindert vermehren können.
Katzenpopulationen können rasant anwachsen. Wenn man davon ausgeht, dass ein Katzenpaar pro Jahr zweimal Nachwuchs bekommt und jeweils drei Kätzchen pro Wurf überleben, dann ergibt das nach sieben Jahren theoretisch über 420 000 Katzen …

Speditiv und kostengünstig für Katzenbesitzer
Revierkämpfe, Verletzungen, Krankheiten und Parasiten, nicht zuletzt aber auch ein negativer Einfluss auf die einheimische Vogelwelt sind die Folgen. Dabei breitet sich die «Lawine» unkontrolliert aus. Rangniedrige Tiere wandern ab und verwildern oder suchen sich neue Bauernhöfe. Kranke Katzen können schnell auch für andere Bauernhoftiere zum Problem werden. Die nicht heilbare Leukose beispielsweise ist eine gefürchtete Seuche für Artgenossen. Zecken und Flöhe können sich auf Hunde oder gar auf Menschen übertragen.
In einer einmaligen Aktion wurden 2016/17 in Hergiswil LU und 2017/18 in Willisau die Katzenpopulation auf Bauernhöfen möglichst flächendeckend kastriert. Dies mit Kostenfolgen für die Tierbesitzer von nur etwa 30 Franken pro Tier, unabhängig vom Geschlecht. Die Restkosten der Behandlung wurden durch den Tierschutz Luzern und den Schweizer Tierschutz getragen. Der Aufwand für Koordination und Logistik ging zulasten der beteiligten landwirtschaftlichen Organisationen. Zudem wurde die Aktion auch von den Tierärzten des VetTeams unterstützt, indem die Katzen zu einem stark reduzierten Tarif behandelt wurden. Letzteres war möglich, weil eine grössere Anzahl Tiere effizienter und damit kostengünstiger behandelt werden kann. Rund zehn Tierärztinnen, Tierärzte und Praxisassistentinnen arbeiteten Hand in Hand.
Ziel des Projektes war es, die Bauernfamilien für ein vermehrtes Kastrieren von Katzen zu sensibilisieren und gleichzeitig Erfahrung mit der Umsetzung von solchen koordinierten Aktionen zu sammeln. So fanden im Michelsamt und in Luthern ähnliche Aktionen statt.
Hinter dem jüngsten Projekt steckt die Organisation «gesunde Bauerhofkatzen», initiiert von der IG Landwirtschaft Willisau und dem Tierschutz Luzern unter dem Präsidium von Josef Blum aus Sempach. Landwirt Res Heller, Präsident der IG Landwirtschaft Willisau, schrieb mit der Hilfe von Kollegin Irene Häfliger sämtliche Bauernbetriebe in Willisau und Umgebung an. Gegen 200 waren es. Über 200 Katzen lagen schlussendlich im November, jeweils am Dienstag, auf den OP-Tischen. In diesem Monat erfolgt nun der Abschluss mit jüngeren Tieren.
Das Projekt verlief speditiv und für die Katzenbesitzer äusserst komfortabel. Nach der Anmeldung der Tiere wurde der Termin per E-Mail oder telefonisch bekannt gegeben. Die Katzenkisten und Fallen wurden jeweils am Donnerstag der Vorwoche verteilt und am Dienstagmorgen wieder abgeholt. Für das Einfangen der Tiere waren die Bauernfamilien zuständig. Bei Bedarf wurden ihnen jedoch Kastenfallen zur Verfügung gestellt.
Auch den Hin- und Rücktransport der Tiere zum Tierarzt organisierte die IG Landwirtschaft Willisau.
Die Kastration verändert weder den Charakter der Katzen, noch werden sie fett, faul und träge. Wenn die Kastration einen Einfluss hat, dann im positiven Sinne. Die Katzen werden laut Fachleuten anhänglicher und menschenbezogener, streunen weniger und bleiben trotzdem gleich gute Mäusefänger. Gesamthaft kann durch kleinere Populationen zudem die Übertragung von Krankheiten eingedämmt werden.
Das Projekt soll fortgeführt werden. «Ende des Jahres 2019 ist die Gemeinde Zell an der Reihe», sagt Josef Blum auf Anfrage des «Unter-Emmentaler».

Von Liselotte Jost-Zürcher