Urchige «Älplerchilbi» der Musikgesellschaft
Für das diesjährige Jahreskonzert wählte die Brass Band Musikgesellschaft Gondiswil das Motto «Älplerchilbi». Dabei wurde nicht nur die Musikliteratur dem Motto angepasst, sondern auch das Tenü. Anstatt der Uniform zogen die Musikantinnen die Trachten an und die Musikanten erschienen im Chüjermutz oder Edelweisshemd. Aber auch in diesem ungewohnten Outfit konnte die Brass Band an ihren dreimaligen Auftritten das Publikum begeistern.
Gondiswil · Ein ungewohntes Bild bot sich den Konzertbesuchern beim Betreten der Gondiswiler Mehrzweckhalle. Normalerweise stehen am Jahreskonzert der Brass Band Musikgesellschaft Gondiswil uniformierte Musikantinnen und Musikanten bereit. Dem war aber nicht so am letzten Wochenende. Auffallend viele «Trachtenmeitschi» und Männer im «Chüjermutz» und in Edelweisshemden waren in der Halle. Erst beim zweiten Blick stellte sich heraus, dass es die Musikantinnen und Musikanten der Musikgesellschaft Gondiswil waren.
Das Motto des diesjährigen Jahreskonzerts lautete «Älplerchilbi». Um diesem Motto bis ins letzte Detail gerecht zu werden, wurden die strammen Uniformen in Trachten und Chüjermutz umgetauscht. Wahrlich ein ungewohnter Anblick für eine Brass Band, aber absolut passend zum Konzert!
Auftakt mit den «Brass-Kids»
Den Auftakt zur «Älplerchilbi» machten die Brass-Kids Gondiswil. Rolf Minder verstand es, mit den elf Bläserinnen und Bläsern sowie den zwei Schlagzeugern ein kleines Konzert einzustudieren. Mit voller Konzentration und Hingabe entlockten die jungen Musikantinnen und Musikanten ihren Instrumenten die Töne, und wurden mit begeistertem Applaus belohnt.
Im wahrsten Sinne vom Wort wurde dann die «Älplerchilbi» eingeläutet und nahm ihren Anfang im Appenzellerland. Mit dem Zäuerli und Wälzerli «Sönd willkomm» und dem bekannten Volkslied «Gang rüef de Brune» eröffnete die Gondiswiler Brass Band unter Leitung von Rolf Minder das Jahreskonzert 2017.
Dass «Älplerchilbi» ein jahrhundertealtes Älplerfest ist, an dem die Bauern und Sennen nach dem ertragsreichen Alpsommer zusammenkommen um zu danken und sich dann bei Speise, Musik und Tanz zu vergnügen, hatte die Moderatorin Christine Lanz-Graf recherchiert. Natürlich auch in einer schmucken Berner Tracht führte sie kurzweilig und charmant durch den Konzertabend.
Vom Appenzellerland zurück ins Bernbiet mit dem Ziel: Trub. Noch genauer «Dert änet am Bärgli im Trueb». Dieses bekannte Jodellied hat Dean Jones wunderschön für Blasmusik arrangiert. Mit dem Urner Volkslied «Maiteli wenn du witt go tanze» zeigte die Musikgesellschaft, dass eben auch das Tanzen an die Chilbi gehört. Nach dem rassigen Tanz folgten mit dem traditionellen Volkslied «Chanson Trevaux» sanftere Töne aus dem Kanton Freiburg. Und vom Kanton Freiburg ist es ein Katzensprung in den Kanton Neuenburg. Der bekannte Felskrater im Jura «Creux du Van» inspirierte Fritz Rickli, den gleichnamigen Marsch zu komponieren.
Unvorstellbar wäre eine «Älplerchilbi» ohne Alphornklänge. Mit Käthi Rickli und Stefan Uhlmann konnte die Musikgesellschaft Gondiswil mit einer Alphornbläserin und einem Alphornbläser aus den eigenen Reihen auftrumpfen. Für den Vortrag mit Alphorn und Brass Band wählten sie die wunderschöne Melodie aus dem 16. Jahrhundert «Le ranz des Vaches de la Gruyère». Unverwüstlich und ganz «chilbigerecht» ist Jost Ribarys «Steiner Chilbi». Auch von einer Brass Band Gondiswil interpretiert klang dieser Schottisch hervorragend.
Alsdann bahnte sich ein Höhepunkt an, mit einem Jutz stiessen die Jodlerinnen und Jodler vom Jodelensemble Weissenstein zu der Musikgesellschaft Gondiswil. Zusammen mit der Brass Band gaben sie das bekannte und gern gehörte Jodellied «E gschänkte Tag» von Adolf Stähli zum Besten. Und mit dem Jodellied «Wenn d Schwälbeli i Süde zieh», auch von Adolf Stähli, erfreute das Jodelensemble die Konzertbesucher mit einer Zugabe.
Schlag auf Schlag ging die «Älplerchilbi» weiter mit der «Äntlibuecher Polka» von Albert Benz. Bei dieser Polka gaben die Solisten Michelle Wüthrich und Anja Güdel, Cornet, Stefan Uhlmann, Euphonium, sowie Martin Glauser auf der Bass-Posaune den Ton an. Wer kennt das altbekannte Schweizer Volkslied «S Guggerzytli» nicht. Und der Kukuck von diesem Zytli verlangte von den Bläserinnen und Bläsern einiges an Kondition!
Als letztes Stück stand das legendäre «Trompeten Echo» auf dem Programm. Dass sich das Publikum nach diesem rassigen Vortrag noch nicht zufrieden gab, war verständlich. So hob Rolf Minder den Taktstock für die sanfte Zugabe «Das Feuer der Sehnsucht», und Francine Jordi hätte sich garantiert gefreut, wenn sie gehört hätte, wie gefühlvoll die Musikgesellschaft Gondiswil das Lied vortrug. Für den «Emmentaler Marsch» als zweite Zugabe bezog auch das Jodelensemble wieder Stellung auf der Bühne, und auch das Publikum wurde aufgefordert mitzusingen: «I bi e Ämmitaaler und desse biini stolz …»! Mit dieser Zugabe nahm das urchige Jahreskonzert der Musikgesellschaft Gondiswil einen würdigen Abschluss.
Von Elsbeth Schär