Urs Hiltbrunner und Rudolf Steffen grandios
Feldschiessen 2021 in Huttwil – Urs Hiltbrunner (Feldschützen Häbernbad) mit 71 Punkten als Bester aller Emmentaler Schützen sowie der 87-jährige Huttwiler Rudolf Steffen (Feldschützen Häbernbad) als Schützenkönig im Häbernbad-Stand waren die grossen Figuren des Feldschiessens über die 300-m-Distanz in Huttwil.
Schiessen · Seit 1872 findet das Feldschiessen statt. Es ist das grösste Schützenfest der Welt, an dem Spitzen- und Hobbyschützen sowie Neulinge mitmachen. Das Motto «Mitmachend kommt vor dem Rang» gilt seit jeher. Das Feldschiessen findet normal an einem Wochenende Ende Mai/Anfang Juni statt. Danach können die Ranglisten erstellt und gesamtschweizerische Vergleiche gezogen sowie Statistiken erstellt werden. Unmöglich ist dies während der Pandemie. Während 2020 das Feldschiessen auf viele verschiedene Daten über Monate angesetzt und so komplett verzettelt wurde, konnte 2021 immerhin wieder ein gesamtschweizerisches Feldschiessen-Wochenende – das vergangene – festgelegt werden. Allerdings gilt auch für das Pandemie-Jahr 2021: Die definitiven Schlussranglisten des Feldschiessens sind erst in einigen Monaten komplett und damit aussagekräftig.
Urs Hiltbrunner bester Emmentaler
Traditionell werden im Häbernbad-Stand in Huttwil Jahr für Jahr viele Spitzenergebnisse geschossen. Dies war auch 2021 so. Im Stand der Feldschützen Häbernbad schossen auch die Sportschützen Huttwil und die Schützengesellschaft Wyssachen das 18-Schuss-Programm auf die B-Scheibe ohne Probeschüsse. 147 Schützinnen und Schützen traten wahlweise am Freitag, Samstag oder Sonntag an. Und die heimische Gesellschaft bewies einmal mehr eindrücklich, dass sie über eine Vielzahl an Spitzenschützen verfügt. Acht der zehn ersten Ränge wurden durch Häbernbad-Mitglieder belegt. Den Sieg holte sich der 32-jährige Urs Hiltbrunner. Er verpasste das Maximum von 72 Punkten nur um einen Zähler. Mit seinem Resultat liegt er auch an der Ranglistenspitze aller 1583 Emmentaler, welche am ersten möglichen Schiesswochenende das Feldschiessen 2021 absolviert haben. Niemand schoss 72 Punkte. Und Urs Hiltbrunner als einziger Schütze 71 Punkte. «Es ist mein Bestresultat am Feldschiessen. Vor etwa zehn Jahren hatte ich einmal 70 Punkte», erinnert sich der Walterswiler. «Ich schoss mein Resultat am Freitag bei idealen Verhältnissen.» Hiltbrunner hat auf diese Saison hin an seiner Stellung gearbeitet. «Dies hat sich gelohnt. Meine bisherigen Resultate in diesem Jahr waren alle gut. Im Amtscup habe ich beispielsweise 142 von 150 möglichen Punkten geschafft», berichtet Hiltbrunner. «Vor dem 6-Schuss-Kurzfeuer am Ende war ich schon nervös. Aber es hat schliesslich gut geklappt.» Das Spitzenresultat am Feldschiessen ist einer der grössten Schiesserfolge von Hiltbrunner, der bei Häbernbad als Jungschützenleiter («die Arbeit mit den vielen Nachwuchstalenten macht grossen Spass») amtet. «Vor etwa 13 Jahren habe ich in Biglen den Emmentaler Nachwuchscup gewonnen. Das war auch ein schöner Erfolg», erinnert sich Hiltbrunner. Neben dem Schiessen verbringt der Siegesschütze seine Freizeit mit Unihockey. Die Karriere als Spieler ist aber in den Hintergrund gerückt. Zusammen mit seinem Bruder Simon Hiltbrunner bildet er ein Schiedsrichter-Duo, das bereits auf der Stufe G2 pfeift. «Wir wollen bald den Sprung in die höchstmögliche Stufe G1 schaffen», erklärt Hiltbrunner. Der vier Jahre jüngere Bruder Simon Hiltbrunner wusste am Feldschiessen mit 70 Punkten ebenfalls zu überzeugen (4. Rang). Mit Philipp Fiechter und Rudolf Steffen schafften zwei andere Häbernbad-Schützen ebenfalls 70 Punkte.
Die 87-jährige Überfigur
Und Rudolf Steffen sorgte am Häbernbad-Feldschiessen 2021 für mächtig Staunen und Gesprächsstoff. Der Huttwiler aus dem Weieracker-Quartier gehört zu den vielen Spitzenschützen der älteren Generation, welche in Huttwil und Umgebung seit Jahren konstant mit ausgezeichneten Leistungen verblüffen. Aber Rudolf Steffen ist eine Sondererscheinung in diesem «Oldie-Clan». Geboren am 21. August 1933 gehört er im Schiesssport auch mit bald 88 Jahren alles andere als zum alten Eisen. Im Gegenteil: 2020 wurde er in der an Topschützen so reichen Feldschützengesellschaft Häbernbad Vereinsmeister. Die anderen Podestklassierten waren beide über 50 Jahre jünger ... Am Feldschiessen schoss «Rüedu» das 18-Schuss-Programm mit seinem Karabiner am Sonntag kurz vor Mittag mit geradezu stoischer Ruhe. Während in den Feuern vor und nach Steffen starke Schützen wegen des wechselnden Windes reihenweise scheiterten, schoss der nervenstarke Oldie «Mouche» um «Mouche». Am Ende zeigte Steffens Standblatt 16 mal eine 4. «Jetzt hatte ich wieder einmal Glück», meinte der Routinier mit breitem Zufriedenheitslächeln bescheiden.
Ein Schützenkönig der Herzen
Weil im Häbernbad-Stand ein Schützenkönig-Ausstich der zehn besten Schützen durchgeführt wurde, hatte Steffen kaum Zeit zum Durchatmen. Nur wenige Minuten nach seinen 70 Punkten lag er bereits wieder im Schiessstand, um beim Messen der Besten die nächsten 18 Schuss abzufeuern. «Mit dem Karabiner ist das schon ein bisschen ein ‹Gjufu›», schmunzelte Steffen. Während seine acht Kontrahenten und die eine Kontrahentin (SG Wyssachen-Präsidentin Daniela Miceli schaffte es als Schützenkönig-Patronatin mit 68 Punkten gleich selber in den Königsstich) nicht wunschgemäss auf Touren oder teilweise sogar ins Zaudern kamen, knallte «Rüedu» wieder «Mouche» um «Mouche» in den 300 m entfernten Zielhang. Mit 68 Punkten im Königsstich und 70 Punkten im Bundesprogramm wurde er mit 138 Punkten hochüberlegen Huttwiler Schützenkönig. Es gab an diesem sonnigen Schützensonntag niemanden, der dem sympathischen Ausnahmeschützen diesen Erfolg nicht gönnte – selbst die im finalen Feuer Unterlegenen freuten sich mit dem Grandseigneur der regionalen Schiesssportszene, der seit 61 Jahren Vereinsmitglied der Feldschützen Häbernbad ist.
Auszug aus der Rangliste: Schützenkönig-Ausstich Huttwil: 1. Rudolf Steffen, FS Häbernbad, 138 (70/68); 2. Marco Hess, SG Wyssachen, 134 (69/65); 3. Simon Hiltbrunner, FS Häbernbad, 134; 4. Daniela Miceli, SG Wyssachen, 133 (68/65, Schnellfeuer 22); 5. Marcel Fiechter, FS Häbernbad, 133 (68/65, Schnellfeuer 18); 6. Marcel Sommer, FS Häbernbad, 131 (69/62); 7. Urs Hiltbrunner, FS Häbernbad, 130 (71/59); 8. Philipp Fiechter, FS Häbernbad, 129 (70/59); 9. Christoph Reitnauer, FS Häbernbad, 128 (69/59); 10. Stefan Christen, FS Häbernbad, 127 (68/59). – Feldschiessen Häbernbad Huttwil: 1. Urs Hiltbrunner, FS Häbernbad, 71 Punkte; 2. Rudolf Steffen, FS Häbernbad, 70; 3. Philipp Fiechter, FS Häbernbad, 70; 4. Simon Hiltbrunner, FS Häbernbad, 70; 5. Marco Hess, SG Wyssachen, 69; 6. Marcel Sommer, FS Häbernbad, 69; 7. Christoph Reitnauer, FS Häbernbad, 69; 8. Daniela Miceli, SG Wyssachen, 68; 9. Marcel Fiechter, FS Häbernbad, 68; 10. Stefan Christen, FS Häbernbad, 68; 11. Hanspeter Feldmann, SG Wyssachen, 67; 12. Bruno Eggimann, SG Wyssachen, 67; 13. Matthias Greub, FS Häbernbad, 67; 14. Kurt Eggimann, SG Wyssachen, 66; 15. Fritz Baumgartner, SG Wyssachen, 66; 16. Roland Baumann, Sportschützen Huttwil, 66; 17. Benedikt Bieri, FS Häbernbad, 66; 18. Hanspeter Mai, SG Wyssachen; 19. Simon Bieri, FS Häbernbad, 66; 20. Michael Bassa, FS Häbernbad, 65; 21. Walter Mühle, SG Wyssachen, 65; 22. Roman Scheidegger, FS Häbernbad, 65; 23. Ueli Gerber, Sportschützen Huttwil, 65; 24. Stefan Sommer, FS Häbernbad, 65; 25. Adrian Leuenberger, Sportschützen Huttwil, 65; 26. Beat Blaser, FS Häbernbad, 64; 27. Christian Meister, SG Wyssachen, 64; 28. Doris Frauchiger, SG Wyssachen, 64; 29. Christa Röthlisberger, FS Häbernbad, 64; 30. Dominic Minder, FS Häbernbad, 64; 31. Andreas Minder, FS Häbernbad, 64; 32. Thomas Güdel, FS Häbernbad, 64; 33. Michael Minder, FS Häbernbad, 64; 34. Roland Roth, SG Wyssachen, 64; 35. Jeannine Sommer, FS Häbernbad, 64; 36. Eliane Ruch, FS Häbernbad, 64; 37. Niklas Stalder, FS Häbernbad, 64.
Von Stefan Leuenberger