Vereint in der Kulturhaus-Erinnerung
Im Stiftungshaus Eggenschwiler in Eriswil hat das Künstlertrio Menel Rachdi, Auswil, Silja Coutsicos, Schönenwerd und Otto Schär, Schongau mit seiner spektakulären Ausstellung «Kaleidoskop» Kunstschaffende und Kulturfreunde wiedervereint. Sie alle verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft und die Erinnerung an das Kulturhaus Brunnenplatz 6 in Huttwil, welches vor 25 Jahren abgerissen wurde. Die Ausstellung bleibt bis 16. Dezember bestehen.
Eriswil · «Wir wollen heute einfach das Leben feiern», rief der Kunstmaler Menel Rachdi das Volk auf, welches am letzten Samstagabend den Weg in das Stiftungshaus Eggenschwiler zur Vernissage des «Kaleidoskop» gefunden hatte. Der Staubsauger dürfte zu diesem Zeitpunkt noch warm gewesen sein. Monatelang, akribisch und bis im aller-, allerletzten Augenblick haben Menel und seine Künstlerfreunde, Silja Coutsicos und Otto Schär, ihre Gemeinschaftsausstellung vorbereitet.
Oh ja – eine bunte Ausstellung …
Diese hat einen besonderen Hintergrund. Eigentlich war das Trio von der Franz und Rosmarie Eggenschwiler-Wiggli Stiftung «ganz normal» angefragt worden, ob es eine bunte Ausstellung realisieren möchte. Oh ja, das mochten sie alle … Die Idee des «Kaleidoskop» nahm schnell Farbe, Form und viel Bewegung an (der «Unter-Emmentaler» berichtete).
Ein Kaleidoskop – schon die alten Griechen kannten es – ist ein Rohr, an dessen einem Ende sich zwischen zwei Glasplatten eingelegte kleine, farbige Objekte befinden. Das andere Ende hat ein rundes Fenster zum Durchsehen. Im Rohr sind längs drei Spiegel-Streifen angebracht, die sich an ihren Längskanten berühren. Darin spiegeln sich die Gegenstände mehrfach. Ein symmetrisches buntes Muster wird sichtbar, das sich beim Drehen ändert. Ein Symbol auch für die drei Kunstschaffenden, die einander gegenseitig reflektieren. Bloss, das übergrosse Kaleidoskop inmitten der effektvollen, grossartigen Bilderausstellung, ein riesiger Guckkasten mit Objektiven, Okularen, Kaleidoskopen, Lupen und Prismen, ist nicht ihren Werken gewidmet sondern den Fundstücken, Relikten und Erinnerungsbildern aus der Zeit des Kunsthauses am Brunnenplatz 6 in Huttwil.
Das kulturelle Experiment war einst aus Menel‘s Atelier im schiefen Gebäude herausgewachsen, wo er in den Jahren zuvor seine Bilder gemalt hatte. Die Erinnerung an das poetisch-schräge Haus im Herzen Huttwils und an die kreative Atmosphäre, die von Frühling bis Herbst 1993 zahllose Besucher inspiriert hatte, ist geblieben. Kulturschaffende, Schulklassen, Freunde, Nachbarn und Faszinierte hatten das Abbruchhaus in eine unvergessliche Fantasiewelt verwandelt.
Das Projekt wurde Impuls für weitere Entwicklungen im sozio-kulturellen Bereich in der ganzen Region und darüber hinaus. Am 1. November 1993 wurde das Haus planmässig abgebrochen. Sein Charme, seine Fantasie, seine Traumwelt ziehen sich bis heute weiter wie Kreise im stillen Wasser. Nach genau einem Vierteljahrhundert hat nun ein Memorial im Eggensch-wiler Haus stattgefunden, liebevoll inszeniert von drei einstigen «Kulturhäuslern» Menel Rachdi, Silja Coutsicos und Otto Schär.
Sprühen von Leben und Farbe
An der Vernissage wurden die drei Kunstschaffenden von Heinz Allemann vorgestellt. Zusammen mit seiner Frau Rita Allemann betreut er das Stiftungshaus Eggenschwiler und gemeinsam prägen sie dieses auch mit dem aufwändigen Organisieren von Ausstellungen und Anlässen.
Die gegenwärtige Kunstschau sprüht von Leben und Farbe, gestaltet von den drei ganz unterschiedlichen Kunstschaffenden. Mit Silja Coutsicos und ihrem feinen Spürsinn für die Farben, welche die Seele eines Menschen, eines Volkes spiegeln. «Zu keiner Zeit waren Farben so einfach verfügbar wie heute und trotzdem erobert sich gerade das Grau um uns herum täglich neue Territorien. Ich möchte die Welt farbiger verlassen, als ich sie angetreten habe», ist ihr Credo.
Otto Schär, der meditative Maler und ruhende Pol der Gruppe ist überzeugt: «Jeder kann spielend auf neue Ideen kommen; oft braucht man nur einen anderen Weg zu wählen, um etwas zu lernen über die Sensibilität. Wenn ich einen alltäglichen Gegenstand zeichne, geht mir auf, wie aussergewöhnlich er ist – ein wahres Wunder …». Im Stiftungshaus Eggenschwiler begeistert er mit seinen Werken immer wieder, hat hier auch Ausstellungen im Rahmen von «Art Vent» mitgestaltet.
Gespeicherte Lebensenergie
Menel Rachdi strahlt das aus, was auch seine Malereien tun: Gespeicherte Lebensenergie, eine Ladung an Farben, Fantasien, Frohmut. Sein Umfeld, seine Inszenierungen, seine Werke zeugen davon. Sie machen gewiss, was der Künstler selbst sagt: «Die Farben entstehen durch das Licht, sagt man. Umgekehrt entsteht auch viel Licht durch Farben. Das habe ich beim Malen immer wieder in vielen leuchtenden Augen gesehen.»
Die Vernissage wurde vom eindrücklichen Flötenspiel von Regula Farner Rachdi und Philipp Ackermann umrahmt. Für das Apéro waren Rita und Heinz Allemann besorgt. Während der laufenden Ausstellung gibt es Kultur-Kino, Kaffee-Bar, Kunst-Kiosk, Session-Room, Sofa-Ecke und Kunstbibliothek und viele interaktive Kunsterlebnisse. Insbesondere letztere dürften sich hervorragend auch für Schulen und Gruppen eignen (auf Anfrage; Anmeldungen unter Tel. 062 962 24 40).
Gut zu wissen
Ausstellung «Kaleidoskop» im Eggenschwiler Stiftungshaus Eriswil, Offen jeweils Sa/So 13.30 – 18 Uhr. Finissage: Sonntag, 16. Dezember ab 13.30 Uhr.
Von Liselotte Jost-Zürcher