Verkehrskadetten suchen Nachwuchs
Der Verein Verkehrskadetten Oberaargau (VKO) will Jugendliche ab 12 Jahren und deren Eltern vom Dienst im orangen Gwändli begeistern. Am Samstag, 18. Februar, ab 9.30 Uhr, zeigt das operative Kader im Gemeindehaus Rütschelen, warum die jungen Verkehrskadettinnen und -kadetten nicht nur von einem schönen Zustupf zum Sackgeld profitieren.
Rütschelen · Cynthia aus Aarwangen steht mit ihrer Kollegin Kiran aus Rütschelen an diesem trüben frühen Morgen mitten auf der Kantonsstrasse aus dem Luzernischen Richtung Huttwil. Die beiden sind 14 Jahre jung. Sie stecken in etwas unförmig wirkenden, aber wasserdichten leuchtendorangen Gwändli. Sie halten jedes Auto an.
Breite Ausbildung
Wer den Weihnachtsmarkt besuchen will, wird charmant gebeten, nach links ins Industriegebiet zu fahren. Dort weisen weitere Verkehrskadetten Parkplätze zu. Cynthia und Kiran sind seit bald zwei Jahren als Verkehrskadettinnen dabei. Sie haben in ihrer Ausbildung und in der Praxis gelernt, mit eher renitenten Automobilisten freundlich, aber bestimmt, umzugehen. Sie wurden bei den Oberaargauer Verkehrskadetten ausgebildet, aber auch in Erster Hilfe wie im professionellen Umgang mit Funkgeräten.
Spannende Einsätze
Beides zählt für die beiden Kadettinnen und ihre Kolleginnen und Kollegen mindestens soviel wie der Zuschlag zum Sackgeld, den sie für den Dienst auf Strassen und Plätzen pro Stunde verdienen – und gerne einstecken. Cynthia und Kiran sind sich da einig: «Unsere Einsätze sind spannend und machen Spass. Auch bei Schnee und Regen. Wir werden ja bestens eingekleidet. Und die Ausbildung im Verkehrsdienst, am Funkgerät und in Erster Hilfe kommt uns auch im Alltag zu Gute.»
Geschätzte Lebensschule
Patrick Burkhard freut es immer wieder neu, dass den Jugendlichen diese «Lebensschule» gut tut und gefällt. Burkhard ist seit 22 Jahren mit dabei. Er hat sich mit 15 Jahren als Neuling an der Madiswiler «Rüebechilbi» vom Dienst in Orange begeistern lassen. «Es hat mich gepackt. Wie Cynthia, Kiran und die andern heute.» Präsident Burkard nennt es lächelnd «ein zeitintensives Hobby, nicht selten rund um die Uhr»: Als Vermittler, Animator, Ausbildner und auch noch operativ auf der Strasse bei grösseren Anlässen. Oder als Fahrer der Pikettfahrzeuge, mit denen die Verkehrskadetten jeweils zu ihren Einsätzen an Grossanlässe – Feste, Konzerte, Märkte, Ausstellungen, Sportveranstaltungen – gefahren werden. Da die Kadetten mehrheitlich noch in die Schule oder Lehre gehen, konzentriert sich die Arbeit der Kadetten mehrheitlich auf Wochenenden. Dann auch sind ihre guten Dienste in der ganzen Region sehr gefragt.
Fairer Lohn
Der Lohn eines Verkehrskadetten, einer Verkehrskadettin richtet sich laut Patrick Burkhard nach der Anzahl Einsätze: «Die ersten fünf Einsätze werden quasi als Teil der Ausbildung gesehen. Diese werden mit einem «symbolischen» Betrag pro Einsatz abgegolten. Usus sind Fünf-Stunden-Schichten. Ab dem 6. Einsatz werden sie dann stundenweise besoldet.»
Gut zu wissen
Präsident Patrick Burkhard und seine Fach- und Bereichsleiter zeigen Jugendlichen und deren Eltern gerne, was alles hinter den Verkehrskadetten steckt, wie sie ausgebildet und eingesetzt werden. Am Samstag, 18. Februar, 9.30 Uhr, im Gemeindehaus Rütschelen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Mehr zu allem: www.vko.ch
Oberaargauer Verkehrskadetten – Vom lokalen Fussgängerstreifen zum regionalen Verkehrsdienst
Die Oberaargauer Verkehrskadetten gibt es seit 1984. Damals organisierte der Lotzwiler Lehrer Christoph Beck mit älteren Schülerinnen und Schülern den Sicherheitsdienst an den Fussgängerstreifen rund um das Schulhaus. Mit Erfolg und Folgen: Als nächstes wurde er angefragt, ob seine Crew nicht auch bei den Windhunderennen im Brandholz den Verkehrsdienst übernehmen könne. Ein lokaler Einsatz, der regional Schule machen sollte. Der Bedarf stieg. Die Anfragen häuften sich. Der Verein wurde gegründet, neue Kadettinnen und Kadetten rekrutiert. Aktuell sind es rund 45. Präsident Patrick Burkhard ist mit seinen 37 Jahren einer der Dienstältesten.
Von Beat Hugi