• René Schneeberger gab wertvolle Tipps, wie man sich schützen kann. Bild: Marion Heiniger

14.02.2020
Huttwil

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Um vor Betrügern und Dieben gewappnet zu sein, muss man deren Tricks kennen. Der Vortrag von Kantonspolizist René Schneeberger «Sicherheit im Alltag» im Dahlia Huttwil brachte viele Tipps, wie man sich gegen Gauner schützen kann.

 

Das Interesse an dem von der Spitex organisierten Vortrag «Sicherheit im Alltag» war gering. Gerade einmal 13 Personen fanden den Weg in den Sunnesaal im Dahlia Huttwil. Und das, obwohl die aktuellen Zahlen zeigen, dass es ein wichtiges und aktuelles Thema ist. Knapp über 60 000 Personen wurden im Jahr 2018 Opfer von Trickbetrügern, welche unter einem Vorwand Geld forderten. 155 000 Diebstähle wurden an öffentlichen Orten verübt und 62 000 an Bankomaten.

Bei Anruf … Betrug
Dem sogenannten Enkeltrick, oder falschen Polizisten, fallen meist ältere Personen zum Opfer, da diese eher leichtgläubig sind, erklärte René Schneeberger, Gruppenchef Kriminalprävention der Kantonspolizei in Langenthal. Der Enkeltrick ist seit gut zehn Jahren in der Schweiz bekannt. Dahinter steckt ein gut organisiertes und komplexes Netzwerk, das im Jahr 2016 über 3 Millionen Franken erbeutet hat.
Weiter zeigt die Statistik, dass mehrheitlich Frauen (92 %) den Betrügern zum Opfer fallen und 67 % mit den Jahrgängen 1930 bis 1950 betroffen sind. Die Dunkelziffer jedoch, so wird bei der Polizei vermutet, liegt um einiges höher. Die Telefonbetrüger suchen sich dabei im Telefonbuch meist diejenigen Personen aus, die einen alt klingenden Vornamen haben.
Wie schützt man sich dagegen? Wenn jemand anruft und raten lässt, wer dran ist, sollte man generell misstrauisch werden. Kontrollfragen wie beispielsweise «wie heisst meine Schwester, oder wann habe ich Geburtstag», können dabei helfen, Sicherheit zu gewinnen.
Sollte Druck vom Anrufenden ausgeübt werden, solle man das Gespräch sofort beenden und die Polizei informieren, rät René Schneeberger. Auch auf Geldforderungen sollte nie eingegangen werden. Falls sich jemand am Telefon als Polizist ausgibt, kann ein Anruf bei der Nummer 112 oder 117 helfen, um zu klären, ob es sich bei dieser Person tatsächlich um einen Polizisten handelt. Vorsicht ist auch bei fremden Personen, wie Bettlern, Handwerkern oder unbekannten Personen der Spitex angebracht, die unangemeldet vor der Haustüre stehen. Hier kann ein Kasten- oder Querriegelschloss helfen, um Personen am Eindringen zu hindern.

Aufmerksam sein
Taschendiebe sind überall, zumindest dort, wo viele Menschen zusammenkommen, weiss René Schneeberger. Meist sind sie nicht alleine unterwegs, sondern arbeiten in Gruppen.
Dabei versucht die eine Person ihr Opfer abzulenken, während die andere nach dem Portemonnaie greift. Sie fragen nach dem Weg, verschütten versehentlich Kaffee, oder rempeln ihre Opfer an. Kleine Vorsichtsmassnahmen helfen dabei, dass Diebe keine Chance haben. René Schneeberger rät das Portemonnaie in einer abschliessbaren Innentasche zu tragen und die Handtasche mit der Öffnung zur Körperseite zu drehen. Im Restaurant gilt, die Tasche nicht an die Stuhllehne hängen oder neben sich auf den Boden zu stellen.
Bei Trickversuchen ist Vorsicht geboten, wenn Personen ungefragt helfen wollen, oder nach Wechselgeld fragen. Am besten sei es, nie grössere Geldbeträge bei sich zu tragen, vorsichtig und aufmerksam zu sein, damit Diebe keine Chance haben.

Einbruch leicht gemacht
Einbrecher schlagen Fenster und Türscheiben im Erdgeschoss ein oder klettern auf Balkone, Terrassen oder Dächer. Oft nutzen sie auch die Unvorsichtigkeit der Bewohner aus, indem sie durch offene Fenster oder unverschlossene Türen einsteigen. «Diebe suchen immer den Weg des geringsten Widerstandes», sagt René Schneeberger. Durch geeignete Sicherheitsvorkehrungen an Fenster und Türen wird es ihnen um einiges schwerer gemacht, oder hält sie gar ganz von einem Einbruch ab. Die Polizei steht bei Einbruchschutzmassnahmen gerne beratend zur Seite.
Auf keinen Fall aber, so René Schneeberger, sollte man Abwesenheiten durch Ansagen auf dem Anrufbeantworter, Notizen an der Haustür oder mit überfüllten Briefkästen verraten. Besser sei es, den Eindruck zu vermitteln, dass man zu Hause ist. Am einfachsten geht das, wenn man Nachbarn bittet, im Haus immer wieder einmal das Licht einzuschalten und den Briefkasten zu lehren. Verdächtige Beobachtungen sind sofort der Polizei zu melden. Und wenn doch etwas passiert, dann sollte man Ruhe bewahren, sich Einzelheiten merken, nichts berühren und keine Räume betreten, falls die Täter noch im Hause sind. In jedem Fall aber sollte die Polizei umgehend informiert werden.
René Schneeberger betonte an diesem Abend immer wieder, wie wichtig es sei, die Polizei zu informieren, falls man Opfer eines Betrugs oder eines Diebstahls wurde. Auch dann, wenn man den Betrug gerade noch abwenden konnte. Denn nur so könne die Polizei agieren. Auf jeden Fall gilt: Die besten Präventionen sind geeignete Vorsichtsmassnahmen, ein gesundes Misstrauen gegenüber Fremden und das Hören auf sein Bauchgefühl.

Von Marion Heiniger