Viel Aufwand, aber auch grosse Befriedigung
Seit einem Jahr sind Katrin und Ernst «Aschi» Nägeli als Pächter im Hotel Kleiner Prinz in Huttwil tätig. Die beiden geben unumwunden zu, dass sie vom Aufwand überrascht worden seien, betonen aber gleichzeitig, dass ihnen die Aufgabe Freude bereitet und grosse Befriedigung verschafft. Ob ihr Engagement im «Prinz» über das Jahr 2018 hinausgeht, würden Gespräche mit dem Besitzerpaar Fritz und Käthi Graber im Verlaufe des Jahrs zeigen.
Ernst «Aschi» Nägeli lacht, wenn man ihn darauf anspricht, wie er sich nach dem ersten Jahr als Gastwirt fühle. Der 64-jährige Haslitaler sagt, dass er sich die Frühpensionierung nie so anstrengend vorgestellt habe. Der ehemalige Banker hat vor einem Jahr das Metier gewechselt und sich erstmals als Gastwirt versucht. Zusammen mit seiner Frau Katrin, der früheren Tourismusdirektorin Haslital und Gemeindepräsidentin von Hasliberg, führt er das Hotel Kleiner Prinz in Huttwil. Die beiden haben als Pächter im Januar 2016 vom Besitzerpaar Fritz und Käthi Graber die Leitung des Huttwiler Gastronomie-Unternehmens übernommen. Als «Hüttenwart», der rund um die Uhr überall einsetzbar sei, bezeichnet «Aschi» seinen Job im «Kleinen Prinz».
«Ja», gibt er zu verstehen, «die Präsenzzeit hier ist deutlich grösser als früher in der Bank.» Die beiden geben unumwunden zu, dass die Vorstellungen, die sie von ihrem Leben als Gastwirte hatten und die anschliessende Realität weit auseinander liegen. «Wenn wir geahnt hätten, was da alles auf uns zukommen wird, hätten wir uns dieses Engagement wohl noch einmal gründlich überlegt», bemerkt Ernst Nägeli. Damit wolle man aber auf keinen Fall sagen, dass ihnen das erste Jahr im Kleinen Prinz nicht gefallen habe. Im Gegenteil, betonen die beiden explizit, die Arbeit hier habe ihnen grosse Freude bereitet und viel Befriedigung verschafft. Sie sei ein Mensch, der gerne etwas Neues aufbaue, betont Katrin Nägeli. Im Hotel Kleiner Prinz habe man im Verlaufe des ersten Jahres viel Neues geschaffen und kreiert. «Rückblickend ist es sehr schön, feststellen zu dürfen, dass wir damit einen Nerv getroffen haben und die Gäste unser Angebot schätzen», bemerkt die 48-jährige Wirte-Fachfrau.
Erstklassiges Fitnessprogramm
Aber der Aufwand mit Hotel, Restaurant und Saalbetrieb sei beträchtlich, das habe man in diesem Ausmass nicht erwartet, gestehen die beiden. Es sei ein Betrieb, bei dem man zwischendurch an die persönlichen Grenzen stosse. «Aschi» sagt, dass er schnell gemerkt habe, dass er kein Abo eines Fitnessklubs benötigen werde. Das Umstellen des Saales nach einem Jassnachmittag für das folgende Jodlerkonzert sei ein erstklassiges und schweisstreibendes Fitnessprogramm, erwähnt er lachend.
Deshalb sei man stolz, dass man es geschafft habe, alles auf die Reihe zu kriegen und einen reibungslosen Betrieb zu garantieren. Man sei stets bestrebt gewesen, in allen Bereichen einwandfreie Qualität zu bieten. Dabei spricht «Aschi» dem Personal ein gros-ses Lob aus. Man sei froh gewesen, auf die Erfahrung und das Wissen der bisherigen Mitarbeiter zurückgreifen zu können, diese Unterstützung habe ihnen in der Startphase sehr geholfen. Schön und motivierend seien auch die Reaktionen der Gäste und der Huttwiler Bevölkerung gewesen. Man sei sehr wohlwollend und freundlich empfangen worden, das habe sie als gebürtige Huttwilerin ganz besonders gefreut, sagt Katrin Nägeli. «Die Leute zeigten sich froh und dankbar, dass im Kleinen Prinz wieder etwas läuft und der Betrieb weitergeführt wird», bemerkt Ernst Nägeli. Die beiden sprechen davon, dass sie stets eine grosse Genugtuung und Freude verspüren, wenn die Gäste zufrieden den Kleinen Prinz verlassen. Aber nicht nur in Huttwil hat sich herumgesprochen, dass im Hotel Kleiner Prinz weiterhin eine umfassende Infrastruktur für Events, Gastronomie und Hotellerie zur Verfügung steht. Mittlerweile erhalte man auch viele Anfragen von auswärtigen Vereinen, Gruppierungen und Event-Organisatoren, die Anlässe und Veranstaltungen im Hotel Kleiner Prinz durchführen möchten. «Nicht nur in Huttwil ist man froh, dass ein solches Angebot zur Verfügung steht», erwähnt Ernst Nägeli. Zufrieden zeigen sich die beiden auch von der wirtschaftlichen Seite. Der Umsatz im ersten Jahr entspreche in etwa den Vorstellungen, Unterhalts- und Infrastrukturkosten dagegen seien erstaunlich hoch ausgefallen. «Wir haben rasch gemerkt, dass hier etwas laufen muss, ansonsten geht die Rechnung nicht auf», sagt «Aschi».
Zukunft bleibt vorerst offen
Bleibt nur noch die Frage, ob Nägelis noch länger im Prinz tätig sein werden. Die beiden haben einen Pachtvertrag unterschrieben, der jeweils auf Ende Jahr, mit einer Kündigungsfrist von zwölf Monaten, kündbar ist. Katrin und Ernst Nägeli lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in die Karten blicken, machen aber klar, dass sie im Verlaufe des Jahres mit dem Besitzerpaar zusammensitzen und gewisse Dinge besprechen wollen. «Es ist klar, wir haben gewisse Vorstellungen, was die Zukunft hier im Hotel Kleiner Prinz anbelangt und auch die Besitzer haben ihre Ideen. Das müssen wir gemeinsam diskutieren und schauen, was sich daraus ergibt. Danach werden wir uns entscheiden, ob wir weiterhin hier tätig sein werden», lassen die beiden verlauten. Katrin Nägeli lässt aber durchblicken, dass sie sich vorstellen könnten, länger als die vereinbarten drei Jahre hier tätig zu sein, «doch dafür braucht es zweifellos gewisse infrastrukturelle Anpassungen», weist sie darauf hin, dass man künftig im Markt nur bestehen könne, wenn man über eine konkurrenzfähige Ausstattung und Einrichtung sowie entsprechende Angebote verfüge.
Von Walter Ryser