• Beat Gerber konnte stets auf die Unterstützung seiner Frau Bernadette zählen. · Bild: Barbara Heiniger

22.03.2022
Emmental

Viel Freude und Herzblut für die Viehzucht

Beat Gerber stand während 41 Jahren für den Viehzuchtverein Affoltern als Sekretär und Zuchtbuchführer (heute Verbindungsperson) im Einsatz. In diesen Jahren hat sich viel in seiner Tätigkeit verändert, geblieben ist die Freude und das Engagement für die Viehzucht. Eine grosse Befriedigung waren für Beat Gerber während der ganzen Zeit die guten, wertvollen Kontakte zu den Viehzüchtern.

Affoltern · «Höhepunkte waren sicher immer wieder die Viehschauen, obwohl es im Vorfeld viel zu tun gab. Aber es war für mich eine tolle Zeit im Viehzuchtverein Affoltern, diese Arbeiten zu machen», blickt Beat Gerber mit einem feinen Lächeln zurück. Er konnte auch immer auf das Verständnis oder sogar die Mithilfe seiner Frau Bernadette und der beiden Töchter zählen.

Jährlich 400 bis 500 Kälber persönlich kennengelernt
Als 27-Jähriger wurde Beat Gerber im Jahr 1981 als Zuchtbuchführer und Sekretär von der Viehzuchtgenossenschaft Affoltern gewählt. Dieses Amt übernahm er nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Franz Lüdi. Gemäss den Angaben des damaligen Fleckviehzuchtverbandes in Zollikofen betrug der Beschäftigungsgrad fünfzig Prozent. Damals verzeichnete die Viehzuchtgenossenschaft Affoltern einen Mitgliederbestand von 70 Betrieben und 1275 Herdebuchtiere. Dies war zu jener Zeit die zweitgrösste Genossenschaft im Kanton Bern. Zu den Hauptaufgaben von Beat Gerber gehörte das Markieren der zur Zucht selektionierten Kälber auf den Betrieben. Das waren pro Jahr damals rund 400 bis 500 Kälber, welche alle den Zuchtbuchführer persönlich kennenlernten.
Das Führen der Zuchtbuchblätter von jedem einzelnen Herdebuchtier mit den jährlichen Einträgen über das Kalbedatum, die Milchleistung und Punktierungen war eine grosse Arbeit, damals noch von Hand auf Papier. «Da war später die EDV eine grosse Hilfe und vieles war so schneller erledigt», erinnert sich Beat Gerber.

Signalemente der Kälber von Hand gezeichnet und ausgemalt
Mit einem Schmunzeln denkt Beat Gerber dabei an die Abstammungsausweise zurück. In die musste das grafische Signalement der Kälber von Hand eingezeichnet und ausgemalt werden. Da half jeweils die ganze Familie mit, damit der Zuchtbuchführer mit dieser künstlerischen Arbeit fertig wurde. «Unsere Töchter waren da ganz fleissig, sie kamen aber auch immer gerne mit zum Markieren auf die Betriebe», erzählt Beat Gerber.

Digitalisierung hält Einzug
Kleine Buben, die damals auf den Bauernhöfen «ihre» Kälbchen präsentierten, sind heute die Betriebsleiter. Spezielle Erlebnisse weiss der langjährige Viehkenner auch von Nachmarkierungen, beispielsweise bei einem grossen Muni. Im Jahre 1999 wurde auf schweizerischer Ebene die «Identitas» gegründet und somit die Eigenbestandsmarkierung an die Betriebe übergeben. Dadurch wurde aus dem Zuchtbuchführer die Verbindungsperson. Ausser den Punktierkarten und den Kopfnummern wurden die Arbeiten von Swissherdbook in Zollikofen zentralisiert und digitalisiert. 2007 wurde die Genossenschaft rechtlich in einen Verein umgewandelt.

Viehschauen sind würdige Anlässe
Als Verbindungsperson gehörte auch die Organisation der Viehschauen zu den Aufgaben von Beat Gerber. Diese hatte er ja schon seit seiner Wahl organisiert. Da gab es Herbstschauen auf der Lueg und zweimal in Affoltern mit insgesamt 500 Tieren. Jedes Tier benötigte eine aktuelle Punktierkarte mit Milchleistung und Melkbarkeitsprü­fung. Dazu die Kopfnummer mit Namen, Ohrmarke, Kategorie und Betriebsnummer.
An einige Viehschauen und Jubiläen erinnert sich Beat Gerber ganz besonders. So fand 2004 die Emmentalische Verbandsschau in Affoltern statt. Am Emmentalischen Schwingfest in Af­fol­tern waren die wunderschön geschmückten Kühe der Blickfang am Umzug. Am 24. September 2011 wurde 100 Jahre Viehzuchtgenossenschaft Affoltern gefeiert. An der Viehschau zum Jubiläum zeigten sich 438 Kühe, 17 Kinder und 15 Kälber. Da war Beat Gerber als Verbindungsperson gefordert. Ein weiterer Höhepunkt war 2017 der Tierumzug am Bernisch Kantonalen Schwingfest in Affoltern.

Unter insgesamt sechs Präsidenten
«Bis 1999 musste ich jedes Jahr einmal nach Zollikofen reisen zur Zuchtbuchinspektion. War alles gut, gab es eine Auszeichnung und einen Inspektionsbericht», erinnert sich Beat Gerber. Während seiner Tätigkeit beim Viehzuchtverein Affoltern arbeitete er mit sechs Präsidenten zusammen. Dies waren Armin Rentsch, Schandeneich; Hansruedi Käser, Niederhaus; Hans-Peter Jordi, Ausserhof; Thomas Hirs­brunner, Otterbach; Res Rothenbühler, Nüchtern; sowie Rudolf Megert, Bühlfeld. Unzählige Protokolle hat Beat Gerber verfasst, dazu viele Versande an die Mitglieder gemacht.
Aktuell sind im Viehzuchtverein Affoltern noch 37 Betriebe mit 870 Herdebuchtieren. Für Beat Gerber war seine Arbeit beim Viehzuchtverein ein idealer Nebenerwerb zum eigenen Hof. Geschätzt hat er aber vor allem die Gespräche und Kontakte mit den Landwirten. Ganz wichtig war und ist ihm aber stets das grosse Engagement und Herzblut für die schöne, zukunftsweisende Viehzucht.

Von Barbara Heiniger