• Die Infoveranstaltung von Ducksch Anliker zur Weiterentwicklung des Porzi-Areals stiess auf grosses Interesse bei der Langenthaler Bevölkerung. · Bild: Leroy Ryser

  • Gian Kämpf, hier im Gespräch mit Stadtbaumeisterin Sabine Gresch. · Bild: Leroy Ryser

  • Philippe Giesser (rechts) wird das Restaurant «przi» leiten. · Bild: Leroy Ryser

  • Tom Rickli orientierte über die unterschiedlichen Ideen, die verwirklicht werden könnten. · Bild: Leroy Ryser

20.05.2022
Langenthal

Viele Ideen: Die «Porzi» wird neu belebt

An einer öffentlichen Infoveranstaltung hat Ducksch Anliker über die Entwicklung und Belebung des Porzi-Areals orientiert. Im Zentrum steht die Eröffnung des neuen Restaurants «przi», welche anfangs August geplant ist. Weitere Ideen sind bereits vorbereitet: Dazu gehört neben dem Umzug der Brau AG vor allem auch eine Durchwegung des Areals vom jetzigen Eingangsbereich bis zur BLS Haltestelle Langenthal Süd. Für ein gutes Gelingen werden mehrere Player einbezogen.

Langenthal · Die «Porzi» bewegt, die «Porzi» interessiert – das hat sich bei der vor Ort durchgeführten Informationsveranstaltung rasch gezeigt. Die Stühle waren sofort besetzt, der Raum, in dem schon bald ein Restaurants seine Gaststube halten soll, war bis zum Beginn des Events gut gefüllt.
Auch Gian Kämpf, Geschäftsleitungsmitglied bei der Ducksch Anliker Gruppe, nahm dies positiv zur Kenntnis. «Wir waren gespannt – das Resultat zeigt das Interesse. Uns ist bewusst, dass damit auch eine Erwartungshaltung der Bevölkerung an uns verbunden ist.»
Um dieser erfolgreich zu begegnen, versucht das Langenthaler Architekturunternehmen die Bevölkerung in den Prozess der Veränderung einzubinden und zu informieren. Solche Veranstaltungen wie jene vergangenen Dienstag sollen weitere stattfinden, sowieso soll nun in den nächsten Monaten endlich passieren, wovon schon länger gesprochen wird: Das Areal soll belebt, neu aktiviert und wieder als ein potenzieller Mittelpunkt für die Bevölkerung im Gebiet Langenthal Süd wahrgenommen werden.

Im August eröffnet das «przi»
Während bis jetzt viel hinter den altehrwürdigen Mauern des geschichtsträchtigen Areals passierte und rund 50 Mieter dieses bereits aktiv nutzen, soll im August die erste von aussen spürbare Veränderung anstehen. Mit Philippe Giesser konnten die Eigentümer einen Langenthaler Gastronomen gewinnen, der das Restaurant mit dem Namen «przi rest lthal» eröffnen will. «Zuerst waren wir für den Namen auf der Suche nach einem passenden Elefant – der Elefant im Porzellanladen», erklärte Giesser beim Event den Besuchern.
So richtig zum Resultat gelangte man aber nicht. Und: «Zudem war uns klar, dass letztlich sowieso jeder sagt: «gömer is Porzi?» – also haben wir uns dem gestellt und für das Design den Namen abgekürzt.» Die Reaktionen darauf waren indes geteilt, leben wird das Restaurant wohl aber sowieso weniger vom Namen, sondern vielmehr vom Areal und der Küche. Was indes serviert wird, ist noch nicht klar, erste Andeutungen in eine gutbürgerliche Küche machte Giesser zwar, im Zentrum soll aber grundsätzlich unabhängig vom angebotenen Essen ein gastronomisches Erlebnis stehen. «Der Gast soll sehen können, wie die Gerichte entstehen. Wir wollen ein Erlebnis schaffen.» Bereits in der ersten oder zweiten Augustwoche soll das Restaurant öffnen, bis dahin werden einerseits noch Mitarbeiter für sieben Arbeitsstellen gesucht und andererseits wird noch kräftig umgebaut. Das Restaurant wird indes dort seinen Platz finden, wo zuletzt noch der Porzellanverkauf stattfand, gleich an der Stirnseite des zuerst ersichtlichen Gebäudes am jetzigen Eingang, der sogenannten Elektrotunnelofenhalle.

Bausubstanz in schlechtem Zustand
Das Porzellan soll aus dem Areal indes aber nicht etwa vertrieben werden, sowieso versucht Ducksch und Anliker als Eigentümerin eines Grossteils des Areals einen Spagat zu schaffen, zwischen der Geschichte und neuen Inputs. «Es wird sicherlich nie mehr so sein, wie es früher war», erklärte Gian Kämpf und führte weiter aus: «Das ist aber auch gut so. Wir sehen in diesem Areal ein grosses Potenzial, auch um beispielsweise ein Mittelpunkt im Gebiet Langenthal Süd zu sein.» Die prägende Geschichte soll aber keineswegs verloren gehen, so sei man auch mit der Porzellanfabrik in Kontakt, die auch zurzeit noch Räumlichkeiten mietet, um den weiteren Verbleib in neuer Form sicherstellen zu können.
Herausforderungen, welche das in die Jahre gekommene Areal rund um die Erneuerungen mit sich bringt, hängen derweil oft mit bausubstanziellen Themen zusammen. Die Dämmung ist oft ungenügend oder gar in schlechtem Zustand, energietechnisch ist vieles eine Herausforderung weil vorerst weiterhin mit Gas geheizt wird, Sanierungsarbeiten sind bereits bei der Planung eine Herausforderung, weil die Ausgangslage oft unbekannt ist. So wurde unter anderem mit entsprechenden Kameras die Leitungen und Rohre im Boden untersucht, um zu wissen, wo entsprechende Verbindungen für Abwasser, Wasser oder Stromanschlüsse vorhanden sind und wo sie durchführen, entsprechende Unterlagen und Informationen fehlen nämlich. Sowieso ist man auch im ständigen Austausch mit der Denkmalpflege, so Tom Rickli von Ducksch Anliker, weil man auch zur Identität des Areals bei den geplanten Renovationsarbeiten Sorge tragen will. Und nicht zuletzt wird auch die Stadt Langenthal als Baubewilligungsbehörde stets in den Prozess mit eingebunden.

Verschiedene Interessen einbeziehen
Letztere ist derweil nicht zuletzt wegen den anstehenden Veränderungen rund um den Bahnhof Süd ein wichtiger Player. Schon länger plant die BLS dort einen Umbau, um das «Behindertengleichstellungsgesetz» zu erfüllen, alleine dazu braucht es bis im Jahr 2023 eine Perronverlängerung. Auch diese Veränderung soll mit dem Areal im Einklang stehen, weshalb auch Sabine Gresch als Stadtbaumeisterin am Anlass vor Ort war. «Wir versuchen die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen», sagt Sabine Gresch und zählte neben der BLS und der Ducksch Anliker Gruppe auch eigene Interessen auf. «Wir wollen eine Veloverbindung zwischen Lotzwil und dem Langenthaler Bahnhof etablieren, die dann auch am Porzi-Areal vorbeigeht.» Um diesen Weg sowie die BLS-Haltestelle ideal zugänglich zu machen, ist eine sogenannte «Porzellangasse» geplant, welche das Hauptgebäude durchstösst und die Ost und Westseite des Areals verbindet. Für Sabine Gresch seien diese Veränderungen eine Chance für ein Langenthaler Kulturgut und diese wolle man als Stadt nicht zuletzt auch dazu nutzen, den öffentlichen Verkehr oder die Benützung des Velos weiter zu fördern.

Areal wird schrittweise attraktiver
Damit der Vorwärtstrend in naher Zukunft weiter spürbar ist, wollen Tom Rickli und sein Team bereits diesen Sommer ein erstes Baugesuch oder allenfalls mehrere Gesuche einreichen. Pläne und Ideen seien viele vorhanden, noch sei aber nicht alles in Stein gemeisselt. «Aktuell können wir uns eine Brauerei (siehe Kasten), Porzellan, eine Eventhalle für die Öffentlichkeit, eine Galerie mit Büroräumlichkeiten und einem Restaurant vorstellen», erklärte Rickli weiter. Insbesondere das Restaurant werde viel zur Belebung des Areals beitragen, zeigte sich Gian Kämpf überzeugt. «Es passieren zurzeit laufend Schritte, welche das Areal attraktiver und spannender machen», sagte Kämpf, das Interesse sei spürbar, nicht zuletzt auch, wenn es darum geht, Fläche vor Ort zu mieten. «Die Nachfrage ist sehr positiv, sogar so, dass es nicht nur einfach ist, alles in angemessener Zeit zu realisieren, weil dies immer auch einen Sanierungsaufwand nach sich zieht.» Bereits jetzt würden aber rund 50 Mieter das Areal beleben, weitere dürften folgen, damit es dann tatsächlich gelingt, das Areal in naher Zukunft neu zu beleben und zu aktivieren.

Zügelt die Brau AG ins Porzi-Areal?
Ebenfalls beim Anlass mit dabei war Kurt Schär, Verwaltungsratspräsident der Brau AG Langenthal. Schär bestätigte, dass die Langenthaler Brauerei, die aktuell im Zentrum das «Hasli Bier» sowie das «49er-Bier» herstellt, gerne ins Porzi-Areal umziehen möchte. «Vorwärts zu gehen ist mit dieser Unternehmung möglich, das Potenzial ist da, konstant schwarze Zahlen zu schreiben. Mit den aktuellen Strukturen ist es aber nicht möglich, das nötige Wachstum anzustreben», erklärte Kurt Schär, der mit diesem Umzug auch eine Effizienzsteigerung und Vergrösserung der Produktpalette anstreben will. Damit dies möglich ist, benötigt die Brau AG aber einmal mehr neues Kapital, welches mit Kapitalerhöhungen beschafft und an einer ordentlichen und einer im Herbst geplanten ausserordentlichen Generalversammlung bewilligt werden soll. In einem ersten Schritt wird das Kapital um 800 000 Franken erhöht, um dies zu erreichen seien bereits erste Interessenten vorhanden. Ob jedoch das gesamte Kapital für den Umzug beschafft werden kann – aktuell geht man von etwas mehr als zwei Millionen Franken aus – ist noch fraglich.

Von Leroy Ryser