Vizeschweizermeister im Ausbeinen unter harter Konkurrenz
Zum 15. Mal hat Ueli Mathys aus Dürrenroth an den Schweizermeisterschaften im Ausbeinen teilgenommen. Die Austragung in der Ilfishalle in Langnau bedeutete für den Emmentaler ein Heimspiel und damit eine noch grössere Herausforderung. Souverän ist der 42-Jährige als Vizeschweizermeister aus dem harten Wettkampf herausgegangen.
Langnau/Dürrenroth · Elfmal schaffte Ueli Mathys es an den Schweizermeisterschaften im Ausbeinen ins Finale, siebenmal war er Sieger, zum vierten Mal nun Zweiter. «Ich bin zufrieden», sagt er im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». Ziemlich, war anschliessend herauszuhören. Das nächste Mal müsse er anders, noch besser trainieren.
Monatelanges Training
«Ab Ostern beginne ich jeweils mit dem Training, mindestens einmal wöchentlich. Sieger aber ist immer der-jenige, der mental am Stärksten ist.» Einerseits sei für ihn der Druck in Langnau enorm gross gewesen. «Jeder kennt mich, und im Publikum hatte es viele Verwandte und Bekannte. Das fordert zusätzlich heraus. Man will das Beste zeigen, auf keinen Fall das Finale verpassen, am liebsten wieder gewinnen.» Anderseits sei die Unterstützung der Familie sehr wertvoll. «Ohne sie wäre eine erfolgreiche Teilnahme nicht möglich. Sie gibt mir Halt und Kraft und auch den nötigen Auftrieb, mich dem ‹Chrampf› erneut zu stellen und so etwas zustande zu bringen.»
Messen mit 60 Berufskollegen
In der Kategorie Metzger hatte er sich mit 60 Berufskollegen aus der ganzen Schweiz gemessen.
Unter ihnen waren zahlreiche bekannte Gesichter. Die Meisterschaft habe Tradition, erzählt Ueli Mathys; das Kribbeln, die Spannung, wenn die Qualifikationen beginnen würden, sei jedes Jahr wieder da. Obwohl das Metier physisch und psychisch sehr anstrengend ist. Die Teilnehmenden werden in die Kategorien Lernende, Metzgerinnen/Metzger, Akkordmitarbeitende, Büro-Metzger und Senioren ab 55. Altersjahr eingeteilt. Am Vormittag erfolgt jeweils die Qualifikation mit dem Ausbeinen von drei Schweinsschultern. Getreu dem Motto: Schnell (Zeitaufwand in Sekunden) und qualitativ einwandfrei. Die fertigen Schultern werden nach Schnitt, Stich im Muskelfleisch, Sauberkeit der Knochen/Knorpel und Knorpel im Fleisch bewertet. Abweichungen bedeuten Zeitzuschläge. Ins Finale kommen in jeder Kategorie die 16 Besten.
Am Nachmittag folgt jeweils das Cupsystem. Jede Runde wird härter, denn die körperliche Anstrengung ist beachtlich. In der Achtelfinal-, Viertelfinal- und Halbfinalrunde mussten nochmals je drei Schweinsschultern ausgebeint werden.
Den «Neuen» unterschätzt
Im grossen Finale, im Kampf um den 1. und 2. Rang, warteten dann fünf Fleischstücke. Im Final schaffte Ueli Mathys fünf Schultern in 6,53 Minuten, was ihm mit einem Rückstand von nur 21 Sekunden die zweitbeste Zeit und damit den Vizeschweizermeistertitel einbrachte. Schweizermeister wurde mit Celso Fernandes ein absoluter «Newcomer».
«Ich habe ihn nie zuvor gesehen und völlig unterschätzt», sagt Ueli Mathys gegenüber dem «UE» unumwunden. Für Fernandes sei dies ein Vorteil gewesen. Er sei unbelastet an die Herausforderung herangegangen. «Auf mich aber hat jeder geschaut.»
Trotzdem – «der Wettkampf ist sehr hart, und ich darf zufrieden sein», meint Ueli Mathys. In Langnau hat er insgesamt 17 Laffen unter extremem Zeitdruck ausgebeint; die Meisterleistung ist unbestritten, und er freut sich zu Recht an seiner vierten Vizeschweizermeister-Medaille. Im Wissen jedoch, dass er das nächste Jahr erneut um den hölzernen Muni und damit um seinen 8. Titel kämpfen will.
Von Liselotte Jost-Zürcher