Volk ermöglicht dem Eissport eine Zukunft
Die Langenthaler Stimmbevölkerung hat sich deutlich für die Planung einer neuen Eissportarena ausgesprochen. Mit 75 Prozent Ja-Stimmen ermöglichen sie dem Eissport in Langenthal eine Zukunft. Das führte vor allem bei den Eissport-Sympathisanten und deren Vereinsvertreter zur Erleichterung.
Langenthal · Eigentlich hatte sich Stadtpräsident Reto Müller auf 13.15 Uhr angekündigt, um im Parkhotel den Ja-Sympathisanten rund um den Eissport das Resultat zu vermelden. Schon eine Viertelstunde vorher herrschte aber plötzlich aufgeregtes Gemurmel, bis Markus Meyer, VR-Präsident der Arena Oberaargau AG, aufstand und das Resultat verlas. «Manchmal ist Politik schwierig zu verstehen, aber tatsächlich haben wir heute eine ganz andere Ausgangslage als vor ein paar Wochen.» Meyer spielte damit auf das negative Resultat zur verbesserten Nachwuchsunterstützung an und fuhr dann weiter: «Das Volk hat deutlich zum Planungskredit Ja gesagt. Bei einer Stimmbeteiligung von über 40 Prozent erzielten wir 75,3 Prozent Ja-Stimmen.» Prompt entbrannte Beifall, erleichtert reagierten die Anhänger von Eishockey- und Curlingclub. «Das ist geil», sagte beispielsweise Peter Zulauf, Leiter der Geschäftsstelle des SC Langenthal, euphorisiert und ergänzte: «Jetzt kann es weiter gehen. Das ist der richtige Entscheid.» Er habe zwar einen Sieg erwartet, keineswegs aber in dieser Deutlichkeit damit gerechnet. «Langenthal will in den Eissport investieren. Diese Sportarten haben hier Zukunft», erklärte Zulauf begeistert und erleichtert. Markus Meyer unterstrich, dass der Verein Arena Oberaargau es nun in seiner Aufgabe sehe, den Stadionbau weiter voranzutreiben, entsprechend strebe man möglichst rasch nach einem Fahrplan.
Bekenntnis zum Eissport
Deutlich lockerer sah derweil Stefan Heilmann, Präsident des Curlingclubs Langenthal, aus, er habe sogar mit einem eindeutigen Sieg gerechnet. «Dieses Resultat zeigt, dass der Wille da ist. Es ist ein klares Bekenntnis vom Langenthaler Stimmvolk für den Eissport.» Gleiches sagte auch Gian Kämpf, VR-Präsident des SC Langenthal, der zugegebenermassen eher etwas nervös war. «Bei der letzten Abstimmung war ich eigentlich positiver gestimmt. Heute ist aber dennoch klar: Die Stadt Langenthal will Eissport und will den SC Langenthal auf nationaler Ebene behalten.» Er selbst, der stets ein Bekenntnis vom Langenthaler Volk wünschte, hat dieses nun erhalten. «Natürlich ist es noch ein weiter Weg und hierfür ist auch die Stadt gefordert, diesen voranzutreiben. Aber jetzt spüren wir das Volk in unserem Rücken.» Die weitere Planung soll deshalb möglichst schnell vorangetrieben werden. Der SC Langenthal hat nun wieder verbesserte Zukunftsaussichten.
«Bevölkerung weiss, dass es im Schoren nicht weiter gehen kann»
Erleichtert waren derweil auch zahlreiche Politiker, die im Namen der Operation Eissport Langenthal in den letzten Wochen energisch für Ja-Stimmen weibelten. «Das Resultat ist deutlicher als erwartet, aber ich habe immer an den Sieg geglaubt», sagte beispielsweise Pascal Dietrich (FDP) und interpretierte das Resultat als klares Statement. «Der Bevölkerung ist bewusst, dass es im Schoren nicht weiter gehen kann und wir deshalb eine neue Infrastruktur benötigen.» Für Dietrich war indes klar, dass die Niederlage von vor einem Monat viele aufgeschreckt hat. «Heute wissen wir, dass wir auch viele Menschen, die vermeintlich in unserem Lager waren, nicht erreichen konnten. Das ist nun besser gelungen», so der Stadtrat. Nun hätten nicht wenige auf diese Abstimmung hin das Lager gewechselt, sodass ein deutliches Resultat entstehen konnte.
Einsprache dank Corona-Freizeit?
Profitieren wird vom Ja auch die Kunsteisbahn Schoren, war doch in der Abstimmungsvorlage auch ein grosser Teil zur Instandhaltung des aktuellen Stadions vorgesehen. Der Schoren kann dadurch, mit einzelnen Korrekturen und Anpassungen, bis im Jahr 2026 swissleaguetauglich gehalten werden, danach kann abgeschätzt werden, wann ein neues Stadion bezugsbereit sein wird. «Für die Kunsteisbahn Schoren ist dieses Ja sehr wertvoll», sagt auch deren VR-Präsident Stefan Costa, moderate Anpassungen seien wichtig für den Betrieb, gebaut wird vor allem ein Vordach auf der Seite der Dorfgasse zur Bewirtung der Fans. Die Massnahmen wolle man indes baldmöglichst umsetzen, zuerst muss aber noch eine 30-Tage-Frist verstreichen, die für Einsprachen und Beschwerden gewährt wird.
Dass diese indes genutzt wird, wurde im Vorfeld oft gefürchtet, immerhin einer der Gegner bekannte sich mit einem klaren Nein dagegen. «Ich glaube, es war richtig, dass wir das Volk befragt haben und das hat entschieden. Ich werde keine Einsprache machen», versicherte beispielsweise Alt-Stadtrat Beat Sterchi. FDP-Stadtrat Diego Clavadetscher verneinte zuerst zwar ebenfalls, meinte danach aber lapidar in einem Nebensatz, dass er nun aufgrund des Corona-Virus eigentlich Zeit hätte, zu reagieren. Ob er sich bei diesem deutlichen Resultat tatsächlich traut, bleibt abzuwarten.
Grundwasserschutz steht am Anfang
Das deutliche Ja ist nun vor allem auch ein Auftrag an die Behörden der Stadt.Stadtpräsident Reto Müller versprach denn auch beim Eintreffen im Parkhotel, dass in der Nähe bald ein Stadion geplant wird. Man habe durch die zweite Lesung im Stadtrat und die Befragung von Kommissionen und Arbeitsgruppen kritische Stimmen eliminieren können, deshalb stehe nun ein positives Resultat zu Buche, so der Stadtpräsident. Dass kurz vor der Abstimmung kritische Stimmen zur Standortwahl entflammten und unter anderem Beat Sterchi kritisierte, dass an diesem Standort aufgrund der Grundwasserschutzzone kein Stadion entstehen könne, nimmt Müller indes ernst. «Wir werden zuerst abklären, ob der Stadionbau möglich ist. Meiner Meinung nach stellt sich für den Kanton generell die Frage, was er hier entwickeln möchte.» Vor Ort befinde sich eine Altlastendeponie, die man sanieren müsste, aus-serdem würden bereits mehrere Gebäude auf der Grundwasserschutzzone stehen. Auf die Frage von Markus Meyer, wann der Spatenstich geplant sei, wollte Müller zwar noch nicht antworten. Beispielsweise habe aber die Gemeinde Visp (VS) bewiesen, dass der Stadionbau innerhalb von wenigen Jahren – sogar im Dorfzentrum – möglich ist. Und: Dass das Volk mit 2967 zu 972 Stimmen Ja sagte, unterstreicht den Wunsch nach einer neuen Infrastruktur, die zeitgemäss realisiert wird.
Von Leroy Ryser