• Das hochpräzise Bearbeitungszentrum der Firma H. Reinhard AG arbeitet im Hundertstelmillimeter Bereich. · Bilder: Marion Heiniger

07.09.2021
Huttwil

Voller Erfolg beim ersten «Fürobe-Event»

Für einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können und den Firmen damit zu neuem Schwung verhelfen, war der Anstoss für den ersten «Fürobe-Event». Lanciert wurde er vom Gewerbeverein. Vier Firmen nahmen das zum Anlass, ihre Tore für die Bevölkerung zu öffnen. Bei den Rundgängen durch die Unternehmen erfuhren die zahlreichen Besucherinnen und Besucher Altbekanntes aber auch viel Neues.

 

Was kann einen schon erwarten, wenn vier in Huttwil seit Jahren gut bekannte Firmen zum Besuch einladen, gibt es etwas Neues oder erfährt man dort nur das bereits Altbekannte? Diese Fragen haben sich bestimmt einige Besucherinnen und Besucher gestellt, die sich auf den Weg zum ersten «Fürobe-Event» machten. Und es waren nicht wenige, wie Lukas Müller, Organisator des «Fürobe-Events», nach dem Anlass bekanntgab. «Nicht alle Firmen hatten eine Strichliste geführt, doch geschätzt waren es zwischen 150 und 200 Besucher», freut er sich. Der Gewerbeverein wollte mit diesem Anlass dem einheimischen Gewerbe zu neuem Schwung verhelfen. Mit der Kampagne «Ds Gwärb erläbe» wurden in einem ersten Schritt die digitalen Aktivitäten gesteigert. Doch auch physisch wollte man präsenter sein. Zu diesem Zweck öffneten beim ersten «Fürobe-Event» vier nahe beieinander liegende Firmen ihre Tore, damit Interessierte für einmal auch hinter die Kulissen schauen konnten. Der Einblick bei den Firmen Anytech Metallbau AG, H. Reinhard AG, Kibag und Nyffenegger Storenfabrik AG brachte sowohl altbekanntes als auch interessantes und neues zu Tage.

Präzision auf hohem Niveau
Bei dem von aussen eher unscheinbar wirkendem Gebäude der H. Reinhard AG an der Brückenstrasse steht Präzision an oberster Stelle. Mit gesamthaft 16 Mitarbeiter stellt sie hauptsächlich mechanisch gefertigte Präzisionsbauteile her und arbeitet beim Drehen, Bohren, Schleifen, Fräsen und Schweissen auf einem sehr hohen Niveau im Hundertstel Bereich oder mehr. Als Auftragsfertigerin gehören zur H. Reinhard AG Kunden von Maschinen- und Werkzeugbau, Flugzeugindustrie und Hersteller von Laborgeräten. Beim Rundgang durch die prozessoptimierte Firma fällt vor allem eine Maschine sofort auf. Es ist die neuste Errungenschaft, wie Geschäftsführer Roger Jutzeler erklärt. Die 60 Tonnen schwere DMC 160 steht auf einer schwimmenden Platte, sodass sich keine Schwingungen auf das Bearbeitungszentrum übertragen können. Die Präzision der hier verarbeiteten grossen Stücke, welche in einem Arbeitsgang gefräst, gedreht und geschliffen werden können, liegen im halben Hundertstelmillimeterbereich. Um diese Präzision erreichen zu können, wird die Maschine auf konstante 24 Grad temperiert.

Fokus Balkonbau
Der Fokus, der im Jahr 1995 in Huttwil gegründeten Anytech Metallbau AG liegt auf dem Balkonbau, welches den Neubau wie auch Sanierungen beinhaltet. Balkone aus Stahl sind ein Vielfaches leichter als Betonbalkone und schwingungsärmer als Balkone aus Aluminium, erklärte Produktionsleiter Mauro Canova den Besuchern bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten. Die Verona-Balkone werden bei einem clever ausgetüftelten Bausatz-Prinzip mit integrierter Entwässerung in Huttwil hergestellt und als Ganzes geliefert. Zu den weiteren Standbeinen der Anytech Metallbau AG gehören Geländer, Haus-Vordächer, Treppen, Fassaden, Schiebefenster und Wintergärten. Erstaunlich ist es, dass in der doch eher überschaubaren Firma bis zu 20 Balkone pro Tag fixfertig montiert werden können.

Automation und Handarbeit
Etwas grösser an der Zahl werden Storen bei der Nyffenegger Storenfabrik AG hergestellt. Wie viele pro Tag hergestellt werden, wisse er zwar nicht, sagte Adrian Stämpfli, zuständig für den Verkauf während der Führung durch die Firma, doch im Jahr würden rund 20 000 Storen die Fabrik in Huttwil verlassen. Die Firma Nyffenegger Storenfabrik AG wurde 1980 gegründet und ist heute ein führendes Unternehmen im schweizerischen Sonnen- und Wetterschutzmarkt. Die Aluminiumlamellen der Storen werden vollautomatisch geformt und gefalzt, die Führungsbolzen montiert und Löcher gestanzt, zugeschnitten und mit Bändern verbunden. Hingegen ohne Automation kommt die Endmontage aus, wo die Lamellen mit der Mechanik zusammengebaut werden. Das Unternehmen umfasst 80 Mitarbeitende.

Highlight 3D-Bagger
Obwohl bei allen Firmen ein Apéro offeriert wurde, war für die meisten Besucher das Bauunternehmen Kibag die letzte Station des «Fürobe-Events», denn hier erhielt man kostenlos eine Bratwurst und ein Getränk, sofern man alle vier Firmen besucht und jeweils das Firmenlogo, welches auf einem Plakat angebracht war, fotografiert hatte. Bei der Kibag war ein 3D- Bagger die grosse Attraktion. Das grosse Unternehmen beschäftigt schweizweit rund 1800 Mitarbeitende, 30 davon in Huttwil. «Das Besondere an diesem 3D-Bagger ist, dass der Baumaschinenführer im Bagger sieht, wo er sich gerade befindet», erklärt Geschäftsführer, Marc Kohler. Durch einen digitalen 3D-Bauplan im Inneren des Baggers kann der Bagger das entsprechende Objekt ohne Absteckung und Hilfe eines weiteren Mannes (oder Frau) bauen. Dieses Highlight war nicht nur, aber besonders bei den Kindern sehr beliebt.

Von Marion Heiniger