Von der Schulbank in die Berufswelt
150 Siebt- und Achtklässler schnupperten am Donnerstag Berufsluft. Ausgerüstet mit einem individuellen Stundenplan lernten sie an diesem Tag vier verschiedene Ausbildungen kennen. Eine ausgeklügelte Organisation und viele freiwillige Eltern machten es möglich.
Zell / Luthern · Coiffeur, Automobilfachmann, Koch und Polizist. Diese vier Berufe möchte der 14-jährige Dion Alusi heute kennenlernen. Er ist einer von 150 Oberstufenschülern aus Altbüron, Grossdietwil, Fischbach, Zell, Ufhusen, Gettnau und Luthern, die am diesjährigen Lehrstellenparcours teilnehmen. Das Gemeinschaftsprojekt der Schulen Zell und Luthern und des Gewerbes Hinterland findet bereits zum vierten Mal statt.
Später vielleicht Polizist
Dion Alusi wohnt in Altbüron und besucht die erste Oberstufe. Welchen Beruf er dereinst erlernen möchte, weiss er noch nicht genau. «Vielleicht Polizist», sagt er. Heute hat er Gelegenheit, dem Polizeiposten Zell einen Besuch abzustatten.
Zuhören und ausprobieren
Postenchef Roman Arnold führt die Kleingruppe durch die Räumlichkeiten, zeigt den Jugendlichen seine Pistole und die schusssichere Weste. Und er erklärt, weshalb man Polizist erst als Zweitberuf lernen kann. Nach einer Stunde weiss Dion Alusi, dass ein einwandfreier Leumund Voraussetzung für eine Polizeikarriere ist und Kommunikation das wichtigste Arbeitsmittel des Polizisten ist.
Vom Polizeiposten geht’s in die Küche. Eine freiwillige Helferin chauffiert Dion Alusi und fünf weitere interessierte Jugendliche ins Begegnungszentrum St. Ulrich Luthern, wo sie den Beruf Koch/Köchin kennenlernen. Küchenchef Reto Meier nimmt die Gruppe in Empfang, zeigt ihnen die Küche und erklärt die verschiedenen Ausbildungswege.
Unter Anleitung des Lehrlingsverantwortlichen Iwan Kurmann dürfen die Schülerinnen und Schüler anschlies-send aus Gemüse «Macédoine» (Würfelchen) oder «Julienne» (Streifchen) schneiden.
Dritte Station auf Dion Alusis individuellem Tagesplan ist das Coiffeurgeschäft Bösiger in Altbüron. Auf diesen Besuch freut sich der 14-Jährige besonders. «Ein Onkel von mir ist Coiffeur. Vielleicht wäre das auch etwas für mich», sagt er. Geschäftsführerin Martina Bösiger erklärt unter anderem, welche Arbeiten man im ersten Lehrjahr ausführt. Und auch hier dürfen die Schülerinnen und Schüler selber Hand anlegen.
Viel gelernt
Martina Bösigers Mutter hat sich extra einen Tag Zeit genommen und stellt sich jeder Schülerin und jedem Schüler als Modell zum Haare waschen zur Verfügung. «Das war etwas ungewohnt und gar nicht so einfach», sagt Dion Alusi nach dem Besuch. «Aber sonst hat mir dieser Beruf super gefallen.»
Schliesslich lernt Dion noch den Beruf des Automobilfachmanns kennen. André Müller von der Talbach Garage in Zell führt die Kleingruppe durch seinen Betrieb. Er erklärt den Jungs, dass sie nach einer allfälligen Schnupperwoche einen Eignungstest im Ausbildungszentrum Horw absolvieren müssten, weil mit Mechatroniker, Automobilfachmann EFZ oder -assistent EBA drei verschiedene Ausbildungsniveaus angeboten werden. Gemeinsam wird anschliessend ein Auto-Wintercheck durchgeführt.
«Das war ein super Tag», so Dion Alusis Fazit nach dem Lehrstellenparcours. In allen vier Betrieben habe es ihm gefallen und er habe viel gelernt. Momentan begeistere ihn der Beruf des Coiffeurs am meisten. «Doch ich habe ja noch etwas Zeit für die Berufswahl», so der Siebtklässler.
Zufrieden sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch das Projektteam. Trotz komplexer Organisation sei der Tag reibungslos über die Bühne gegangen, sagt Projektleiter Markus Bettler vom Gewerbe Hinterland. Besonders gefreut hat ihn, dass dieses Mal 16 Jugendliche aus Gettnau teilgenommen haben, welche die Oberstufe in Willisau besuchen. Für sie ist die Teilnehme freiwillig. Im Projektteam des Lehrstellenparcours hat auch der neue Zeller Schulleiter Jürg Huber mitgearbeitet. Er windet den teilnehmenden Firmen ein Kränzchen dafür, «dass sie nicht nur den Betrieb oder die Ausbildungswege vorgestellt haben, sondern dass die Schülerinnen und Schüler auch selber etwas ausprobieren durften.»
Gefreut hätten ihn zudem die vielen Eltern aus Luthern, welche sich als freiwillige Chauffeure zur Verfügung gestellt hätten. «Dieses Engagement ist toll und absolut nicht selbstverständlich.» Der nächste Lehrstellen-parcours findet voraussichtlich in zwei Jahren statt.
Von Astrid Bossert