Von falschen Polizisten und Schockanrufen
Der Verein Haslibrunnen bietet ein vielfältiges Jahresprogramm mit geselligen Events, aber auch Vorträgen zu diversen aktuellen Themen an. Kürzlich zu Gast war Andreas Eggimann, Präventionsmitarbeiter der Kantonspolizei Bern. Sein Thema «Sicherheit im Alltag» bewegt aktuell viele Seniorinnen und Senioren. So informierten sich rund achtzig Personen, vorwiegend Frauen, wie man sich schützt, um nicht Opfer von Betrügern und Dieben zu werden.
Andreas Eggimann ist sofort als Mitglied der Kantonspolizei Bern erkenntlich. Er trägt alles, was einen Polizisten ausmacht. Früher war er Streifenpolizist, heute berät er als Präventionsmitglied der Kapo Bern Private, Schulen und Asylzentren in Sachen Sicherheit und hält Vorträge zu relevanten Themen. Im Kompetenzzentrum für das Alter Haslibrunnen setzt er bei seinem spannenden Referat auf Themen, die derzeit alte Menschen beschäftigen: Trickdiebstähle im Alltag, der bekannte Enkel-Trick, falsche Polizisten und Schock-Anrufe. Aber auch Einbrüche und betrügerische Anrufe und E-Mails sind das Thema. Die 65-jährige Marianne Meyer aus Langenthal hat sich für den Besuch des Anlasses entschieden, weil sie schon viel über den Betrug an älteren Leuten gehört hat, die oft aus Gutmütigkeit zum Opfer werden. Sie selbst hat schon seltsame Anrufe aus Spanien angeblich von «microsoft» erhalten, die ihr verdächtig erschienen. Sie möchte, dass sie gegen Enkeltrick und Schock-Anrufe gewappnet ist. Verena Stöckli gehört dem Besuchsdienst des Haslibrunnen an. Schaden könne es nicht, sich zu informieren, meint die 78-Jährige. Aber sie sei noch nie mit einem solchen Problem konfrontiert worden. Der 94-jährige Samuel Geiser kommt oft an den Stammtisch im Haslibrunnen. «Das ist ein brennendes Thema», meint er, «aber ich verstehe nicht, wie man so ‹hirnblöd› sein kann, auf solche Anrufe einzugehen.» Er lebt als Witwer alleine und freut sich, Neues kennen zu lernen und neuen Menschen zu begegnen. Wie schützt man sich vor einem Trickdiebstahl? Was verhindert einen Einbruch?
Anhand von zwei Beispielen erklärt Andreas Eggimann eindrücklich und mit Bild, wie leicht es Diebe haben, unbemerkt an das Portemonnaie zu kommen. Ein Mann trägt – wie so manch anderer – sein Portemonnaie in der Gesässtasche. Und weg ist es, als er sich auf seinen Einkauf an der Theke konzentriert. Eine Frau stellt ihre Handtasche auf ein Bänkchen, um sich in einem Geschäft die Ware anzusehen. Fort ist sie, als sie zurückkommt. Dabei ist dies ganz einfach zu verhindern, wie Eggimann ausführt: Das Portemonnaie wenn möglich in der Innentasche einer Jacke tragen und die Tasche nie unbeaufsichtigt irgendwo hinstellen. Bei offenen Handtaschen ist es gerade für die geschickten Trickdiebe ein Leichtes, an das Portemonnaie zu kommen, wenn die Besitzerin gerade mit etwas anderem beschäftigt ist. Immer soll man den Reissverschluss schliessen und die Tasche so tragen, dass er nicht zugänglich ist. Was übrigens auch für den Rucksack gilt. Nebst den Empfehlungen, die Fenster nicht offen stehen zu lassen und die Eingangstür zu verschliessen, wenn man zum Beispiel im Garten arbeitet, empfiehlt Andreas Eggimann zur Einbruchs-Prävention Aufmerksamkeit. Treibt sich eine fremde Person ständig im Quartier herum, beobachtet man immer wieder dasselbe Auto, das nicht einem Anwohner gehört, dann sei es angebracht, die Polizei zu informieren, am besten über die Nummer 112. Oft sei eine Streife nicht weit entfernt und könne innert Kürze vor Ort sein. «Scheuen Sie sich nicht, die Polizei anzurufen, wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt», rät er. Man brauche sich nicht zu schämen, wenn man einmal falsch liege. Besser handeln, als zu lange zu warten. Übrigens würden Einbrüche meist zwischen 16 und 20 Uhr erfolgen. Bei Ferienabwesenheit soll der Briefkasten etwa durch einen Nachbarn täglich geleert werden. Auf die Frage, ob man die Rollläden herunterlassen soll, meint er, nur teilweise, damit das Haus bewohnt erscheint. Die Kantonspolizei Bern bietet übrigens kostenlos eine Sicherheitsberatung gegen Einbruch an.
Enkeltrick, Schock-Anruf und falsche Polizisten
Betrüger haben es laut Andreas Eggimann vor allem auf ältere Menschen abgesehen. Im Telefonbuch suchen sie sich jene Abonnenten und Abonnentinnen aus, die einen heute nicht mehr gebräuchlichen Namen haben. So stehen die Namen Elisabeth, Maria und Ursula an der Spitze der Opfer. Bei den Männern sind es Hans, Walter und Kurt. Die Betrüger haben meist grosse Erfahrung mit Menschen und wissen genau, wie man mit ihnen umgehen muss, um zum Ziel zu kommen. Zum Beispiel: Der Enkel, der keiner ist, aber von der Oma als solcher wahrgenommen wird, ist in Geldnot. Die Oma hat ein gutes Herz und will ihm helfen. Oder: Eine aufgeregte Stimme erklärt am Telefon, dass die Tochter verunfallt ist und für den Spitalaufenthalt eine Kaution von 20 000 Franken hinterlegen muss. Der ältere Mann ist völlig verzweifelt. Was tun? Sich Rat holen, empfiehlt Andreas Eggimann, bei einer vertrauten Person oder bei der Polizei. Er weist zudem darauf hin, dass allein durch Schock-Anrufe im Jahr 2023 1,5 Millionen Franken ergaunert wurden. Wenn die Polizei vor der Tür steht, verheisst dies meist nichts Gutes. Aber man öffnet den Respektspersonen und glaubt dem, was sie berichten, nämlich dass es Gauner auf das Geld im Haus abgesehen hätten und es daher am besten sei, den Polizisten dieses zur sicheren Aufbewahrung auszuhändigen. In der Aufregung geht dabei leicht vergessen, dass man erstens den Ausweis verlangen sollte – der aber gefälscht sein kann – und zweitens, dass die Polizei nie Geld verlangen würde. Am Schluss des Referats, das immer wieder Raum für Fragen bietet, kommt Eggimann auf Probleme mit anderen Telefon- und Internetbetrügern zu sprechen. Er warnt davor, auf seltsame Telefonanrufe einzugehen. Entweder nehme man das Telefon bei unbekannter Nummer gar nicht ab oder man lege auf, wenn am anderen Ende der Leitung zwei Sekunden Stille sei. E-Mails mit Absendern, die nicht klar ersichtlich sind und Links aufweisen, die man anklicken soll, soll man ungeöffnet löschen. Etwas unheimlich sind die Zukunftsperspektiven: Andreas Eggimann weist darauf hin, dass eines Tages Betrüger mit Künstlicher Intelligenz Stimmen so echt nachahmen können, dass für den Angerufenen kein Zweifel mehr besteht, dass der Enkel oder die Tochter am Telefon und in Not sind. Mit der Empfehlung, sich immer an die Polizei zu wenden, wenn man Opfer eines Betrugs wurde, beschliesst Andreas Eggimann seinen Vortrag. «Es ist zwar nicht einfach, dazu stehen zu müssen, dass man betrogen wurde, aber eine Meldung hilft auch der Prävention vor Gaunereien und Betrug.»
Von Prisca Rotzler Köhli