Von Lichtblicken und Tiefschlägen
Lichtblicke und Tiefschläge prägten den Frühlingsanlass des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) bei der DUAP AG in Herzogenbuchsee. Für Präsidentin Béatrice Lüthi (Lüthi Aufzüge Lindenholz) bedeutete das Nein des Stimmvolkes zur Unternehmenssteuerreform III einen herben Tiefschlag, dafür sei der Gewinn des Unternehmerpreises des Swiss Venture Club Espace Mittelland für die Heiniger AG aus Herzogenbuchsee ein schöner Lichtblick gewesen.
Oberaargau · Einmal mehr durften die Verantwortlichen des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) beim traditionellen Frühlingsanlass über 100 Teilnehmer begrüssen, die sich in Herzogenbuchsee bei der DUAP AG einfanden. Mit gemischten Gefühlen trat WVO-Präsidentin Béatrice Lüthi vor die Mitglieder. Die Unternehmerin sprach davon, dass man bewegte Zeiten hinter sich habe, die von Tiefschlägen, aber auch von Lichtblicken geprägt gewesen sei. Die vom Stimmvolk abgelehnte Unternehmenssteuerreform III stuft Lüthi als wirtschaftlichen Tiefschlag ein. «Der WVO-Vorstand hat sich zwar für die Vorlage eingesetzt, aber wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass dermassen komplizierte Vorlagen, bei denen niemand mit Sicherheit weiss, welche Auswirkungen sie haben werden, beim Volk keine Chance haben.»
Lüthi befürchtet Scherbenhaufen
Lüthi vermutet, dass bei diesem Vorhaben das «Fuder» überladen wurde und deshalb müsse die Politik hier noch einmal über die Bücher. «Wenn die Gegner nun eine bessere Vorlage präsentieren, wie sie das im Abstimmungskampf mehrfach grossspurig versprochen haben, dann kann uns das nur recht sein», blickt Lüthi dem kommenden «Seilziehen» um eine neue Unternehmenssteuerreform gelassen entgegen. Mit Besorgnis blickte sie auf die laufende Debatte über die Sozialversicherungs-Reform. Sie bedauerte, dass der Ständerat auch hier das «Fuder» offenbar überladen will, mit einer teuren Lösung, die gemäss Lüthi die AHV langfristig wieder in Schieflage bringen werde. Dagegen habe der Nationalrat ein Modell vorgeschlagen, das speziell für KMUs Vorteile bringe. «Die Streichung des Koordinationsabzuges im BVG würde den schon lange gewünschten Abbau der Bürokratie bewirken und zugleich für Teilzeit-Angestellte – und damit vor allem für Frauen – endlich eine Verbesserung in der zweiten Säule bringen», betonte Béatrice Lüthi. Die WVO-Präsidentin glaubt, wenn der Vorschlag der Einigungskonferenz mit den 70 Franken mehr AHV-Rente vom Parlament akzeptiert werde, die Gefahr gross sei, dass die Stimmbürger die Reform an der Urne zu Fall bringe werden und man anschliessend auch hier vor einem Scherbenhaufen stehe. Die Ablehnung von «AHVplus» sowie neueste Umfragen würden zeigen, wie kritisch das Volk einem AHV-Ausbau gegenüberstehe, der ausschliesslich Neurentner – unabhängig von ihren finanziellen Verhältnissen – begünstigen würde.
Daneben höre und lese man fast Tag und Nacht Berichte über Machthaber von West bis Ost, die vor allem sich selber zelebrieren würden und dabei Streit und Krieg in Kauf nehmen würden, um ihre Macht zu zementieren. «Lügen, bespitzeln und manipulieren gehört mittlerweile zur Tagesordnung»“, sagte sie. Zum Glück gebe es in den Nachrichten hin und wieder auch einige Lichtblicke wie jener über die Firma Heiniger AG aus Herzogenbuchsee, die jüngst den Unternehmerpreis des Swiss Venture Club Espace Mittelland gewonnen habe. Das Unternehmen ist Weltmarktführer in der Herstellung von Scheren für die
Tierschur. Für Lüthi ein klares Zeichen dafür, «dass es nicht entscheidend ist, wo man etwas produziert, sondern was man macht ist massgebend.»
Überzeugungsarbeit leisten
Das wohl wichtigste Thema, das den Oberaargau aktuell beschäftige, sei die bevorstehende Abstimmung über die Verkehrssanierung Aarwangen vom 21. Mai. Nachdem das Referendum gegen den Planungskredit zustande gekommen sei, gelte es nun, in den nächsten Wochen viel Überzeugungsarbeit im restlichen Kanton zu leisten, damit die lang ersehnte Verkehrssanierung Tatsache werde. Bernhard Meyer (Langenthal), ehemaliger WVO-Präsident und aktiv im «Ja-Komitee Verkehrssanierung Aarwangen» engagiert, erläuterte die wichtigsten Argumente, die für das Projekt sprechen, und forderte alle WVO-Mitglieder auf, sich aktiv am Abstimmungskampf zu beteiligen und in ihrem Umfeld für das Vorhaben zu werben.
Interessanter Besuch der DUAP
Begonnen hatte der WVO-Frühlingsanlass mit einem Rundgang durch die Produktionshallen der DUAP AG. Geschäftsführer Erich Vogt wies darauf hin, dass Unabhängigkeit, Kontinuität und Flexibilität die Geschichte der 1943 gegründeten DUAP bestimmen würden. Das Familienunternehmen entwickelt und produziert am Standort in Herzogenbuchsee Einspritzsysteme und Komponenten für Verbrennungsmotoren aller Leistungsklassen. Die Systeme werden auf Haupt- und Hilfsmotoren bei Hochseeschiffen, bei Stationärkraftwerken und bei Anwendungen in der Traktion eingesetzt. In Herzogenbuchsee beschäftigt die DUAP AG rund 135 Mitarbeitende, davon 22 Lernende.
Infos: www.wvo-oberaargau.ch
Von Walter Ryser