Vor 120 Jahren gingen in Huttwil die elektrischen Lichter an
Man glaubt es kaum: Erst vor 120 Jahren wurde in Huttwil eine Trafostation für die Verteilung des elektrischen Stroms eingerichtet! Mit der Einführung des elektrischen Lichts in den Haushaltungen hat die Wohnqualität bei der Bevölkerung um ein Mehrfaches zugenommen.
Huttwil · Ein «verträumter» Blick zurück, wie es vor 120 Jahren in Huttwil ausgesehen haben mag. In der Landschaft gab es noch keine Stromleitungen, in den Haushaltungen noch keine Lichtschalter und Glühbirnen. Die Menschen gingen kurz nach dem Sonnenuntergang ins Bett und standen am anderen Morgen kurz nach Sonnenaufgang wieder auf. Die Sonne beherrschte ihren Lebenszyklus. So konnten die meisten nur bei Tageslicht arbeiten, Freunde treffen und vieles mehr.
Viele hatten Angst, nachts aus dem Haus zu gehen, wenn nicht der Mond die Nacht erhellte und es absolut finster war. Quellen von damals berichten, dass Hausbewohner in den Nächten im Schlafzimmer Kommoden hinter die Tür gestellt haben sollen, weil man die Türen im Haus nicht abschliessen konnte.
Talglichter, Kerzen und Petrollampen
Mit dem Aufkommen der Kerzen verwandelten sich die Nächte in den Häusern von dunkeln zu aufgehellten Räumen. Ganz unterschiedliche Lichtquellen spendeten damals Licht: Talglichter etwa wurden aus dem Fett geschlachteter Tiere hergestellt, Leinöl wurde in den gebräuchlichen Lampen verwendet, Bienenwachs-Kerzen warfen ein beständigeres Licht, waren allerdings auch viermal so teuer. Zudem waren sie auch eine gefährliche Brandquelle die jedes Jahr vielen Menschen das Leben kostete. Die hellste Lichtquelle waren später die Petroleum- lampen, diese konnte man überall hinstellen, wo Licht gebraucht wurde.
Dampfmaschinen, Dieselmotoren und Wasserkraft
Doch wie wurde damals gekocht, wenn es noch keine Elektroherde gab? Sicher war das Essen zu dieser Zeit noch nicht so vielfältig wie heute. Das tägliche Essen wurde natürlich noch auf den Holzherden zubereitet, damit konnte man gleichzeitig auch die Räume etwas aufheizen. Zu dieser Zeit gab es in Huttwil auch noch kein Radio mit aktuellen Wetterberichten, so musste man sich täglich auf das vorhandene Wetter einstellen. Immerhin gab es aber schon Dampfmaschinen und vor allem die Wasserkraft, wenn es darum ging, Räder und Maschinen in Bewegung zu setzen.
Huttwil geht 1901 ein Licht auf
Am 10. April 1901 hatte Huttwil mit dem Elektrizitätswerk Wynau einen Vertrag abgeschlossen, am 29. Juni im gleichen Jahr hat die Gemeindeversammlung in Huttwil diesem Vertrag zugestimmt. Ein halbes Jahr später, anfangs Dezember, hatte Huttwil bereits eine Trafostation für die Verteilung des elektrischen Stroms eingerichtet. Zuerst wurde 1901 das Städtli mit Strom versorgt, danach folgten Uech, Fiechten, Gommen, Tschäppel, Nyffenegg, Weierhaus, Schwarzenbach und Nyffel. Zuerst gehörte dieses Unternehmen einer Aktiengesellschaft, ging dann aber 1903 an die Gemeinde über. 1911 waren es bereits 200 Abonnenten in der Gemeinde und es wurden 40 000 Franken Gebühren einkassiert. Neben dem elektrischen Licht wurde viel Strom konsumiert für die motorische Kraft der aufkommenden neuen Technik.
Strassenlampenanzünder
Der Polizeidiener Johann Meyer vom Thomasboden war der erste und der letzte Strassenlampenanzünder in Huttwil. Er musste am Abend beim Eindunkeln das öffentliche Licht auf dem Tableau-Schalter im Stadthaus einschalten und am anderen Morgen beim Aufhellen wieder ausschalten. Dies dauerte solange, bis diese Arbeit automatisiert werden konnte mit einem Dämmerungsfühler und einem automatischen Ein- und Ausschalter.
Huttwiler Spezialstecker
Am 1. Juli 1929 hat die Einwohnergemeinde Huttwil eine neue Elektrizitätsverordnung erstellt, in der sämtliche Tarife für die Abgabe elektrischer Energie geregelt waren. Die Verordnung umfasste 15 Seiten, sie beinhaltete: I. Stromabgabe für die Beleuchtung / A. Pauschaltarif / B. Zählertarif / II. Stromabgabe für motorische Kraft / III. Stromabgabe zu Koch- und Heizzwecken / IV. Tarife für Hilfsapparate / V. Allgemeines / VI. Zählermiete.
In den Schluss- und Übergangsbestimmungen von damals ist zu lesen: 4.: In Anlagen mit verschiedenen Tarifarten und Tarifansätzen für Licht-, Wärme- und Kraftstrom ist für die transportablen Apparate bis 10 Am-père ausschliesslich der Spezialstecker der Elektrizitätsversorgung Huttwil zu verwenden. Diese Stecker werden zu reduziertem Preis abgegeben, doch wird jegliches Kontrollrecht über diese vorbehalten. 5.: Zur Verhütung irgendwelchen missbräuchlichen Stromentzuges ist die Elektrizitätskommission befugt, in bestimmten Fällen geeignete Vorkehrungen zu treffen. Die strafrechtliche Verfolgung bei vorsätzlichen Verstössen gegen die normalen Abonnementsbedingungen wird auf Grund von Artikel 58 des Bundesgesetzes über die elektrischen Anlagen ausdrücklich vorbehalten.
Huttwil, den 29. April 1929.
Wer ist heute für die Elektrizitätsversorgung von Huttwil verantwortlich?
An der Urnenabstimmung vom 14. April 2002 haben die Stimmberechtigten der Einwohnergemeinde Huttwil die Umwandlung der Elektrizitätsversorgung Huttwil in eine Aktiengesellschaft beschlossen. Am 16. Oktober 2002 ist die neue Unternehmung unter dem Namen «Industrielle Betriebe Huttwil AG» gegründet worden.
Am 1. Januar 2003 hat diese Gesellschaft den Betrieb aufgenommen. Das Netz und der Betrieb der Elektrizitätsversorgung und der Kabelanlage für Kommunikation sind auf diesen Zeitpunkt in den Besitz der IBH AG übergegangen. Die IBH AG übernimmt damit einen öffentlichen Versorgungsauftrag für Huttwil.
Wer hat eigentlich die Glühlampe erfunden?
Die Erfindung der ersten Lichtquelle liegt schon einige Zeit zurück. Bereits im Jahr 1854 hat der Kaufmann Heinrich Göbel aus Springe (bei Hannover) die erste Glühlampe vorgeführt. Doch zum Durchbruch hat sie Thomas Alva Edison (im Bild) gebracht, der 1881 die elektrische Glühlampe auf der Weltausstellung in Paris vorgestellt und sie einem breiten Publikum zugänglich gemacht hatte. Edison hat in den USA die Firma General Elektric gegründet, über die er seine Erfindung vermarktet hat.
Von Beat Lanz