Vor 40 Jahren brannte das Hotel Mohren
Vor 40 Jahren, am 1. Mai 1982, konnte der vierte grössere Städtlibrand von Huttwil dank dem grossen Einsatz der Feuerwehren
verhindert werden! Von der Feuerwehr Huttwil waren 131 Mann im Einsatz, von der Feuerwehr Langenthal 19 Mann, von der
Feuerwehr Rohrbach 59 Mann sowie je 12 Mann vom Militär LsBat 2 und dem Zivilschutz Huttwil.
In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai war im Hotel Mohren Freinacht. Eine Angestellte verliess um 7.30 Uhr ihr Zimmer im zweiten Stock und ging zur Arbeit ins Parterre. Laut Brandermittlung liess sie eine brennende Zigarette liegen, welche den Brand auslöste.
Nachträgliche Aussagen verschiedener Bewohner nördlich vom Städtli ergaben, dass bereits um 8.15 Uhr Feuer zum Fenster dieses Angestelltenzimmers sowie zum Dach hinausloderte. Alle dachten, die Feuerwehr sei sicher schon im Einsatz! Um 8.20 Uhr erschien der Kochlehrling zur Arbeit. Er zog sich in seinem Zimmer im zweiten Stock um. Beim Vorbeigehen stellte er Feuer unter der Tür fest. Er öffnete diese und versuchte, mit einem Handfeuerlöscher das Feuer zu löschen, ohne Erfolg. Er rannte in den ersten Stock und orientierte die Wirtefamilie. Anschliessend weckte er im zweiten Stock die vier schlafenden Angestellten. Ein Zurück gab es nicht mehr, Feuer und Rauch versperrten allen fünf den einzigen Ausgang.
Um 8.28 Uhr erfolgte schliesslich die offizielle Brandmeldung durch H.P. Kupferschmid vom Mühlenweg. Ab 8.30 Uhr erfolgte dann die Alarmierung der gesamten Feuerwehr mit der eigenen Alarmanlage (13 Gruppen zu 10 Mann). Kommandant Samuel Lanz fand um 8.35 Uhr beim Eintreffen von ihm und dem TLF folgende Situation auf dem Brandplatz vor: Fünf Angestellte hängen an den Fensterläden im zweiten Stock des Hotels. Das Treppenhaus war wegen Rauch unpassierbar. Er erkannte sofort, dass die Rettung der fünf Personen zwingend über zwei Handschiebeleitern erfolgen musste. Der Dachstock auf der Nordseite stand zu diesem Zeitpunkt bereits zu drei Vierteln in Vollbrand. Es herrschte ein mässiger Westwind und somit eine akute Übergriffgefahr des Feuers auf das Kirchge-meindehaus, den Saalbau sowie auf das in der Windrichtung liegende Modehaus Niederhauser.
Einsatzbefehl 8.40 Uhr
Kommandant Samuel Lanz erteilte um 8.40 Uhr unverzüglich den Einsatzbefehl, die fünf Personen im zweiten Stock mittels Handschiebeleitern zu retten und das Hotel mit Atemschutz nach weiteren Angestellten und Gästen abzusuchen. Zudem wurde die Autodrehleiter von Langenthal sowie die Nachbarschaftshilfe aus Rohrbach und das Krankenauto angefordert. Altkommandant K. Gränicher wird als Abschnittskommandant Nord eingesetzt.
Bei der Brandbekämpfung wurde versucht, das Kirchgemeindehaus zu halten und in den Estrich vom Modehaus Niederhauser vorzustossen. Auf dem Flachdach Leuenberger wurden Wasserwerfer platziert. Dennoch griff das Feuer um 8.45 Uhr auf das Modehaus Niederhauser über. Inzwischen brannte der Dachstock vom Hotel Mohren fast vollständig aus. Es wurde beschlossen, den Dachstock Nieder-hauser wieder zu räumen. Die Mittel reichten nicht aus, so dass der Dachstock wegen der grossen Hitze explosionsartig in Vollbrand geriet. Die Wehrmänner zogen sich in der Folge um 8.50 Uhr zurück und konzentrierten sich darauf, die Kirche zu schützen. Um 8.55 Uhr traf die Feuerwehr Rohrbach ein und um 9.05 Uhr folgte die Feuerwehr Langenthal mit der ADL. Diese wurde sofort mit dem Wasserwerfer zwischen der Kirche und dem Modehaus eingesetzt.
Mit vereinten Kräften und mittels zwei Wasserwerfern gelang es, den Übertritt der Flammen zur Kirche zu verhindern. Um 9.15 Uhr hatte man schliesslich das Feuer unter Kontrolle. Somit konnten Wehrmänner mit Atemschutz in den zweiten Stock beider Gebäude eindringen und auch die einzelnen Stockbrände bekämpfen. Um 10.30 Uhr war das Feuer einigermassen gelöscht und unter Kontrolle. Nach dem Rapport mit allen beteiligten Feuerwehren wurde um 11 Uhr die Mannschaft Langenthal samt ADL entlassen. Um 11.30 Uhr konnte auch die Feuerwehr Rohrbach nach Hause geschickt werden.
Abräumarbeiten dauerten zwei Tage
Nach vierstündigem hartem Branddienst mit zum Teil gefährlichen Situationen (die Atemschutzleute hatten teilweise vier Einsätze hinter sich) begann der grösste Abräumdienst, den die Feuerwehr Huttwil je ausgeführt hat. 130 Mann waren am Samstag bis 21 Uhr und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr im Einsatz, unterstützt von fünf Lastwagen, diversen Baumaschinen und Förderbändern. Sie räumten über 650 Kubikmeter Schutt weg. Auch der Zivilschutz half mit. Er räumte das Kleiderlager vom Modehaus Niederhauser in die Turnhalle. Am Sonntag, 2. Mai, wurde der Abräumdienst um 19 Uhr beendet. Am folgenden Montag, 3. Mai, konnten um 8 Uhr die Gebäude wieder an die Besitzer übergeben werden. Für die Feuerwehrleute ging der damalige 1. Mai im wahrsten Sinne als Tag der Arbeit in die Geschichte ein!
Lehren aus diesem Grossbrand
Der etwas müde Kommandant Samuel Lanz zog folgende Lehren aus diesem Grossbrand: Es darf nicht mehr vorkommen, dass mitten im Städtli ein Haus über eine Viertelstunde brennt, ohne dass jemand die Feuerwehr alarmiert! Die Information der Bevölkerung muss über die Alarmierung erfolgen. Die Brandbelastung von mehrmals renovierten Häusern ist sehr gross! Zudem wurde festgestellt, dass der leere Estrich des Hotels Mohren in einer Viertelstunde total ausbrannte, während der Dachstock des Modeshauses wegen dem Einsatz von zwölf Rohren und zwei Wasserwerfern über zwei Stunden brannte.
Drei Grossbrände zerstörten Huttwil
Huttwils Geschichte zeigt, dass das Städtchen schon drei Mal durch grosse Brände gänzlich zerstört wurde. In der Palmwoche vor Ostern 1340 kamen die Berner nach dem Laupenkrieg nach Huttwil und steckten das befestigte Städtchen in Brand.
1537, am Neujahrstag, kam es zum zweiten Städtlibrand. Eine Sage erzählt, dass an diesem Tag eine Frau Namens Grethe «geküchelt» hatte und ihr dabei das Feuer entrann!
In der Nacht vom 8. auf den 9. Juni 1834 schlug ein Blitz in die Zehntscheune. Das Städtli wurde ein Raub der Flammen.
Das Hotel Mohren und das Niederhauser Haus im Zentrum von Huttwil wurden nach dem dritten grossen Städtlibrand im Jahre 1834 neu aufgebaut, teils wurde der Brandschutt wieder für den Aufbau verwendet. Der ganze Innenausbau und sämtliche Böden waren aus Holz. Das Hotel beherbergte im Parterre das neu renovierte Restaurant mit Gaststube und Säli, im ersten Stock die Gästezimmer und die Wirtewohnung und im zweiten Stock acht Angestelltenzimmer sowie Wäscherei und Glätterei. Ein Fluchtweg bestand für den ersten, jedoch nicht für den zweiten Stock.
Nördlich ans Hotel ist der Mohren-Saal mit Bühne und 600 Plätzen angebaut. Dieser Saal entstand 1961/62 nach dem Brand des alten Mohren-Saals im Jahre 1959. Östlich, direkt mit dem Hotel verbunden, befindet sich das Modehaus Nieder-hauser. Im Parterre mit zwei Verkaufsräumen, im ersten Stock mit Wohnungen und Atelier und im zweiten Stock mit zwei Wohnungen und Lagerräumen. Nördlich an das Modehaus angebaut sind die Gebäude der Firma Leuenberger. Der Abstand zur Kirche beträgt an der engsten Stelle nur rund acht Meter. 1951/52 wurde das Kirchgemeindehaus westlich ans Hotel angebaut. Die Häuser sind durch eine Brandmauer getrennt.
Von Beat Lanz, 1982 Rettungsoffizier/UE