Vorfreude und Anspannung nehmen zu
Morgen Sonntag startet der offizielle Vorverkauf für das Freilichtspiel Burechrieg in Huttwil, das im kommenden Sommer, vom 9. Juli bis 8. August, auf dem Gelände des Spycher Handwerk 19-mal aufgeführt wird. Vorfreude und Anspannung steigen, wie OK-Präsident Andreas Christen im Interview mit dem «Unter-Emmentaler» bestätigt. «Es wird ein aussergewöhnliches und zugleich einmaliges Ereignis für unsere Region sein», ist Christen überzeugt, dass man sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen sollte.
Huttwil · Walter Ryser im Gespräch mit Andreas Christen, OK-Präsident Freilichtspiel Burechrieg 2020 in Huttwil
Andreas Christen, morgen beginnt der Vorverkauf für das Freilichtspiel Burechrieg in Huttwil, das vom 9. Juli bis 8. August auf dem Gelände der Spycher Handwerk AG 19-mal aufgeführt wird. Die Spannung steigt. Auch bei Ihnen?
Da ich seit Februar 2016 am Organisieren bin, ist es höchste Zeit, dass es bald einmal los geht. Denn nicht nur bei mir, sondern bei allen Verantwortlichen und Helfern «chribbelet» es schon lange. Wir haben vieles auf dem «Schlitten», weshalb ich nicht nervös bin. Ich habe in meinem Leben vieles erlebt, deshalb werde ich nicht mehr so schnell nervös.
19 Vorstellungen stehen auf dem Programm, mit durchschnittlich 500 Besuchern. Das ist eine stattliche Anzahl Zuschauer, die Sie mit diesem Freilichtspiel anlocken wollen. Wie machen Sie das?
Seit gut einem Jahr läuft die Werbung via Printmedien, am Stand des Käsemarktes sowie am Wiehnachtsmärit in Huttwil. Dazu erscheint seit letzten Sommer in dieser Zeitung eine Artikel-Serie über den Bauernkrieg und unser Freilichtspiel. Das bevorstehende Freilichtspiel ist bereits weitherum bekannt, das kann ich immer wieder feststellen, werde ich doch oft darauf angesprochen. Natürlich hoffen wir, dass mit Beginn des Vorverkaufs ein Run auf die Tickets stattfinden wird.
Sie haben sich als OK-Präsident zur Verfügung gestellt. Was hat Sie dazu bewogen, bei diesem Projekt mitzumachen und was reizt Sie an Ihrer Aufgabe?
Ich bin seit 2014 pensioniert und weil ich gerne etwas organisiere (egal was), reizte mich diese Aufgabe sehr. Auch arbeite ich gerne mit Menschen zusammen. Seit 2011 bin ich Mitglied von ProRegio Huttwil. Als die Idee aufkam, ein Freilichtspiel zu inszenieren, war ich sofort überzeugt davon, dass dies ein tolles und überaus werbewirksames Projekt für unsere Region ist. Deshalb habe ich von Anfang an meine Unterstützung für dieses Projekt zugesichert.
Haben Sie eine Schauspieler- oder Theatervergangenheit?
Nein, überhaupt nicht, ich habe nur einmal, in der neunten Klasse, in einem Theater mitgewirkt. Trotzdem verfüge ich über reichlich Bühnenerfahrung. Seit 1962 war und bin ich in verschiedenen Formationen und Musikgesellschaften mit meiner Trompete dabei. Von 1965 bis 1990 war ich mit einer Tanzmusik unterwegs, danach spielte ich während 25 Jahren in der Evergreen Big Band, und, und, und … Musik macht einfach Freude.
Haben Sie einen speziellen Bezug zur Geschichte oder zu unserer Region, in der sich 1653 viele Ereignisse des Bauernkrieges abspielten?
Da ich seit meiner Geburt nie länger als zwei Wochen von Rohrbach weg war, bin ich ein «eingefleischter» Oberaargauer. Ebenfalls hatte ich meinen Arbeitsplatz, mit einem kurzen Unterbruch, stets in Huttwil. Diese Region bedeutet für mich Heimat. Hier kennt noch jeder den andern. Natürlich ist mir auch der ehemalige Bauernführer Niklaus Leuenberger nicht gänzlich fremd. Als Kind habe ich hin und wieder Verwandte von uns in Rüderswil besucht. Dabei bin ich schon in jungen Jahren dem Leuenberger-Denkmal begegnet und damit auch seiner Geschichte.
Mit Autor Gerhard Meister, Regisseur Schang Meier, dem musikalischen Leiter Ben Jeger und Hauptdarsteller Dominik Gysin wurden mehrere Profis für das Projekt engagiert. Was gab den Ausschlag, dass man kein reines Laientheater inszenieren wollte?
Walter Rohrbach, Geschäftsführer von ProRegio Huttwil, hatte die Idee für das Schauspiel. Sein Ziel ist es, damit den Oberaargau bekannter zu machen. Er war es auch, der die Meinung vertrat, dass dieses Projekt eine etwas «grössere Kiste» sein sollte. Dafür braucht es jedoch eine gewisse Professionalität, weshalb wir Schlüsselstellen mit Profis besetzt haben. So wurde das Thema Bauernkrieg von Autor Gerhard Meister für unser Freilichtspiel komplett neu erarbeitet. Der erfahrene Theaterregisseur Schang Meier wird den Stoff mit seinen Darstellern entsprechend umsetzen. Für die Hauptrolle haben wir mit Dominik Gysin einen bekannten Profi-Schauspieler engagiert und die musikalische Leitung liegt bei Ben Jeger, einem ebenfalls ausgewiesenen Fachmann.
Können Sie uns etwas zum Stand der Vorarbeiten sagen?
Wir befinden uns im Fahrplan. Das Bühnenbild ist bekannt, die Tribüne bestellt. Natürlich muss jetzt die ganze Infrastruktur in den nächsten Wochen noch aufgebaut werden. Daneben laufen auch die Probenarbeiten seit längerer Zeit schon auf Hochtouren.
Die Darsteller müssen dieses Jahr auf Sommerferien verzichten. War es unter diesen Voraussetzungen nicht besonders schwer, genügend Laienschauspieler für das Freilichtspiel zu rekrutieren?
Doch, es war sogar sehr schwer, genügend Leute für das Schauspiel zu gewinnen. Weil kein Verein mit Theatererfahrung hinter dem Projekt steht, mussten wir sämtliche Laiendarsteller für dieses Schauspiel neu rekrutieren. Kommt dazu, dass wir auf eine gewisse Anzahl Vorstellungen angewiesen sind, um die Grundkosten decken zu können. Das bedeutet eine grosse Herausforderung für die Schauspieler, die neben ihrem Job ein happiges Pensum zu verrichten haben, nicht zuletzt während der Spielzeit im Sommer. Wir haben deshalb letzten Herbst noch einmal Schauspieler rekrutieren müssen. Dabei bekamen wir den gesellschaftlichen Wandel zu spüren, wollen sich doch heute viele Leute nicht mehr über eine bestimmte Zeitspanne hinweg verbindlich für etwas verpflichten, vor allem die jüngere Generation nicht. Jüngere Statisten wären aber nach wie vor willkommen. Sie können sich bei ProRegio Huttwil melden, wenn Sie bei unserem Freilichtspiel noch mitmachen möchten.
Aber nicht bloss die Ferien sind gestrichen, auch ein grosser Teil ihrer Freizeit müssen die Darsteller opfern. Seit wann und wie oft wird geprobt?
Seit September 2019 wird wöchentlich geprobt. Seit Januar dieses Jahres findet zudem einmal pro Monat ein Probe-Weekend statt.
Werfen wir noch einen Blick auf die Finanzen. Mit was für einem Budget sind Sie beim «Burechrieg» unterwegs und wie wird das Projekt finanziert?
Unser Budget beläuft sich auf etwas mehr als eine halbe Million Franken. Finanziert wird das Projekt hauptsächlich über drei Bereiche: Sponsoring, Eintritte und die Festwirtschaft.
Was geschieht mit einem allfälligen Gewinn, wer übernimmt ein allfälliges Defizit?
In unserem Budget ist ein minimaler Gewinn von knapp 4000 Franken enthalten. Dieser Betrag fliesst in die Kasse von ProRegio Huttwil. Der Verein würde wohl auch für ein allfälliges, moderates Defizit aufkommen. Ein anderes Szenario wollen wir uns aktuell gar nicht vorstellen, beispielsweise eine lange Schlechtwetterperiode im Sommer, während der wir mehrere Vorstellungen absagen müssten.
Im Zentrum steht jedoch das bevorstehende Freilichtspektakel. Auf was freuen Sie sich besonders?
Wie bereits gesagt, auf die Premiere und dass es endlich los geht. Natürlich würde ich mich auch darüber freuen, wenn unser Freilichtspiel 19-mal vor vollen Rängen aufgeführt würde, dann würde für mich und das ganze Team auch die Dernière am 8. August zu einem ganz besonderen Highlight.
Verraten Sie zum Schluss unseren Lesern noch, weshalb man sich das Freilichtspiel Burechrieg im Sommer in Huttwil auf keinen Fall entgehen lassen sollte …
Da wird ein Kapitel Schweizergeschichte «vorgeführt», aus der Zeit um 1653, ein Kapitel, das zweifellos auch gut zum Jahr 2020 passt. Ohne diesen Bauernkrieg wäre heute einiges anders, als es jetzt ist. Das Freilichtspiel stellt ein aussergewöhnliches und einmaliges Ereignis für unsere Region dar, das man sich einfach nicht entgehen lassen sollte.