• Volker und Chantal Beduhn (links) besprechen mit René Brogli die Pläne für den Umbau. · Bild: Marion Heiniger

30.04.2020
Emmental

Vorgezogener Umbau dank dem Lockdown

Das Romantik Hotel Bären nutzt die durch das Coronavirus bedingte Schliessung ihres Restaurants und zieht einen für das

Frühjahr 2021 geplanten Umbau vor. Einschränkungen für die wenigen Hotelgäste entstehen dabei keine. Es sind vor allem noch Pärchen, welche für eine Auszeit den Weg nach Dürrenroth finden.

Dürrenroth · Wider Erwarten ist es im Restaurant Bären in Dürrenroth nicht still, wie in diesen Tagen in so vielen Gastgewerbebetrieben. Im Gegenteil, es herrscht ein reges Treiben, obwohl nur wenige Hotelgäste beim Frühstück sitzen. «Wir sind sicherlich reduziert unterwegs», relativiert der Besitzer Volker Beduhn. Zusammen mit seiner Frau Chantal hat er das Romantik Hotel Bären vor elf Jahren von dessen Besitzer René Brogli abgelöst.
Trotz des Corona Lockdowns gibt es im Restaurant einiges zu tun. «Wir erledigen nun all diejenigen Hintergrundarbeiten, die schon lange hätten erledigt werden sollen, und es muss sich ja auch noch jemand um unsere Hotelgäste kümmern», bemerkt der zweifache Familienvater. Die vorgeschriebenen Distanzen können in dem grosszügigen Restaurant und Hotel gut eingehalten werden. Auch nach einem möglichen Lockout sieht er diesbezüglich keine Probleme. «Das Bewusstsein unserer Gäste hat sich während dieser Zeit sicherlich verändert, so dass ein eingeschränkter Betrieb bei einer Lockerung der Vorschriften auch bei den Gästen auf Akzeptanz stossen wird», ist Volker Beduhn überzeugt.

Vollzeit für Lehrlinge
Während die Festangestellten durch die Kurzarbeit nur noch mit einem 20- Prozent-Pensum arbeiten können, sind die Auszubildenden nach wie vor in Vollzeitbeschäftigung und mit fachmännischer Unterstützung grösstenteils für die Betriebsführung zuständig. Insgesamt beschäftigt der Bären 50 Angestellte, welche auf 39 Vollzeitstellen aufgeteilt sind. Daran möchte Volker Beduhn auch weiterhin festhalten. «Durch die Corona-Krise hat sich zwar unser Umsatz um etwa drei Viertel verringert, wenn ich aber die Rückmeldungen der Hotelgäste höre, hat es sich bisher ganz klar gelohnt, den Betrieb reduziert offen zu halten.» Auch der angebotene Take-away-Service eines Wochenmenus kann den Umsatz nicht in die Höhe treiben. «Der Absatz beläuft sich hier auf einem bescheidenen Niveau», muss Volker Beduhn feststellen. Ob er dieses Angebot auch nach der Krise beibehalten will, lässt er noch offen.

Umbau vorgezogen
Um die Gunst der Stunde zu nutzen, hat Volker Beduhn kurzerhand ein grösseres Umbauprojekt, welches für Frühjahr 2021 geplant war, vorgezogen. Bereits haben Baumaschinen begonnen, Wände im hinteren Teil der Küche einzureissen. Dort, wo im Moment noch die Rezeption mit der angrenzenden Küche ist, wird künftig eine Bar stehen, an der Gäste vor dem Essen ein Aperitif zu sich nehmen können. Die Küche werde in den hinteren Bereich verschoben und sei danach doppelt so gross, erklärt Volker Beduhn. Die gegenwärtige Küche bezeichnet er als Porsche mit kleinem Motor. Die Vergrösserung sei notwendig, da die Küchenbrigade in den engen Platzverhältnissen bisher eher kompliziert als effizient arbeiten musste, dabei aber Unglaubliches geleistet habe.
Mit dem Umbau werden auch die bestehenden Kellerräume logistisch besser erreichbar sein. Ebenfalls auf dem Bauplan steht eine neue Haustechnik und eine behindertengerechte Toilette. Zudem wird in der Gaststube noch etwas «Kosmetik gemacht», wie Volker Beduhn es nennt. «Das bestehende Buffet kommt weg und wird wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt», erklärt er. Eines ist ihm bei dem gesamten Umbau jedoch sehr wichtig. «Das, was historisch ist, soll auch historisch bleiben.» So soll nach dem Umbau, Ende August, den Gästen ein attraktiveres Angebot und den Angestellten ein interessanterer und schönerer Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden können.
Um den Umbau zu managen, wurde der ehemalige Besitzer René Brogli mit ins Boot geholt. Der bereits unermüdlich mit dem Telefon am Ohr und Bauplänen in der Hand durch die Räumlichkeiten eilt. Bald wird auch die     Küchencrew in ein Provisorium umziehen müssen.
Dazu steht neben dem Restaurant Bären eine Hütte, die an vergangene Westernzeiten erinnert. Sie wurde für die Umbauzeit vom Fraumatt-City Team zur Verfügung gestellt. Denn auch die Anlässe in der mobilen Westernstadt, welche wiederum diesen Sommer geplant waren, mussten wegen der Corona-Krise abgesagt werden.

Vielfältiges Angebot
Das Romantik Hotel Bären ist, wenn es nicht gerade wegen einer Pandemie auf Sparflamme läuft, ein florierendes Unternehmen. Der Hauptbereich liegt zwar beim Essen und Trinken, wie Volker Beduhn betont, das Angebot jedoch ist um einiges vielfältiger.
Besonders bei Hochzeitsgesellschaften ist der seit Januar frisch renovierte Belle-Epoque-Saal sehr beliebt und vor allem in den Monaten zwischen April und Oktober jeweils gut gebucht. Ebenso sind auch die Hotelzimmer und die sieben verschiedenen Suiten im gegenüberliegenden Gästehaus Kreuz jeweils stark ausgelastet. Obwohl über dem Kopf von Volker Beduhn eine dunkle Wolke schwebt, kann er dem Coronavirus auch etwas Positives abgewinnen. «Die gewonnene Zeit mit meiner Familie möchte ich nicht mehr missen.» Zeit, die er sich ohne das Virus nicht hätte nehmen können. Bis zum Ende des Lockdowns wird Volker Beduhn mit seinem Team bereit sein. Auch für all die Gäste, die diesen Sommer ihre Ferien lieber in der Region anstatt im Ausland verbringen möchten. «Wir haben eine schöne Wandergegend, sind touristisch nicht überlaufen und haben deshalb für unsere Gäste das richtige Angebot», ist er überzeugt. Obwohl der Umbau bis dahin wohl noch nicht fertig sein wird, kann er mit seiner Übergangsküche neben dem Haus doch einiges bieten. 

Von Marion Heiniger