• Letztes Jahr wurde der Haslibrunnen-Neubau an der Untersteckholzstrasse fertiggestellt. Im Zuge der feierlichen Eröffnung Ende Oktober 2023 hatte das Wohn-Provisorium des Alterszentrums seinen Zweck erfüllt und wurde überflüssig. · Bilder: Patrick Jordi

  • Leerstand: Anwohnende und Passanten fragen sich, was mit den Container-Wohnmodulen des Haslibrunnens geschehen soll. Recherchen zeigen, dass diese voraussichtlich von einer sozialen Institution im Aargau genutzt werden – ebenfalls als Provisorium während eines Bauprojekts. Bis zum Abtransport dauert es aber noch eine Weile.

31.05.2024
Langenthal

Wann darf das Feld wieder Feld sein?

Sie dienten während des Haslibrunnen-Neubaus als Provisorium und Ersatzlösung für das Alters­zentrum. Jetzt stehen sie jedoch schon seit längerer Zeit leer – die Container-Wohnmodule zwischen dem Geissberg-Friedhof und der Schützenstrasse. Man fragt sich: Wann kommen die gräulich-blauen Quader endlich weg? Und was geschieht mit der Landparzelle, nachdem die Module abtransportiert worden sind?

Über ein halbes Jahr ist es her seit der feierlichen Einweihung des Haslibrunnen-Neubaus an der Untersteckholzstrasse. Bald nach dem Bezug der brandneuen Räumlichkeiten, gegen Ende 2023, wurde die «Container»-Siedlung auf dem benachbarten Feld beim Friedhof Geissberg, schräg vis-à-vis des Kindergartens, überflüssig. Die Wohnmodule hatten der Haslibrunnen AG während der Bauzeit als Provisorium für ihre Bewohnerinnen und Bewohner gedient (siehe Infobox). Seit mehreren Monaten stehen die gräulich-blauen Quader des einstigen Übergangs-Altersheims also leer. Der Anblick des dreistöckigen Komplexes ist – jetzt, da dort kein Betrieb mehr herrscht und die Jalousien überall heruntergelassen sind – ein eher trister. Absperrgitter rund um das einstige Provisorium verhindern, dass Unbefugte das Gelände betreten können. Passanten und Anwohnende fragen sich allmählich: Kehrt noch einmal Leben in die «Container» zurück? Oder: Werden sie bald abtransportiert? Und – wenn die Wohnmodule tatsächlich verschwinden – wird die Landparzelle, die der Stadt Langenthal gehört, in naher Zukunft wieder in ihren Ursprungszustand zurückverwandelt? Wir erinnern uns: Vor der Übergangsnutzung war das Grundstück einfach ein unbebauter Fleck inmitten städtischen Siedlungsgebiets. Ein Feld, das landwirtschaftlich genutzt worden war.

Von anderem Projekt abhängig
Anfragen bei den zuständigen Stellen zeigen: Es ist geplant, dass die Wohnmodule in absehbarer Zeit verschwinden. Das Grundstück soll wieder in seinen alten Zustand zurückversetzt werden. Nicht ganz klar ist jedoch, was «in absehbarer Zeit» in diesem Zusammenhang heissen soll. Der Rückbau und Abtransport der «Container» ist nämlich vom Bauprojekt der Stiftung arwo aus Wettingen abhängig. Zirka vor einem Jahr führte diese Stiftung, eine soziale Institution im Aargau, eine öffentliche Submission zwecks Beschaffung eines Wohnprovisoriums durch. Die Anforderungen und das Layout für dieses Provisorium waren nahezu identisch mit den Wohnmodulen der Haslibrunnen AG. Der Modul-Erbauer, die Firma ALHO aus Wikon, nahm in Absprache mit der Haslibrunnen AG an dieser Submission teil und erhielt im Mai 2023 den Zuschlag verfügt. Die Stiftung arwo ist zurzeit mit den abschliessenden Planungen ihres Hauptprojekts beschäftigt, ähnlich wie es die Haslibrunnen AG bei der Umsetzung der diversen Planungsschritte und dem Erreichen aller notwendigen Bewilligungen für die Realisierung ihres Neubaus auch tun musste.

Zwischennutzung nicht möglich
Kurz gesagt: Es dürfte also noch einen Moment dauern, bis die Module tatsächlich abtransportiert werden, weil es Sinn macht, dass der Abbau und der Wiederaufbau am neuen Ort zeitlich koordiniert erfolgen können. Wäre jedoch bis zum Abtransport noch eine Zwischennutzung möglich gewesen? Hansjörg Lüthi, Geschäftsführer der Haslibrunnen AG, erklärt diesbezüglich die Hintergründe. Er weist darauf hin, dass die «Container» inzwischen wieder in den Besitz des Systembauers ALHO übergegangen sind. Die Firma sei derzeit auch für den technischen Unterhalt und die Sicherheit der «Container» in Langenthal zuständig. «Da die Module durch den Zuschlag anlässlich der oben erwähnten Submission nicht mehr frei disponibel sind sowie aufgrund einer zu kurzen Zeitdauer für eine Übergangslösung war es uns leider nicht möglich, eine Zwischennutzung zu realisieren», schreibt der Haslibrunnen-Geschäftsführer. Bis zum voraussichtlichen Abtransport bleiben die Module also leer. Abtransportiert werden sie dann, wenn die Voraussetzungen für den Wiederaufbau am neuen Standort rechtskräftig geregelt sind.

Keine zusätzlichen Friedhofsgräber
Bleibt abschliessend noch die Frage, was nach dem Verschwinden der Module mit der städtischen Landparzelle passieren soll. Dazu äussert sich Stadtschreiber Daniel Steiner wie folgt: «Sobald die Wohnmodule weg sind, wird das Grundstück von der Haslibrunnen AG wieder in den alten Zustand zurückversetzt und aller Voraussicht nach wieder so bewirtschaftet wie vorher – also als «Matte», bewirtschaftet von einem Bauernhof.» Konkrete (Umnutzungs-)Pläne für die Wiese seien ihm nicht bekannt, so Steiner. Gemäss dem geltenden Zonenplan der Stadt Langenthal ist die Parzelle Teil der «Zone für öffentliche Nutzungen K1 Kirche/Friedhof». In diesem Zusammenhang weiss man, dass das Landstück einst als Reserve für weitere Friedhofsgräber vorgesehen gewesen war. Daran erinnert sich auch der Stadtschreiber: «Als ich vor langer Zeit meine Stelle bei der Gemeinde antrat, war ab und zu die Rede von Erweiterungsmöglichkeit für den Friedhof, sollte das nötig werden. Inzwischen haben sich die Beerdigungssituationen stark verändert, der Friedhof ist – wie vielerorts – zunehmend eine grüne Fläche ohne Gräber. Dies unter anderem als Folge der gestiegenen Kremationszahlen.» Für die Reserve-Landparzelle neben dem Friedhof heisst das: Vielleicht stehen in Zukunft andere Nutzungen an. Oder es bleibt dabei und die Parzelle wird auch künftig als grüne Fläche beziehungsweise als Feld genutzt. Dazu Daniel Steiner: «In der bevorstehenden Revision des Zonenplans mit Baureglement wird dieser Punkt politisch sicherlich zu diskutieren sein.»

Von Patrick Jordi