• Peter Jenk und Angela von Niederhäusern bringen Interessierten den Beruf der Polizistin und des Polizisten näher. · Bild: Irmgard Bayard

22.01.2019
Langenthal

Warum nicht Polizist oder Polizistin werden?

Rund 500 Lernende der Abschlussklassen der Berufsfachschule Langenthal und Jugendliche weiterer Sek II-Schulen orientierten sich über Weiterbildungsmöglichkeiten. Viel Interesse weckte der Workshop «Polizist/-in Kantonspolizei Bern».

«Sehr interessant und informativ.» So beschrieben die vier befragten Lernenden die Ausführungen von Peter Jenk (Lehrgangsleiter Aus- und Weiterbildung) und von Angela von Niederhäusern (Generalistin), beide Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern (Kapo). Insgesamt 126 junge Frauen und Männer wollten in den drei Workshops der Kapo wissen, welche Aufgaben zum Polizeidienst gehören und vor allem, welche Anforderungen gefragt sind. «Kommunikations- und Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Loyalität, Flexibilität und Verantwortungsbewusstsein», hob Peter Jenk hervor. Gleich zu Beginn berichtigte er das Bild, welches Krimi-Liebhaber im Fernsehen von der Polizeiarbeit erhalten. Höchstens die Szenen im Schiesskeller seien vergleichbar. «Aber wir chlepfen und rennen nicht ständig rum.» Bevor man sich für die Ausbildung bewerben kann, muss man eine Berufsausbildung abgeschlossen haben und 21 Jahre alt sein. Bei der Aufnahmeprüfung wird nicht nur die Allgemeinbildung geprüft, sondern auch die Kondition.
Am Anfang müsse man viel Theorie lernen, erzählte Angela von Niederhäusern, welche den Lehrgang unlängst abschloss. Danach vermische sich dies mit dem praktischen Teil und viel Sport. Nach der Ausbildung an der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch folgt ein strukturiertes erweitertes Betriebspraktikum im sogenannten Lehrverband. Erst nach einer zweijährigen Stationierung bei der mobilen Polizei (Streifendienst) und Berufserfahrung kann man sich für eine Stelle bewerben und später spezialisieren.Wie unterschiedlich die Dienste sein können, erklärte Jenk anhand des Nachteinsatzes bei den Weltcuprennen in Adelboden. «Am Freitag war es ruhig, am Samstag hingegen ging es Schlag auf Schlag mit Schlägereien und anderem weiter.»

Gute Sprachkenntnisse sind wichtig
Viel Zeit nehme nach den Einsätzen jeweils die Schreibarbeit in Anspruch. «Deshalb sind gute Deutsch- und, in unserem zweisprachigen Kanton, Französischkenntnisse sehr wichtig», betonte Peter Jenk mehrmals. Ihre Ausbildung zur Kauffrau nütze ihr dabei sehr, erklärte Angela von Niederhäusern. «Der Schichtdienst hingegen war für mich anfangs schwierig», gab sie unumwunden zu. Mit der Ausbildung habe sie sich jedoch einen Traum erfüllt. «Von klein auf hat mich dieser Beruf fasziniert», verriet sie. Gab aber auch lachend zu, dass sie als Kind eigentlich Geheimagentin werden wollte. Das sei sie zwar nicht, aber ihr Traumberuf sei es trotzdem.
«Ich kann mir diesen Beruf für mich schon vorstellen», sagte nach der Information Michelle Hunziker aus Niederbipp. Probleme hätte sie höchstens bei der französischen Sprache. «Da bin ich ein Banause.» Die 16-Jährige absolviert eine Lehre zur Fachfrau Gesundheit (FaGe). Ihr ist der Beruf nicht fremd: «Viele meiner Verwandten sind bei der Polizei», verrät sie. Ähnlich ergeht es Natacha Kaufmann aus Bützberg. «Mein Bruder ist mitten in der Ausbildung zum Polizisten», so die 18-jährige FaGe-Lernende. Sie selber könne sich das auch vorstellen, «aber nicht sofort».

Alternativen vorhanden
Für den 19-jährigen Livio Ligorio aus Lotzwil steht praktisch fest, dass er sich an der Polizeischule bewerben will. Aus diesem Grund hat der Lernende Detailhandel schon vor dem Workshop Informationen eingeholt, die nun ergänzt worden sind. Zwar fand auch der 18-jährige Elias Kipfer aus Huttwil, ebenfalls in der Ausbildung im Detailhandel, den Workshop sehr interessant, er bevorzugt für sich jedoch eher eine Alternative. Aus diesem Grund besuchte er anschliessend die Weiterbildungsinformationen «Berufskarriere in der Armee» und «Pilot Swiss Airlines».

Rund 40 Weiterbildungsrichtungen vorgestellt
Der Informationsanlass tertiäre Weiterbildung der Berufsfachschule Langenthal (BFSL) werde seit etwa 18 Jahren durchgeführt, erklärte deren Rektor Thomas Zaugg. «Mit der Einführung der BMS haben immer mehr Fachhochschulen angefragt, ob sie ihr Angebot vorstellen könnten.» Also habe man sich für eine Konzentration an einem Tag entschlossen. Aktuell wirkten neben der Berner Fachhochschule und der Fachhochschule Nordwestschweiz ein Dutzend weitere Bildungsanbieter mit.
In diesem Jahr zeichnete erstmals Marco Schell, Abteilungsleiter Berufsmaturität, für die Organisation verantwortlich. «Dabei wurde ich durch Annina Uhlmann und Jana Wyss vom Sekretariat unterstützt», betonte er und erwähnte den erheblichen logistischen Aufwand.
Neben der Kantonspolizei (126 Personen) interessierte an erster Stelle die Weiterbildung im Bereich Soziale Arbeite (128). Für alle anderen knapp 40 Berufsbilder hatten sich zwischen 11 und 75 Personen eingeschrieben. Der Informationsanlass gilt als Schulzeit, die Themenauswahl hingegen ist jeweils frei.

Von Irmgard Bayard