«Wasser und Eier im Zentrum»
Organisiert von der Burgergemeinde Huttwil fand die 15. «Eiertütschete» am Ostersamstag statt. Am traditionellen Anlass
stand neu das Wasser im Zentrum. Historiker Jürg Rettenmund wusste Spannendes zu erzählen. Viele Besucher freuten sich
an fröhlichen Begegnungen und am «Tütschen» der schön gefärbten Eier.
Die kleine Wanderung und das anschliessende «Eiertütschen» fanden am Ostersamstag bei fast trockenem, aber etwas kühlem Wetter statt. Anton Lanz, Präsident der Burgergemeinde Huttwil, begrüsste die Anwesenden, darunter zahlreiche Behördenvertreter. Einen speziellen Gruss richtete er an Regierungsstatthalter Marc Häusler, der zusammen mit Markus Fuhrimann vom Amtssitz Wangen, in den südlichen Teil des Oberaargaus gekommen war.
«Das lebenswichtige Nass»
Die Burgergemeinde Huttwil hatte das «Eiertütschen» am Ostersamstag ursprünglich ins Leben gerufen, um die Etappen des Geschichten- und Sagenweges würdig einzuweihen. Mit der dreizehnten Auflage wurde dies abgeschlossen. Im letzten Jahr stand die Übergabe des Bildes bei den Seniorenwohnungen im Zentrum. Für die nächsten Anlässe soll nun das Wasser im Zentrum stehen, wie Anton Lanz dem Publikum beim Parkplatz Oberdorf verriet. So führte der Spaziergang zuerst zum Zonenpumpwerk von 1977, wo Jürg Rettenmund, Historiker und bester Kenner der Geschichte von Huttwil, Einblick in die Anfänge der Wasserversorgung vermittelte.
Er liess die Zuhörenden an der damaligen Wasserversorgungs-Einweihung vor fast 125 Jahren, am 14. Mai 1892, teilhaben. Er zitierte aus der Wasserversorgungs-Chronik von 1935: «Der Morgen wurde damit verbracht, das ganze Quellen- und Leitungsgebiet, inklusive Reservoir-Anlagen, abzulaufen. Zum Mittagessen stiessen auch die Herren Kommandant Zimmerli und Haller Bachmann aus Zofingen zur Festgesellschaft.»
«Die beiden Zofinger hatten im Fahrplan übersehen, dass sie den Dienstagvormittagszug nicht benutzen konnten (es war ja Samstag) und so machten sie den Weg von Langenthal in die Huttwiler Metropole zu Fuss, trotz ihrer ziemlichen Beleibtheit.» Durst hätten sie allerdings dann nicht haben müssen: «Wasser war ja genügend da, um ihn zu löschen», so Jürg Rettenmund.
Der Druckleitungstest
Weiter erzählte er, wie nach dem Essen der allverehrte Papa Studer aus Thun, der als Ingenieur das Werk projektiert hatte, sich zu den andern gesellte. Nach zwei Uhr begann damals im Beisein des beliebten Thuner Ingenieurs «Papa Studer» die Hydrantenprobe. Die 21 Hydranten mussten nacheinander ihre Strahlen spielen lassen. Zum Schluss bildeten die vier Hydranten auf dem Brunnenplatz ein Schauspiel mit Regenbogenfarben in den Sonnenstrahlen.
Infolge eines missverstandenen Kommandos drehten alle vier Hydranten ihre Standrohre exakt miteinander zu. Dies blieb nicht ohne Folgen und schon bald kam von der «Brauerei» der Bericht, dass infolge der geborstenen Druckleitung ein Wasserstrom durch das Strassenbett heraufbreche und alles überflute.
Das betreffende Stück war fehlerhaft, wie sich herausstellte, und den Unternehmer traf keine Schuld. Der Zwischenfall trübte die Freude über das Werk deshalb kaum.
Sauberes Wasser für die Lokomotive
Mit der neuen Zeit und dem Bau der Eisenbahn 1889 wurde auch Wasser gebraucht. Die Wasserversorgung war dazumal noch nicht gebaut.
So wurde den Versammelten, die sich inzwischen zum schön renovierten Brunnen im Gärtli des Restaurants Bahnhof verlagert hatten, aus den Erinnerungen von Fritz Christen, dem ersten Zugführer der LHB, deutlich, was für Probleme es geben konnte. «Zum Speisen der Lokomotive mit Wasser wurde in Huttwil das Abwasser von dem reichlich mit Wasser versehenen Brunnen von Minder Wagners auf dem Moos erworben. Zu Beginn des Betriebes im November 1889 war alles in Ordnung. Als aber im Frühling 1890 die verschiedenen Familien bei Wagners Brunnen ihre grosse Wäsche durchführten, da überraschte die gute Lokomotive mit einer ganz sonderbaren Einstellung. Der Führer und Heizer waren ratlos und konnten sich anfangs nicht erklären, warum sie trotz gutem Feuer keinen Dampfdruck fertigbrachten. Das Seifenwasser war einfach nicht zum Verdampfen zu bringen. Von da an wurden die Wäschetage auf dem Moos gemeldet, und der Zug musste beim bergwärts fahren im oberen Wannenbach anhalten und Wasser fassen», zitierte Jürg Rettenmund. Noch lange hätte man den spannenden Erzählungen lauschen mögen. Doch nun war es Zeit für die fröhliche «Eiertütschete».
Von der Burgergemeinde Huttwil waren die wunderschön gefärbten Eier, der würzige Käse sowie das knusprige Brot und die Tranksame gespendet.
Es war eine richtige Augenweide, wie sich die Köstlichkeiten auf dem
grossen Wagen in Heu und Körben präsentierten.
Mit zahlreichen Begegnungen, wertvollen Kontakten und in froher Runde klang die erweiterte «Eiertütschete» im «Bahnhofgärtli» aus. Alle Dabeigewesenen sind nun gespannt, welche «Wasser» an der 16. «Eiertütschete» 2018 erforscht werden.
Von Barbara Heiniger