• Markus Maag will mit dem Weiher die Biodiversität fördern. · Bild: Marianne Ruch

  • Ein Geburtshelferkrötenmännchen mit einem Eigelege. · Bild: Pro Natura/Jan Ryser

15.04.2021
Oberaargau

«Weiher soll im Spätsommer gebaut werden»

«Du bist ein Glögglifrösch!» Viele Leute, die jemanden so bezeichnen, wissen nicht, dass es ein Tier gibt, das aufgrund seines ­glockenhellen, flötenden Rufes Glögglifrosch genannt wird. Dabei handelt es sich um die Geburtshelferkröte, auch «Steichröttli» genannt. Im Spätsommer soll in Wyssachen bei Familie Maag ein Weiher für die Geburtshelferkröte entstehen. Die Kröte ist vom Aussterben bedroht. Das Ziel ist, die Art der Geburtshelferkröte in Wyssachen anzusiedeln.

Marianne Ruch im Gespräch mit Markus Maag, Weiherbauer  für Geburtshelferkröten in Wyssachen

Markus Maag, wie kamen Sie auf die Idee, in Wyssachen einen Weiher für Geburtshelferkröten zu bauen. Was ist Ihre persönliche Motivation dazu?
Wir haben im Bach Froschlaiche gefunden und ein paar in einem Kessel nach Hause genommen. So konnten unsere drei Kinder sehen, wie sich die Eier zu Kaulquappen entwickeln. Anschliessend haben wir sie wieder im Bach ausgesetzt. Doch nach einem starken Regen wurden alle Kaulquappen weggespült. Daher kam mir die Idee, für die Tiere einen Lebensraum zu schaffen. Ich habe mich bei der Abteilung Naturförderung des Kantons Bern erkundigt und zusammen mit einem Biologen aus Bern die Situation vor Ort angeschaut. Durch unser Gruppenhaus «Melli» haben wir oft Besuch von Schulklassen. Der Weiher ist ein sehr interessanter Ort, um mit Kindern die Natur zu entdecken. Ich arbeite gerne in der Natur und leiste so meinen Beitrag zur Förderung der Biodiversität.

Wie gross wird der Weiher?
Er wird rund 6x12 m gross und 80 Zentimeter tief. Der Weiher soll zusammen mit dem Bach, der Qualitäts- Hecke, dem Wald und einigen Steinelementen einen wertvollen Lebensraum bieten. Das Wasser für den Weiher können wir aus bereits bestehenden Drainagen entnehmen. Dadurch können wir gewährleisten, dass der Weiher nicht austrocknen wird.

Wann haben Sie geplant zu bauen?
Wir planen, den Weiher im Spätsommer zu bauen.

Werden Sie von Naturschutzvereinen unterstützt?
Nein, leider nicht.

Gibt es in der Region noch andere Weiher für Geburtshelferkröten?
Es gibt im Wasen Standorte mit der Geburtshelferkröte. Die Kröten wandern bis zu 1,5 Kilometer weit auf der Suche nach neuen Standorten. Daher ist die Möglichkeit gegeben, dass diese auch in Wyssachen vorkommen.

Warum gerade für die Geburtshelferkröte?
Die Kröte ist eine Ziel-Art im Vernetzungsprojekt Oberaargau. Bund und Kanton wollen so mit verschiedenen Massnahmen Lebensräume von Kleinlebewesen aufwerten. Das bedeutet, dass die Art vom Aussterben bedroht ist, weil ihr der Lebensraum fehlt. Die Kröte braucht einen besonnten Weiher mit grossen Steinen. Das Männchen trägt die Eier auf dem Rücken und reguliert die Temperatur, indem es in den Steinen den Standort verändert. Ziel ist es, diese Art anzusiedeln.

Wird es auch Platz für andere Tiere im Weiher haben?
In erster Linie wollen wir die Geburtshelferkröte fördern. Da sie hohe Ansprüche an den Lebensraum hat, profitieren auch viele andere Arten wie der Laubfrosch oder Insekten.

Sie haben ein Baugesuch für den Weiher publiziert, warum?
Ich habe mich von der Abteilung ­Naturförderung beraten lassen. Da ich Bachabstand und Waldabstand unterschreite und einen Eingriff in die Natur vornehme, muss es den ordentlichen Weg gehen, damit mein Versuch, Lebensraum aufzuwerten, nicht plötzlich im Behördensumpf untergeht ...

Sie bewirtschaften einen Landwirtschaftsbetrieb?
Ja, wir bewirtschaften insgesamt 15 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche und haben dazu 160 Holunderbäume für die Blütenproduktion für die Firma Ricola, 16 Mutterkühe und eine 4000 Bio-Legehennenaufzucht. Zudem haben wir auch noch das Gruppenhaus mit 40 Betten für Klassenlager, Geburtstagsfeste, Jungschilager und so weiter.

Und zusätzlich arbeiten Sie auch noch im Nebenerwerb?
Ich arbeite zu gut 20 Prozent als Landwirtschaftlicher Berater beim IP Ring Waldhof im Bereich Ökologischer Leistungsnachweis, Biodiversität, Vernetzung und Landschaftsqualität.

Gut zu wissen
Maagfarm.ch: Markus und Anja Maag, Schürliacher 190, Wyssachen, Telefon 062 966 18 06, www.maagfarm.ch, instagram: @maagfarm. Unter www.karch.ch können weitere Infos über die Kröte nachgelesen werden.