Weltmeister-Titel mit einem Sieg gekrönt
Rohrbachs Töffheld Dominique Aegerter hat es geschafft: Der 32-Jährige ist erneut Weltmeister in der Supersport-Klasse. Im ersten Rennen von Indonesien reichte der Nummer 77 ein vierter Platz zur Titelverteidigung, weil WM-Rivale Lorenzo Baldassarri aus Italien stürzte und leer ausging. Im zweiten Rennen am Sonntag krönte er den WM-Titel mit seinem 16. Rennsieg der Saison.
Motorsport · Vier Chancen hatte der 32-jährige Rohrbacher Töffpilot Dominique Aegerter, um seinen Supersport-WM-Titel vom Vorjahr zu wiederholen. Und der Oberaargauer hat gleich die erste der vier Möglichkeiten genutzt. Und zwar mit gütiger Unterstützung des einzigen Piloten, der Aegerter den Titelgewinn noch streitig hätte machen können.
Entscheidung schon in der zweiten Runde
Bereits nach etwas mehr als einer der insgesamt 18 Runden im ersten von zwei Rennen auf der indonesischen Insel Lombok auf dem komplett erneuerten 4,3 Kilometer langen Mandalika Circuit war die WM praktisch entschieden. In der ersten Kurve der zweiten Runde rutschte dem Italiener Lorenzo Baldassarri das Hinterrad weg, worauf er einen heftigen High-sider produzierte. Nach einem Überschlag knallte er kopfüber auf den Asphalt. Der einzige verbliebene Titelaspirant neben Aegerter konnte die Rennstrecke zu Fuss verlassen. Eine Rückkehr ins Rennen war aber undenkbar. So musste die Rohrbacher Nummer 77 nur noch das Rennen zu Ende fahren, um sich die WM-Krone zu sichern. Vom dritten Startplatz losgefahren, fiel Aegerter zwischenzeitlich auf die siebte Position zurück. Die meiste Zeit des Rennens steuerte er seine Maschine an fünfter oder sechster Position. Ohne jegliches Risiko einzugehen, brachte der Oberaargauer damit den WM-Titel ins Trockene. Auf der Zielgeraden konnte er noch einen Konkurrenten hinter sich lassen und erreichte schliesslich mit dem 4. Rang die schlechteste Saisonklassierung von allen Supersport-Rennen, welche er finishte. Dies spielte Aegerter aber überhaupt keine Rolle. Er hatte ein einziges grosses Ziel: die WM-Krone. «Ich wusste, dass ich in diesem Rennen einfach drei Punkte mehr sammeln musste als Baldassarri, um den Sack zuzumachen. Dies ist mir gelungen, obwohl ich mir natürlich gewünscht hätte, dass es sportlich passiert und nicht durch das Sturzpech meines Konkurrenten», so der erfolgreiche Supersport-Titelverteidiger.
Statt Feier seriöse Vorbereitung
Gefeiert wurde nicht. «Trotz dem Titelgewinn ging ich früh zu Bett, um für das zweite Rennen bereit zu sein. Mein niederländisches Ten Kate-Team hat die ganze Saison über einen Topjob geleistet, was ich am Sonntag mit einem Spitzenresultat belohnen wollte», so Aegerter. Während sich der Oberaargauer erholte, tüftelten die Ten Kate-Techniker die ganze Nacht hindurch an der Abstimmung der Yamaha-Supersport-Maschine, um die aufgetauchten Grip-Probleme in den Griff zu kriegen. «Das Team leistete einen fantastischen Job», lobt Aegerter.
Den WM-Titel mit Sieg gefeiert
Das zweite Rennen in Indonesien fand bei brutaler Hitze statt. «Die Bedingungen heute waren heftig. Es war unbeschreiblich heiss. Die Asphalttemperaturen kletterten auf 66 Grad – und die Luftfeuchtigkeit war fast unerträglich», berichtet der Weltmeister. Der Start war wie am Samstag verhalten. Von der dritten Position überquerte er die Ziellinie nach der Startrunde nur an siebter Stelle. Wenig später war der Rohrbacher an neunter Stelle anzutreffen. Doch dann zeigte der Rohrbacher eindrücklich, wie ein Töffpilot ohne jeglichen Druck ein Rennen fahren kann. Er schnappte sich Fahrer um Fahrer. Und Ende der siebten, eingangs der achten Runde zündete der «Domi-Fighter» den Turbo. Innerhalb von 59 Sekunden schoss die Nummer 77 an Federico Caricasulo (Italien), Can Öncü (Türkei) und Niki Tuuli (Finnland) vorbei an die Rennspitze. Zwar konnte der Finne auf den nächsten Rennrunden noch zweimal kurz kontern, hielt die Spitze aber nur einige wenige Kurven lang. Und Nico Tuuli war dann auch dafür verantwortlich, dass das Rennen vorzeitig beendet wurde. Aegerter, mittlerweile mit grossem Vorsprung an der Rennspitze, wurde sechs Runden vor Schluss vorzeitig als Sieger abgewunken. Die rote Flagge für den Rennabbruch erfolgte, weil die Maschine des eine Runde zuvor gestürzten Finnen nicht von der Strecke geborgen werden konnte. Der frischgebackene Doppel-Supersport-Weltmeister feierte damit seinen 16. Saisonsieg in dieser Rennklasse. «Unbeschwert konnte ich zum Sieg fahren», freut sich Aegerter. «Mit dem Gewinn von zwei Meisterschaften innerhalb einer Saison habe ich meine Träume erfüllt», strahlt der Sonnyboy des Töffsports. Bereits im September hatte er sich den Gewinn des MotoE-Weltcups gesichert.
Dank an das Team
«Ohne mein Team wäre der totale Erfolg nicht möglich gewesen. Dazu gehört die technische Unterstützung, der Support des Reifenherstellers und des Kraftstoffpartners, aber auch die Unterstützung meiner Familie, meiner Freunde und meiner Sponsoren. Ohne sie wäre ich nicht in der Lage, diesen fantastischen Job zu machen und die Weltmeisterschaft drei Rennen vor Schluss zu gewinnen», zeigt sich Aegerter dankbar. Bevor verschiedenste Feierlichkeiten mit dem Rohrbacher Töffhelden beginnen, wird er noch an den beiden abschliessenden Supersport-Rennen der WM 2022 auf Philip Island am kommenden Wochenende antreten. Die Supersport-WM gewinnt Dominique Aegerter mit grossem Vorsprung vor Lorenzo Baldassarri (Italien) und Can Öncü (Türkei) vorzeitig.
Resultate: Rennen Samstag (18 Klassierte): 1. Niki Tuuli, Finnland, 30:49,225; 2. Federico Caricasulo, Italien, 30:52,753; 3. Can Öncü, Türkei, 30:53,451; 4. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 30:55,254. – Rennen Sonntag (22): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 21:03,745; 2. Stefano Manzi, Italien, 21:04,215; Can Öncü, Türkei, 21:08,126. – WM-Stand (22/24): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 462 Punkte; 2. Lorenzo Baldassarri, Italien, 359; 3. Can Önkü, Türkei, 248; 4. Nicolo Bulega, Italien, 210; 5. Stefano Manzi, Italien, 207.
Von Stefan Leuenberger